Ilz und Gora

Aus Katastrophenhilfe wurde internationale Freundschaft

Auch drei Jahre nach dem schweren Erdbeben südlich der kroatischen Hauptstadt Zagreb bringt die Erdbebenhilfe des Rotary Club Fürstenfeld erfreuliche Früchte hervor: im Rahmen einer lebendigen Schulpartnerschaft zwischen Ilz und Gora besuchten kürzlich Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Ilz ihre kroatischen Kollegen.

ILZ/ GORA. Es war der 29. Dezember 2020, als ein Erdbeben der Stärke 6,4 auf der Richterskala das Gebiet rund um die südlich von Zagreb gelegenen Kleinstädte Sisak, Petrinja und Glinja erschütterte.

Zur Einordnung: während bei einem Erdbeben der Stärke vier Gläser zu scheppern beginnen und eine Erschütterung deutlich wahrnehmbar ist, sind ab einer Stärke von 6 bereits ernste Schäden an Gebäuden und Todesopfer zu erwarten.

Steirische Hilfswelle

Im Gefolge des kroatischen Erdbebens von 2020 kam es zu einer wahren Hilfswelle quer durch die Oststeiermark: Feuerwehren entsendeten Abordnungen und die Bevölkerung beteiligte sich mit Geld- und Sachspenden in beachtlicher Höhe.

Allein von Ilz aus machten sich am 6. Jänner 2021, also knapp eineinhalb Wochen nach der Katastrophe ein Transport von 50 Paletten an Hilfsgütern auf den Weg in die erschütterte Region.

Beklemmender Anblick

Das Bild, das sich den ersten steirischen Einsatzkräften, welche noch vor Silvester 2020 eintrafen, bot, beschrieb Kollegin Teubl-Lafer seinerzeit als „beklemmend“.

„Vielerorts gab es beträchtliche Sachschäden. Kaum ein Rauchfang der sich am Dach hielt, Risse in den Dächern, zersplitterte Ziegel, abgebrochene Mauerteile, zerstörte Einfriedungen und Straßen – bis hin zu vollständig eingestürzten Gebäuden.“
Veronika Teubl-Lafer in ihrem Bericht zur oststeirischen Hilfswelle

Hilfe seit der ersten Stunde

Ebenfalls als Helfer der ersten Stunde engagierten sich der Rotary Club Fürstenfeld unter dem damaligen Präsident Werner Gutzwar und Projektleiter Hans-Peter Reisinger. Die Rotarier stellten neben sieben Holzhäusern und Gegenständen des täglichen Bedarfs für die notleidende Bevölkerung in den Dörfern rund um Petrinja bereit.

Schule stand vor der Schließung

Das größte Sorgenkind war jedoch die örtliche Landschule in Gora, deren Kinder allesamt aus jenen Dörfern stammten, die der RC Fürstenfeld unterstützte. „Die Verantwortlichen wollten die Schule in Gora gar nicht mehr renovieren oder neu aufbauen“, erklärte die damalige Direktorin Valentina Vujnovic.

„Hier wollen wir nicht wegschauen und haben unsere Hilfe angeboten“, hielt Projektleiter Reisinger – er ist aktuell auch der Schulleiter der Mittelschule Ilz – entschieden fest und versprach das Engagement der Ilzer Mittelschule für die bedrohte Landschule von Gora.

Und dieses Versprechen wurde gehalten. Im Laufe der Jahre stellte der RC Fürstenfeld der Partnerscle in Gora insgesamt 50.000 Euro zur Verfügung. „Der damit errichtete EDV-Raum und das Chemielabor sind digitale Meilensteine.“, erklärt der aktuelle Präsident des RC Fürstenfeld, Gerd Bauer mit Stolz.

Erholung für traumatisierte Kinder

In den Osterferien 2023 waren im Rahmen des Hilfsprojekts 14 traumatisierte Kinder aus dem Erdbebengebiet auf Erholung in Fürstenfeld. Und kürzlich kam es zu einem Gegenbesuch von ebenfalls 14 Ilzer Schülerinnen und Schüler, die drei unvergessliche Tage in Kroation erlebten.

Doch der RC Fürstenfeld und die MS Ilz kamen nicht mit leeren Händen. Als „Gastgeschenk“ übergaben die Jugendlichen 9.300 Euro, die sie selbst in den Wochen vor Weihnachten für den Wiederaufbau der Schule in Gora gesammelt haben. „Als Schulleiter der Mittelschule Ilz lag mir der Wiederaufbau der Schule besonders am Herzen“, sagt Hans-Peter Reisinger.

„Unser besonderer Dank gilt Klara Perekovic, der Direktorin der Schule in Gora, mit ihrem Team sowie der Familie Mitar, die nicht nur die österreichische Gruppe begleiteten, sondern den Besuch vorbereiteten.“, ergänzt Präsident Bauer.

Internationale Freundschaft stärken

Beide Seiten sind jedenfalls fest entschlossen diese Schulpartnerschaft fortzusetzen: Als nächster Schritt wird ein kroatisches Lehrerteam nach Ilz kommen um die Möglichkeiten einer
Zusammenarbeit zu diskutieren.

„Internationale Freundschaften und gegenseitige Hilfe in Zeiten wie diesen – was gibt es Schöneres!“

, zeigen sich die Fürstenfelder Rotarier erfreut und berührt.

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