Frauenhaus im Oberland
Schutz vor der Gewalt bald in nächster Nähe
Längst geplant, soll Frauenhaus für das Oberland bald schon wirklich seine schützenden Pforten öffnen.
OBERLAND. Menschen bauen Häuser, um sich zu schützen. Doch oft, viel zu oft ist es eben gerade das Zuhause, wo die Gewalt wohnt – die Gewalt in ihren vielen Formen, wie sie statistisch jede dritte Frau in Österreich erlebt. Strukturell wie auch im Einzelschicksal wurzelt die Gewalt nicht selten in der Abhängigkeit. Sie hält fest in der Existenzangst, in der Furcht, in den Gedanken. Sich loszureißen, braucht Stärke – und beweist Stärke, die jeder Frau innewohnt, betont Gabi Plattner, Geschäftsführerin des Tiroler Frauenhauses.
Nähe & Ferne
Das Frauenhaus stellt keine Endstation dar, aber eine Zuflucht und „die Möglichkeit, in Ruhe und Sicherheit über die Zukunft nachzudenken“ – samt Hilfe, um für sich und auch für etwaige Kinder die richtige Entscheidung treffen zu können, sagt Plattner. „Damit der schwere Schritt ins Frauenhaus leichter wird“, brauche es manchmal Nähe, manchmal Ferne, um sicher zu sein.
Das sei mitunter der Grund, warum ein Frauenhaus, das es bislang nur im Innsbrucker Zentralraum gibt, auch im Oberland wichtig ist. Geplant seit Jahren, ist es dazu aber wegen unvermeidbarer Bauverzögerungen, Lieferschwierigkeiten und allgemein wegen der Pandemie noch nicht gekommen.
Hoffen auf den März
Die Arbeiten laufen aber auf Hochtouren, verspricht Plattner – und die Zeichen deuten nun auf eine Eröffnung im März. Zur Verfügung stehen sollen dann im Oberländer Frauenhaus fünf Wohneinheiten für Frauen und Kinder, eine Bibliothek, weitere Gemeinschaftsräume und Büroräumlichkeiten. Hoher Wert gelegt werde auf Barrierefreiheit, würden doch Frauen mit Behinderung doppelt so oft Gewalt erleben wie der Durchschnitt, sagt Plattner.
Die Kosten für die Schutzeinrichtung trägt übrigens das Land Tirol, das Gespräch suchen will die Frauenhaus-Geschäftsführerin aber auch mit der lokalen Politik in den Bezirken Imst, Landeck und Reutte. „Für ein besseres, breiteres Angebot“, erklärt Plattner.
Denn mit mehr Frauenhaus-Plätzen allein werde das Problem nicht zu lösen sein: Es brauche mehr Prävention, mehr Bewusstseinsarbeit – und nicht zuletzt ein Umdenken in der Gesellschaft. „Gewalt gegen Frauen ist dort am häufigsten, wo die Machtunterschiede zwischen den Geschlechtern am größten sind“, was Gerechtigkeit bei bezahlter und unbezahlter Arbeit so wichtig mache.
Wesentlich dazu beitragen können auch „starke, solidarische Männer“, ruft Plattner auf: „Eine gewaltfreie Zukunft, das ist ein Auftrag an uns alle.“ Bis dieses Ziel erreicht ist, müssen Menschen aber wohl weiter Häuser bauen – um sich und andere zu schützen.
Hilfe, anonym & kostenlos
- Frauenhaus und telefonische Beratung (24/7): 0512-342112
- Frauen-Helpline gegen Gewalt: 0800-222555
- Männerberatung: 0800-400777
Information & Unterstützung: Das Tiroler Frauenhaus im InternetProfessionelle und kostenlose Beratung für Männer und Burschen: Mannsbilder Tirol
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