Interview
Ära Fidlschuster geht zu Ende
REO-Geschäftsführer Horst Fidlschuster wechselt in den Ruhestand; das große Interview zum Abschied.
WOCHE: Sie waren jetzt insgesamt 24 Jahre Geschäftsführer der Regionalentwicklung Oststeiermark. Wie hat sich die Region während dieser Zeit verändert?
HORST FIDLSCHUSTER: In den 90er Jahren, als wir mit Regionalmanagement begannen, war die Oststeiermark noch sehr stark landwirtschaftlich/ländlich geprägt, die Sommerfrische ging dem Ende zu, der Thermenboom hat eingesetzt, der „Garten Österreichs“ hat erste Blüten hervorgebracht und die Bevölkerungsentwicklung war negativ. Unsere Region wurde damals, gemeinsam mit dem Waldviertel, so ein bisschen als das „Armenhaus Österreichs“ bezeichnet!
Knapp 25 Jahre später ist die Oststeiermark eine zunehmend von innovativer Industrie geprägte Region, der Tourismus ist flächendeckend auf immens hohem Niveau, im Bereich Kulinarik sind wird sicherlich eine der am stärksten entwickelten Regionen in Österreich und die Bevölkerungszahlen steigen wieder. Die Oststeiermark und das belegen auch alle maßgeblichen Kennzahlen, ist eine Region zum Leben, Wirtschaften und Genießen geworden.
Wo lagen die Schwerpunkte Ihrer Tätigkeit?
Ursprünglich lagen die Schwerpunkte in der Begleitung der EU-Förderprogramm. Das war ja 1996 auch ein maßgeblicher Grund „Regionalmanagement“ in der Steiermark einzuführen. Zwischenzeitlich sind wir vom Regionalmanagement zur Regionalentwicklung geworden. Unsere Aufgaben beruhen nicht mehr auf „Freiwilligkeit“, sondern sind ganz klar auf einer gesetzlichen Grundlage geregelt. Unsere Budgets haben sich verzehnfacht, somit haben wir nun aktive Gestaltungsmöglichkeiten. Inhaltlich sind wir dabei im Bereich „Wirtschaftsstandort Oststeiermark“, im Tourismus, in den Bereichen Jugend und Bildung und zunehmend im Bereich Öffentlicher Verkehr tätig.
Welche besonderen Meilensteine/Highlights hat es während dieser rund zweieinhalb Jahrzehnte gegeben?
Regionalentwicklung ist nicht die „große Bühne“ mit den riesigen Scheinwerfern. Es zählen eher die vielen kleinen Erfolge, wenn Projekte positiv und vor allem nachhaltig abgeschlossen wurden. Das waren für mich immer Highlights. Ich erinnere dabei an die Großwindanlage auf der Sommeralm, das Gemini-Haus, den Aufbau der „Landlust-Betriebe“, die LEO-GmbH oder an SAM unser Sammeltaxi. Wobei sich die Liste noch lange fortführen lässt. Wenn man jedoch ein Highlight herausgreifen möchte so war sicherlich die Preisverleihung des „Europäischen Innovationspreises für Regionalentwicklung“ vor dem Ausschuss der Regionen in Brüssel ein solches. Das war sicherlich ein besonderer Höhepunkt, weil erstmals eine österreichische Region mit diesem Preis ausgezeichnet wurde.
Sie übergeben Ihr Amt während einer ganz besonders herausfordernden Zeit an Ihren Nachfolger Franz Kneißl. Wo sehen Sie akuten Handlungsbedarf, um die regionalen Folgen der Krise möglichst rasch zu bewältigen?
Wir haben ja bereits reagiert und werden den Tourismus noch stärker im innerösterreichischen Marketing unterstützen um die heimischen Betriebe rasch wieder auf den Markt zu bringen. Weiters werden wir noch mehr Augenmerk auf die Vermarktung des Wirtschaftsstandort Oststeiermark, in Zusammenhang mit Klimaschutz/-wandel legen. Und ein ganz besonderer Schwerpunkt wird in der Regionalen Nahversorgung liegen. Dazu zählen Maßnahmen, die unserer Bevölkerung den Kauf regionaler Produkte direkt im Geschäft vor Ort, Online auf www.oststeiermarkt.at oder bei Selbstbedienungsautomaten erleichtern soll. Das sichert regionale Arbeitsplätze und Unternehmen und schont die Umwelt.
Anmerken darf ich jedoch, dass Franz Kneißl ein sehr erfahrener Mann ist der die Oststeiermark sehr gut kennt und daher weiß worauf er aufbauen kann und welche neuen Akzente es nun benötigt.
In welchen Bereichen der Regionalentwicklung gilt es in den nächsten Jahren besondere Schwerpunkte zu setzen?
Inhaltlich werden sicherlich die Themen „Klimaschutz/-wandel“, Tourismus, familienfreundliche „Wirtschafts- und Lebensregion“, Jugend und Bildung/Berufsorientierung sowie Mobilität im Fokus der Regionalentwicklung stehen. Und daher wird es besonders wichtig sein gerade in diesen Bereichen die Strukturen zu optimieren, da ich der Meinung bin, dass wir uns vereinzelt immer noch auf zu kleinen Einheiten bewegen um effizient Maßnahmen realisieren zu können.
Und zum Abschluss eine private Frage: Welche Schwerpunkte wird Horst Fidlschuster in seiner Pension setzen?
Ich freue mich auf die Zeit mit meiner Frau und meiner 9-jährigen Tochter, den Pferden werde ich auch wieder mehr Zeit widmen können und ich habe mir vor drei Jahren einen Jugendtraum erfüllt und mir eine „fette“ Harley Davidson zugelegt. Und ich schließe auch nicht aus, mich bei dem einen oder anderen gesellschaftspolitischen Thema stärker zu engagieren. Also, keine Sorge, langweilig wird mir nicht!
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