Zwischen Ohnmacht und Bürgerkrieg

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INNSBRUCK/SÜDSUDAN. Am 1. November 2010 kam Ralf Ohnmacht nach Agok, wo er für sechs Monate den Job eines Logistikers übernahm. In Agok befindet sich ein Krankenhaus der Ärzte ohne Grenzen. Jetzt ist Ohnmacht wieder zurück in Innsbruck.

„Man fliegt mit irgendeinem kleinen Flugzeug über Afrika und landet auf einer Dreckpiste mitten im Nirgendwo“, so beginnt der Einsatz von Ralf Ohnmacht bei Ärzte ohne Grenzen.

Am 1. November 2010 kam er nach Agok zum Krankenhaus der Ärzte ohne Grenzen. Ohnmacht war dort zuständig für die Infrastruktur.

„Das Schwierigste war, mit Leuten zu arbeiten, die absolut keine Bildung haben. Es ist irrsinnig mühsam, Strukturen aufrechtzuerhalten.“

Agok selbst liegt mitten im Nirgendwo. Die unbefestigten Straßen sind nur in der Trockenzeit von November bis April befahrbar. Manchmal werden die Lkw auch überfallen. Nachts gibt es eine Ausgangssperre. Im Umkreis von 30 bis 40 Kilometer kommt es immer wieder zu Zusammenstößen. „Die Situation ist dort extrem schwierig einzuschätzen. Ich habe mich aber relativ sicher gefühlt, weil die Ärzte ohne Grenzen im Sudan sehr gut akzeptiert werden“, erklärt Ohnmacht.

Ein Leben auf der Flucht
Das Schlimmste seien für Ohnmacht die Bedingungen gewesen, unter denen die Leute leben müssen. „Die Armut ist erschreckend. Die Sudanesen sind durch den Krieg immer auf der Flucht. Sie sind nur auf das Überleben getrimmt und trotzdem strahlen sie etwas extrem Positives aus“, bewundert Ohnmacht die Sudanesen. Zu den schönen Momenten zählten einfache Dinge. Einem Mädchen bastelte Ohnmacht neue Krücken, einem Jungen wurde ein provisorischer Rollstuhl repariert, Kinder wurden in das Krankenhaus in Agok gebracht und dort geheilt. „Es macht extrem Sinn, in Agok zu helfen, das merkt man erst, wenn man dort ist. Und das Schönste ist – so abgedroschen es klingt – ,wenn man Kinder lachen sieht“, erinnert sich Ralf Ohnmacht.

Vorerst genug vom Sudan
Zurück nach Agok will er nicht mehr: „Sechs Monate reichen vorerst, ich bleibe den Ärzten ohne Grenzen aber mit Sicherheit treu.“ Bei seiner Arbeit sei er an seine eigenen Grenzen gestoßen. Die Temperaturen seien extrem, egal wie viel man tue, man tue immer zu wenig, man müsse ständig Entscheidungen treffen und jeden Tag passieren unvorhersehbare Dinge. Und all das mache mit der Zeit sehr müde. „Das ist aber eine positive Müdigkeit. Ich habe nie daran gedacht, vorzeitig abzureisen“, so Ohnmacht.

Wieder zurück in Innsbruck hat Ralf Ohnmacht kleine Dinge zu schätzen gelernt: „Das Tollste ist der kühle Wind in Österreich. Aber auch die Berge, den Schnee und meine Badewanne hab ich vermisst“, schmunzelt Ohnmacht über die kleinen Dinge des Lebens.

ZUR SACHE
Der Sudan befand sich von 1983 bis 2005 ununterbrochen im Bürgerkrieg. Der Südsudan soll am 9. Juli als eigenes Land abgespalten werden. Wo die neue Grenze gezogen werden soll, ist noch umstritten. Vor allem in der Grenzregion Abyei, wo auch das Krankenhaus der Ärzte ohne Grenzen liegt, kommt es immer wieder zu Kämpfen. Dort gibt es auch Erdölvorkommen.

Vorträge und Film in Innsbruck:
Ärzte ohne Grenzen lädt von 24. bis 26. Mai zu zwei Vorträgen und einem Film bei freiem Eintritt. Infos: www.aerzte-ohne-grenzen.at/40

Alle Fotos: Ralf Ohnmacht

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