Fastenzeit
Das Gewohnte unterbrechen

Bischof Hermann Glettler plädiert im Fastenhirtenbrief 2020 für eine „Kultur der Versöhnung“ | Foto: Salchner
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  • Bischof Hermann Glettler plädiert im Fastenhirtenbrief 2020 für eine „Kultur der Versöhnung“
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INNSBRUCK. Mit dem Aschermittwoch, 26. Februar beginnt für die KatholikInnen die 40-tägige Fastenzeit und bereitet die Gläubigen auf die Feier des Ostergeheimnisses durch das Taufgeheimnis und tätige Buße vor. Fasten wird heute von den Menschen auf unterschiedlichste Weise praktiziert. Verzicht auf Fleisch oder Süßigkeiten, das Nicht-Benützen des Autos oder tägliches Auseinandersetzen mit einer Bibelstelle zählen zu den häufigen Fastenpraktiken. Auch Tagesimpulse per SMS oder Mail werden viel genutzt. Nachfolgend bieten wir einen Überblick über Gedanken, Initiativen und Veranstaltungen zur Fastenzeit in der Diözese Innsbruck und darüberhinaus.

Fastenhirtenbrief

„Weil Gott JA zum Menschen sagt“ titelt Bischof Hermann Glettler seinen Fastenhirtenbrief 2020. In seinem Schreiben geht es heuer um eine „Kultur der Versöhnung“. „Das ist ein Thema, das die ganze Gesellschaft betrifft. In einer Zeit, in der man rasch verurteilt, Sündenböcke sucht und sich selbst gerne in der Opferrolle sieht, um „die Anderen“ zu beschuldigen, ist das Thema Versöhnung enorm wichtig. Ich glaube, dass viele Menschen eine Menge unversöhnter Altlasten mit sich herumtragen und sich wundern, dass dadurch viel innere Energie ‚abgesaugt wird‘“, so der Bischof. Der Fastenhirtenbrief wurde erweitert um viele Impulse und gute Ideen, Anregungen, Werkzeuge und Bausteine für eine „Kultur der Versöhnung“. „Vergeben“ ist dabei ein Schlüsselwort. Das Schreiben des Bischofs wird in vielen Pfarren der Diözese am Beginn der Fastenzeit verlesen. Eine gedruckte Fassung liegt in den Pfarren auf. Als Download sind der Fastenhirtenbrief sowie alle weiterführenden Unterlagen unter www.dibk.at/Hirtenbriefe als Download verfügbar.

Benefizsuppenessen

Die katholische Frauenbewegung laden anlässlich der Aktion Familienfasttag 2020 - „Gemeinsam für eine Zukunft in eigener Hand“ am Aschermittwoch, 26. Februar zum Benefizsuppenesse ab 12.00 Uhr beim Stadtturm in Innsbruck ein. Sr. Bina Stanis wird zu Gast in Innsbruck sein und über ihre Arbeit berichten. Sie ist vom Projekt Cass im Nordosten Indiens, initiiert vom Orden der Missionsärztlichen Schwestern, gegründet von St. Anna Dengl aus Steg im Lechtal. Weitere Infos: https://www.dibk.at/Media/Organisationen/Aktion-Familienfasttag/Einladung-zum-Benefizsuppenessen-am-Stadtturm

Ashes to go – Aschenkreuz für Eilige

„Ashes to go“ richtet sich vor allem an Eilige und Berufstätige und ist die flexible Möglichkeit, die Fastenzeit mit einem persönlichen Ritual zu beginnen. Das Team der „Kirche im Herzen der Stadt“ (Spitalskirche Innsbruck) sind am Aschermittwoch von 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr am Bahnhofsvorplatz und von 17.00 Uhr bis 19.00 Uhr vor der Spitalskirche im Einsatz. Eine Messe mit Auflegung des Aschenkreuzes wird um 12.15 Uhr in der Spitalskirche angeboten. Weitere Infos: www.dibk.at/kirche-im-herzen-der-stadt

Aschermittwoch der Künstler
Am Aschermittwoch, 26. Februar 2020 um 19 Uhr, lädt die Dompfarre und der Arbeitskreis KUNSTRUM KIRCHE zum „Aschermittwoch der Künstler“ mit Generalvikar Propst Florian Huber in den Dom St. Jakob in Innsbruck. Präsentiert wird als temporäre Installation in der Fastenzeit das Werk „GOOD GOD“ vom in Berlin lebenden Medienkünstlers Via Lewandowsky. Nach dem Wortgottesdienst mit Segnung der Asche sind alle zu Suppe und Tee, im Rahmen der Fastenaktion der Katholischen Frauenbewegung in den Pfarrsaal (Domplatz 7), eingeladen.

Temporäre Kunst

Im Dom zu St. Jakob, Innsbruck wird die temporäre Installation „GOOD GOD“ des Berliner Künstlers Via Lewandowsky vorbereitet - organisiert vom Arbeitskreis KUNSTRAUM KIRCHE. Vom Sprachkünstler Wilfried Schatz aus Oberperfuss wird während der Fastenzeit eine Kunstintervention in Form eines Fastentuches in der Spitalskirche Innsbruck („Kirche im Herzen der Stadt“) in der Maria-Theresien-Straße zu sehen sein.

