Bezirke Güssing und Jennersdorf
Corona traf Arbeitsmarkt im Jahr 2020 massiv
Die Corona-Krise hat im abgelaufenen Jahr auf dem regionalen Arbeitsmarkt tiefe Schneisen geschlagen.
Im Bezirk Jennersdorf stieg die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt 2020 um 44,6 %, das war der höchste Zuwachs im Burgenland. Im Bezirk Güssing lag der Anstieg der Arbeitslosigkeit übers Jahr gerechnet bei 27,9 %.
Hohe Arbeitslosenzahlen
Im März waren rekordverdächtige 1.347 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) Stegersbach vorgemerkt, im April 1.285 und im Dezember, als die saisonelle Winterarbeitslosigkeit einsetzte, 1.110. "Frauen waren von März bis November signifikant mehr gemeldet als Männer", weiß AMS-Leiterin Sonja Marth. "Die Kinderbetreuungspflichten und der Heimunterricht nach der Schließung von Schulen und Kindergärten haben es sehr schwer gemacht, als arbeitslos vorgemerkte Frauen zu vermitteln."
Krisen-Branchen
Im Bezirk Jennersdorf traf es einige Branchen mit besonderer Wucht. "In der Gastronomie und Beherbergung war die Arbeitslosigkeit um ein Drittel höher als 2019, auch am Bau hat sie durch das verzögerte Anlaufen im Frühjahr unter dem Strich zugenommen", erläutert AMS-Leiter Harald Braun.
In besonderer Weise traf den Bezirk Jennersdorf, aus dem viele nach Graz, Gleisdorf oder Fürstenfeld pendeln, die industrielle Talfahrt in der Steiermark. "Die Produktion etwa in der Autozulieferindustrie wurde zurückgefahren und hat sich noch nicht erholt", so Braun. Allein 51 Personen aus dem Bezirk Jennersdorf, vor allem Leiharbeiter, seien nicht mehr zu vermitteln gewesen.
Insolvenzwelle droht
Für 2021 lassen sich derzeit nur allgemeine Prognosen treffen. "Die Kurzarbeit hat vieles abgefedert, zu Insolvenzen ist es daher kaum gekommen", so Braun. "Aber die Stundungen von Finanzabgaben und Krankenkassenbeiträgen laufen irgendwann aus. Ich fürchte, dass viele Insolvenzen drohen", sagt Marth. Wahrscheinlich sei, dass es vor allem Kleinbetriebe und Einzelunternehmen treffen werde, meint Braun.
Um den Schaden möglichst gering zu halten, steht dem Arbeitsmarktservice für heuer ein enormes Budget zur Verfügung. 10,5 Millionen Euro hat die Bundesregierung alleine für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen im Burgenland freigegeben. Schwerpunkte sind Technik für Frauen. Pflege und Individualförderungen. Beispielsweise fixiert sind für die Bezirke Güssing und Jennersdorf bereits Kurse für Pflegeassistenzen und für Heimhilfen.
Lehrlingszahl gestiegen
Zu den wenigen Lichtblicken zählt das steigende Interesse an der Lehre. Die Zahl der Lehrlinge stieg 2020 im Bezirk Güssing von 213 auf 222. Im Bezirk Jennersdorf waren 145 Lehrlinge in Ausbildung, 2019 waren es noch 142 gewesen.
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