Ausstellung Galerie Theodor von Hörmann Imst
„Ein Leben durch die Kunst“ zum 85. Geburtstag der Malerin Adelheid Schmid-Nuss

Beeindruckend intensiv hat die Künstlerin in den letzten Monaten an der Ausstellung gearbeitet, die zwanzig Exponate umfasst.
61Bilder
  • Beeindruckend intensiv hat die Künstlerin in den letzten Monaten an der Ausstellung gearbeitet, die zwanzig Exponate umfasst.
  • hochgeladen von Alexandra Rangger

IMST(alra). Zum 85. Geburtstag von Adelheid Schmid-Nuss präsentiert die Städtische Galerie Theodor von Hörmann  „Ein Leben durch die Kunst“ mit überwiegend neuen Werken der Silzer Künstlerin. Neben charakteristischen Akten widmet sich Schmid-Nuss auch der Abstraktion und Naturmotiven. Weiters werden Upcycling-Arbeiten von Ursula Beiler gezeigt, die  eine weitere Facette kraftvoller weiblicher Kunst einbringt. Beide Künstlerinnen unterstreichen damit die Diversität und Innovationskraft von Frauen in der Kunst. Die Ausstellung lädt bis zum 4. Mai dazu ein, die vielschichtigen Werke zu entdecken.

Der Einladung zur Vernissage war das Publikum zahlreich gefolgt – immerhin galt es einen großen Geburtstag und vor allem eine große Künstlerin der Region zu würdigen. Nach der Begrüßung durch Kulturreferentin Barbara Hauser erfolgte eine umfassende Einführung zum Werk und zu Adelheid Schmid-Nuss durch den ehemalige Kulturjournalisten Markus Hauser. Der langjährige Wegbegleiter der Künstlerin verschaffte besondere Zugänge zu den Exponaten.

„Als exzellente Malerin gelten ihre künstlerischen Betrachtungen der Tagespolitik ebenso wie der griechischen Mythologie und ganz speziell den Fragen um das Menschliche, um das Existenzielle“,

so Markus Hauser. Anmutig und stimmig gestaltete sich der musikalische Part der Eröffnung mit Jemima Rangger an Klavier und Gesang und Marie Pfennig am Gesang.

Zeitlebens entschlossen und unabhängig

Adelheid Schmid-Nuss wurde 1939 in München geboren. Ihre aus dem Ötztal stammende Mutter wählte die Bayernmetropole, um sich beruflich zu festigen. Den gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen in dieser Zeit setzte sich Schmid-Nuss entgegen. Sie wählte entschieden einen Weg für und durch die Kunst, der sie an die Akademie in München brachte. Dort sammelte die junge Frau in einer Männerdomäne lehrreiche Erfahrungen – eine davon war jene aufgrund des Geschlechts nicht anerkannt und nur belächelt zu werden. Trotz dieser Hindernisse ließ sich Schmid-Nuss nicht entmutigen. Sie setzte sich von Anfang an als Malerin durch und führte ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben als freischaffende Künstlerin. Seit 1980 lebt sie in Silz, wo sie lange Zeit auch ihre eigene Galerie Renu betrieb.

Zwischen Selbstfindung und Unergründbarkeit

Der Titel „Ein Leben durch die Kunst“ ist eine deutliche Ansage, hinter der durchaus auch das ewig Kämpferische steht, ohne dass sich im Metier kaum Fuß fassen lässt – ohne dass sich aber auch persönlichkeitsbildende Positionen schwer festigen lassen. Beides ist Adelheid Schmid-Nuss gelungen. Strömungen ließ sie vorbeiziehen. Sie blieb der Aktmalerei treu, deren Ausdruckskraft sie stets als Mittel zur Selbstfindung und Offenbarung ihrer Innenwelt nutzte. Dass sich in ihren Arbeiten durchaus auch extreme Gegensätze ahnen lassen und zugleich vieles ohnehin unergründbar bleibt, verleiht ihren Bildern große Spannung. Durch ihre meisterhafte Arbeit mit Farben schafft sie eigene Dimensionen, die sich als emotionale Ebenen jenseits der rein visuellen Wahrnehmung manifestieren. Sie spielt faszinierend mit Licht, mit Tiefe mit Formen und es entsteht der Eindruck, dass in ihren Werken bisher ungesehene Farbnuancen wahrzunehmen sind – sie den Farben etwas zu verleihen vermag, das es neu zu entdecken gibt.