Initiativen in der Fastenzeit

Exerzitien im Alltag: „Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns geht.“ Rund 750 Menschen lassen sich Jahr für Jahr in der Fastenzeit in der Diözese Innsbruck auf das „Abenteuer“ Exerzitien-im-Alltag ein. Über vier Wochen nehmen sie sich täglich In ihrem normalen Alltag bewusst eine kurze Auszeit, in der sie die Impulse der Exerzitienunterlagen lesen, meditieren und integrieren. Einmal in der Woche treffen sie sich in kleinen Gruppen, um sich auszutauschen, gemeinsam zu beten und Hilfestellungen zu erhalten. In diesem Jahr stehen die Exerzitien im Alltag unter dem Thema des Pilgerns. Jedes Leben kann als ein Pilgerweg im Alltag angesehen werden. Diese Sichtweise hatte schon der Begründer der Exerzitien, Ignatius von Loyola. Nähere Informationen zum Heft und den Exerzitiengruppen finden Sie unter www.dibk.at/exerzitien

Aktion plusminus 2020

Zum neunzehnten Mal findet heuer in Tirol, in mehreren anderen Bundesländern sowie in Südtirol in der Fastenzeit diese länderübergreifende Aktion statt. Sie dauert vom Aschermitt­woch, den 26.2.2020, bis zum Karsamstag, den 11.4.2020. Vom Inhalt her bleibt alles beim Alten, doch bereits vor vier Jahren wurde der Name dem Inhalt angepasst: Aus der Aktion Verzicht wurde die AKTION plusminus. Die Fastenzeit ist eine gute Möglichkeit, um gewohnte Konsum- und Verhaltensmuster zu überdenken und ein besseres Gespür für sich selbst und die eigene Lebensweise zu entwickeln.
Infos unter: www.aktionplusminus.net

Autofasten

Jedes Jahr zur Fastenzeit laden die Umweltbeauftragten der katholischen und evangelischen Kirche Österreichs zu „Autofasten - Heilsam in Bewegung kommen“ ein. Ziel dieser Kampagne ist es, umwelt- bzw. klimafreundliches und gesundheitsförderndes Mobilitätsverhalten einzuüben. Heilsam in Bewegung kommen alle, die die Gelegenheit haben und nützen, das eigene – meist mit nur einer Person besetzte – Auto stehen zu lassen. Heilsam in Bewegung kommen alle, die mit Öffis fahren, Fahrgemeinschaften bilden oder Kurzstrecken zu Fuß bzw. wetterabhängig auch schon mit dem Fahrrad zurücklegen. Weitere Infos und Unterstützung der Kampagne sowie Plakate zum Download auf www.autofasten.at

„Papst-SMS“ durch die Fastenzeit

Ab Aschermittwoch bietet die katholische Kirche in Österreich während der Fastenzeit wieder eine SMS-Aktion mit Papstgedanken an. Bis zum Karsamstag erhalten Interessierte an den 40 Tagen der Fastenzeit kostenlos eine SMS mit Zitaten von Papst Franziskus. Dabei handelt es sich um Worte des Papstes bei verschiedenen Anlässen des letzten Jahres. Anmelden kann man sich dazu über das Mobiltelefon durch eine SMS mit dem Kennwort PAPST an die Telefonnummer 0664/6606651.

Online-Exerzitien

Die Unbeschuhten Karmeliten in Österreich laden auch heuer in der Fastenzeit wieder zu Online-Exerzitien als Vorbereitung auf Ostern ein. Die „KarmelExerzitien Online stehen vor allem Texte des Heiligen Johannes vom Kreuz im Mittelpunkt, kündigte die Ordensgemeinschaft an. Ab Aschermittwoch erhalten die Teilnehmer jeden Freitag ein E-Mail mit einem Kommentar zur ersten Lesung des darauffolgenden Sonntags, einem Text Edith Steins samt Reflexion und schließlich einem Fastenkalender für das tägliche Gebet mit sechs kurzen Meditationen in Bildern, mit Bibelzitaten und Zitaten des Johannes vom Kreuz, sowie einer praktischen Herangehensweise für den Alltag. Anmeldungen: https://mailchi.mp/karmel/anmeldung Infos zu Karmeliten und Exerzitien: www.karmel.at

Fastenjournal

„Mit unserem Fastenjournal wollen wir Jugendliche und junge Erwachsene einladen, die Fastenzeit bewusst zu gestalten. Verschiedene Themen zeigen auf, was Fasten bedeuten kann und wie die Fastenzeit auch zum inneren Wachstum genutzt werden kann“, erklärt Eva Wimmer, ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend Österreich. Herausgegeben wird das Fastenjournal in Form einer Broschüre. Wöchentlich laden kurze Impulsfragen zum Nachdenken ein. Zugleich bietet dieses spirituelle Tagebuch aber auch viel Platz für die eigene Kreativität und Reflexion. So können sich junge Menschen selbst auf ihre ganz persönliche Art mit Themen wie Dankbarkeit, Gerechtigkeit und Versöhnung auseinandersetzen. „Sowohl Glaube, Spiritualität als auch Aktion finden in unserem Fastenjournal ihren Platz. Denn Fasten ist nicht etwas Einseitiges, sondern sehr vielfältig“, betont Eva Wimmer. Die Broschüre kann unter www.katholische-jugend.at/blog/fastenjournal heruntergeladen werden.

