Zwischen Weltverbesserung und Selbstausbeutung
„Egal wo du hingehst, nimm eine Frau mit!“ diesen persönlichen Tipp gab die Salzburger Stadträtin für Umwelt & Bau Martina Berthold beim Expertinnenstammtisch im Haus der Frauen – Erholungs- und Bildungszentrum in St. Johann/Herberstein den interessierten Frauen im Publikum. Neben ihr sprachen und diskutierten Lena Jäger, Initiatorin des Frauenvolksbegehrens, Christina Kraker-Kölbl, Theologin, Geschlechterforscherin & Leiterin eines Frauenhauses in Kärnten sowie Christina Lind, stellvertretende Geschäftsführerin des AMS Steiermark zum Thema „Frauen auf der gesellschaftspolitischen Überholspur“.
Martina Berthold nutzt ihre Rolle in der Öffentlichkeit besonders, um Frauen zu fördern, als Role Models vor den Vorhang zu holen und sich untereinander zu stärken. Lena Jäger, die sich selbst als „perfektes feministisches Kind“ bezeichnete, erzählte von ihren Erfahrungen als exponierte Feministin. Hier gehören Hetzkampagnen oder persönliche Anfeindungen leider dazu. Sie selbst hat diese negativen Angriffe aber immer als Anfeindung der Rolle verstanden, die sie einnimmt und konnte sich auch dank Supervision persönlich gut abgrenzen. Ihr wäre es politisch sehr wichtig, eine Neubewertung von Arbeit im Sinne von Gleichbehandlung und Gleichwertigkeit vorzunehmen und das Pflegethema von den Frauen weg als allgemeines gesellschaftliches Phänomen und Auftrag für Frauen und Männer zu verstehen. Christina Kraker-Kölbl nannte als ersten Stolperstein in ihrem Leben „weil ich ein Mädchen bin.“ Damals war es ihr verwehrt, sich als Ministrantin oder bei der Freiwilligen Feuerwehr einzubringen. Aber die Pfarre gewann sie später als Engagierte und ermöglichte ihr ein regionales Mitgestalten und einige sehr wertvolle Weiterbildungen. Sie weist darauf hin, dass alles Private auch politisch ist und wir als Frauen verstärkt das Frauenfachwissen anzapfen und uns auch immer auf andere Frauen berufen und sie zitieren sollten. Christina Lind ist schon früh aufgefallen, dass ihre Mama und Oma nie das arbeiten durften, was sie wollten. Ihr liegen bei ihrer Arbeit Frauen besonders am Herzen. Ihre Position erlangte sie, weil sie sich dachte „und jetzt mache ich es selbst!“ Wenn man als Frau etwas verändern möchte, ist es wichtig, auch machtvolle Positionen auszuüben. Frauen befähigen und sie groß werden lassen ist ein Anliegen, das sie mit viel Herzblut verfolgt. So hat das AMS Steiermark eine weibliche Führungsquote von 42 % mit dem Ziel diese bis 2024 auf 50 % zu steigern.
Hilfreiche Tipps für Frauen: sich nicht unter Wert zu verkaufen und vorher zu checken, was für ähnliche Positionen bezahlt wird, zu überlegen, wo bin ich Expertin, eigene Erfolgsgeschichten auf den Tisch legen und erzählen und wenn man etwas verändern möchte, auch machtvolle Positionen anzustreben.
Die Anwesenden konnten wertvolle Tipps mit nach Hause nehmen und bewerteten den Stammtisch als sehr inspirierend, erfrischend und ermutigend.
Link-Tipp: frauendomaene.at: Expertinnendatenbank für die Suche nach Expertinnen oder um sich selbst einzutragen.
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