Ewig erforschen, erkunden, entdecken

Zwanzig Bilder in Öl mit Kreide auf Leinwand präsentiert Schmid-Nuss in Imst. Entstanden sind die Werke sehr aktuell, was auf eine bemerkenswerte Dynamik und künstlerische Agilität der 85-Jährigen schließen lässt. Vorwiegend zeigt sie Akte, denen ein wunderbares Selbstverständnis inne liegt. Die Körper sind weich, wesentlich, wissend – sie breiten sich in Ahnungen und große Geschichten erzählend über die Leinwand aus. Die Bilder zeugen von einem tiefen Verständnis der Künstlerin für die menschliche Existenz, in der sich alles vereint – auch das Überdauernde – Körper, in denen sich eine Gesamtheit verdichtet vom Anfang bis zum Ende. Ein Ende, das sich letztendlich fortsetzt in einer Ewigkeit. Somit öffnet die Künstlerin Räume, die es zu entdecken gilt und deren Entdeckung sie sich offensichtlich lebenslänglich in Neugier und permanenter Forderung gewidmet hat. Schmid-Nuss vermittelt Impulsivität und Feingefühl, es lässt sich ein Prozess erahnen, der sich zwischen viel Tempo und tiefer Ruhe ausbreitet. Besonders deutlich macht dies die Präsentation von Akten, Abstraktion und Blumenmotiven – auch die Natur betrachtet die Malerin in bemerkenswerter Differenzierung.

„Urbeil“ als Gästin

Nach intensiven Arbeitsphasen schöpfte Schmid-Nuss immer wieder Kraft und Inspiration im Austausch mit anderen Künstler*innen. Sie öffnete ihr Atelier und bot in ihrer „Galerie Renu“ in Silz anderen Raum für Ausstellungen und somit für kreative Begegnungen. Im Rahmen der Ausstellung in Imst eröffnete Schmid-Nuss auch ihrer engen Freundin und Künstlerkollegin Ursula Beiler "Urbeil" einen Raum, um 45 Upcycling-Exponate zu präsentieren. Unter dem Titel „CODE HOUSE“ vereinen sich Bilder in Acryl auf transparenten CD-Hüllen. Beiler, eine moderne Nomadin in der Kunst- und Kulturlandschaft, setzt seit Jahrzehnten markante Meilensteine, die nicht nur visuell, sondern auch intellektuell intensive Diskussionen anregen. Ihr Werk „Grüß Göttin“ ist mittlerweile ein aufsehenerregender Klassiker der regionalen Kunst. Mit „CODE HOUSE“ beabsichtigt sie, alte vergessene weibliche Kulte und Rituale zu visualisieren und neu zu interpretieren. „Mir geht es darum, eine Rückbindung, eine Religio an die Heilige Natur zu schaffen. In diesem neuen ganzheitlichen Zeitalter, das ich 'Hollazän' nennen möchte, ändert sich der Code in meinen Gedanken und somit auch die Vorstellung von Bildern“, beschreibt Beiler die kunstvolle Umsetzung der Themen, die sie bewegen.

Die Ausstellung „Ein Leben durch die Kunst ist nicht nur eine Hommage an das beeindruckende Schaffen von Adelheid Schmid-Nuss, sondern auch ein Statement zur Anerkennung und Wertschätzung weiblicher Künstlerinnen und ihrer Perspektiven.

Was: Ausstellung Adelheid Schmid-Nuss „Ein Leben durch die Kunst“, Ursula Beilder „CODE HOUSE“

Wann: Vernissage 21. März 2024, Ausstellungsdauer vom 22. März bis 4. Mai 2024, Öffnungszeiten Donnerstag bis Samstag von 14 bis 18 Uhr, an Feiertagen geschlossen

Wo:
Städt. Galerie Theodor von Hörmann, Stadtplatz 11, 6460 Imst

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.