Gedanken zur Fastenzeit von Bischof Hermann Glettler

Wie kann man noch fasten?
Bischof Hermann: „Fasten kann auch alternativ gestaltet werden. Eine Empfehlung wäre ein Verzicht auf Kritik- und Meinungsfasten, dass ich also nicht alles besserwisserisch kommentieren muss. Oder Social Media Fasten. Eine wertvolle Möglichkeit ist auch das Auto-Fasten, um anstelle dessen bewusst mit den Öffis oder mit dem Fahrrad zu fahren. Das sind zwei konkrete Ansätze, die genauso außerhalb der Fastenzeit wichtig wären. Es gibt auch die offensichtlichen und versteckten Abhängigkeiten, in die man heutzutage leicht hineinrutscht. Das kann neben den klassischen Süchten auch eine Arbeitssucht sein oder ein Hobby, das längst schon alle Dimensionen der Verträglichkeit für Familie und Partnerschaft sprengt. Hier bietet die Fastenzeit eine Chance, sich dessen bewusst zu werden und diese Abhängigkeiten in Frage zu stellen.“

Hat das Fasten darüber hinaus eine aktuelle Bedeutung?

Bischof Hermann: „Fasten meint eine Unterbrechungen des Gewohnten. Es tut dem Menschen einfach gut, wenn er sich selbst einer Herausforderung stellt. Not allways more of the same! Weniger ist mehr! Das gilt ganz allgemein angesichts der ökologischen Krise, in der wir uns befinden. Wenn wir mit unserem Lebensstil der „Zuvielisation“ so weitermachen wie bisher, d.h. unsere hohen Wohlstands-Ansprüche nicht reduzieren, dann werden wir unseren Globus garantiert in eine finale Erschöpfung treiben. Der freiwillige Verzicht auf Konsumgüter wird zukünftig eine noch viel größere Bedeutung bekommen. Beim Fasten geht es also nicht nur um die Bikinifigur oder um das besorgte „Wie fühle ich mich wohler?“, sondern grundsätzlich um die Frage des Lebensstils. Wollen wir weiterhin auf Pump, Ausbeutung und maximale Optimierung setzen oder doch aufmerksamer und maßvoller leben? Das Fasten, bzw. die Fastenzeit könnte eine Einübung in ein bewussteres Leben sein. Es ist nicht die Kasteiung des Körpers gemeint, diese geschieht in den Fitnessstudios. Dort muss der Body getrimmt werden. Fasten ist eine wohltuende Unterbrechung.“

Daten und Fakten zur Fastenzeit

Mit dem Aschermittwoch, 26. Februar beginnt für Katholiken die 40 - tägige Fastenzeit und bereitet die Gläubigen auf die Feier des Ostergeheimnisses durch das Taufgeheimnis und tätige Buße vor. Sie endet mit dem Abendmahlessen am Gründonnerstag. Anschließend beginnt die „die Feier der drei österlichen Tage“ (Triduum des Leidens, des Sterbens und der Auferstehung), das höchste Fest des Kirchenjahres. Der Karfreitag und der Karsamstag werden als österliche Fasttage bezeichnet. Gefastet wird im Christentum als Buße, Besinnung und Umkehr. Christen sind während der Fastenzeit zum Verzicht auf Nahrung und zum Beten und Geben aufgerufen. Die heute gebräuchliche Rede von der 40-tägigen Fastenzeit ist liturgisch nicht ganz korrekt, macht aber auf die hohe symbolische Bedeutung der Zahl 40 in der Bibel aufmerksam. In den 46 Tagen sind 6 Sonntage enthalten und werden nicht als Fasttage gezählt, dafür steht auch von alters her der lateinische Begriff „Quadragesima“ („Vierzig Tage“).

Das Aschenkreuz markiert den Beginn der Fastenzeit

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehrst“, ein Aufruf zur Wegkorrektur und zur Besinnung auf Christus als Zentrum des christlichen Glaubens. Der Aschenritus stammt aus dem 11. Jahrhundert und damit aus jener Zeit, in der Büßer öffentlich am Aschermittwoch aus der Kirche ausgeschlossen und als Zeichen der Buße mit Asche bestreut wurden. Erst am Gründonnerstag wurden sie feierlich wieder in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen.

Weiter Beiträge aus der Reihe Gedanken finden Sie hier

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