Stadtarchiv/Stadtmuseum
Andreas Hofer und die Stadtpolitik sowie die legendäre Bocksiedlung

Auf den Spuren der legendären Bocksiedlung | Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
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  • Auf den Spuren der legendären Bocksiedlung
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INNSBRUCK. Die Bocksiedlung  bestand aus ehemaligen Wohnwagen und einfachen Hütten. Jetzt wird die Geschichte der Bocksiedlung an neun Stationen erzählt. Durch Zufall entdeckte der Historiker Matthias Egger die Korrespondenz zwischen Andreas Hofer und der Stadtregierung. Die Ausstellung ist bis 25.2.2022 im Stadtmuseum zu sehen.

Die Bocksiedlung

Im Bereich Gumppstraße, Langer Weg und Andechsstraße befand sich die ehemalige Bocksiedlung. Beengte Wohnverhältnisse und schwierige Lebensbedingungen brachten den BewohnerInnen, den sogenannten „Bockala“, einen schlechten Ruf ein. Die neue Freiluftausstellung „Legendär: Die Bocksiedlung“ in der Grünanlage Egerdach in der Egerdachstraße beleuchtet das Leben in der von Armut gezeichneten Siedlung.

Die Ausstellung kann bei jedem Wetter und zu jeder Zeit besucht werden. Darüber freuen sich auch (v.l.n.r.): Renate Ursprunger (Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck), Stadträtin Uschi Schwarzl, Universitätsprofessorin Silke Meyer, Robert Mair (Amt für Grünanlagen), Gemeinderätin Irene Heisz, Stefan Engele (Referent für Grünanlagen – Pflege und Service) und Buchautorin Heidi Schleich | Foto: IKM
  • Die Ausstellung kann bei jedem Wetter und zu jeder Zeit besucht werden. Darüber freuen sich auch (v.l.n.r.): Renate Ursprunger (Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck), Stadträtin Uschi Schwarzl, Universitätsprofessorin Silke Meyer, Robert Mair (Amt für Grünanlagen), Gemeinderätin Irene Heisz, Stefan Engele (Referent für Grünanlagen – Pflege und Service) und Buchautorin Heidi Schleich
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Stadtgeschichte

„Die Ausstellung hält ein Stück Stadtgeschichte fest und ist besonders für den Stadtteil Reichenau auch ein wesentlicher Teil der Identität. Ich lade alle dazu ein, durch die Grünanlage Egerdach zu spazieren und mehr über die unkonventionelle Siedlung zu erfahren“, unterstreicht Stadträtin Uschi Schwarzl. „Auch wenn von der Siedlung heute nichts mehr übrig ist, lebt sie in den Geschichten und Erinnerungen der Nachfahren weiter“, ergänzt Isabelle Brandauer, Leiterin des städtischen Kulturamts. In Kooperation mit Studierenden der Europäischen Ethnologie an der Universität Innsbruck unter der Leitung von Univ.-Prof. Silke Meyer sowie Heidi Schleich, die bereits ein Buch über die Bocksiedlung veröffentlichte, und dem Amt für Grünanlagen wird die Geschichte der Bocksiedlung an neun Stationen erzählt. „Wir möchten uns besonders für die gelungene Zusammenarbeit bedanken. Gemeinsam ist es uns gelungen, viele spannende Aspekte der Siedlung zusammenzutragen und festzuhalten“, freuen sich der Leiter sowie die Projektverantwortliche vom Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Lukas Morscher und Renate Ursprunger.

Das Leben in der Bocksiedlung war geprägt von schwierigen Lebensverhältnissen und beengten Wohnverhältnissen. | Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
  • Das Leben in der Bocksiedlung war geprägt von schwierigen Lebensverhältnissen und beengten Wohnverhältnissen.
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Legendär

Die Siedlung bestand aus ehemaligen Wohnwagen und einfachen Hütten. Entstanden war sie Anfang der 1930er Jahre aus purer Not, denn der Stadt fehlte es an Wohnungen, die Weltwirtschaftskrise stürzte viele Menschen in die Armut. Aus diesem Grund siedelte sich eine kleine Gruppe von Menschen am damals weitgehend unerschlossenen östlichen Stadtrand von Innsbruck an. „Die ,Bocksiedlung‘ ist zwar nicht die einzige Siedlung dieser Art, hierzulande aber die legendärste. Ihren Bewohnerinnen und Bewohnern schrieb man meist unkonventionelle Umgangs- und Lebensweisen zu. Vor allem aber gab es eine gewisse Art der Lebensfreude, die für Geld nicht zu haben ist. Von Nachbarschaftshilfe, Zusammenhalt und von gegenseitiger Unterstützung wird oft erzählt“, weiß Schleich. Namensgebend war der durchsetzungsstarke Johann Bock (1900 bis 1975), der als inoffizieller „Bürgermeister“ des Viertels agierte. Als die Stadt Innsbruck Ende der 1950er Jahre die Absiedlung der „Bockala“ in städtische Wohnungen in Angriff nahm, war er es, der die Verhandlungen mit dem damaligen Innsbrucker Bürgermeister DDr. Alois Lugger führte. „Durch den verheerenden Brand 1963 wurden Teile der Siedlung zerstört. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner wurden daraufhin in Wohnungen in Pradl, in der Reichenau oder im Pradler Saggen umgesiedelt“, erklärt Meyer, die gemeinsam mit den Studierenden die Texte der Stationen verfasste.

Frei zugänglich

Interessierte können die Ausstellung jederzeit in der Grünanlage Egerdach besuchen. Zusätzlich werden laufend auf dem Fotoblog des Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck online unter www.innsbruck-erinnert.at historische Bilder der Bocksiedlung veröffentlicht.

Andreas Hofer und die Innsbrucker Stadtpolitik im Stadtmuseum. | Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
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Andreas Hofer und die Stadtpolitik

Durch Zufall entdeckte der Historiker Matthias Egger ein Konvolut an Briefen im Innsbrucker Stadtarchiv. Es beinhaltete Korrespondenz zwischen Andreas Hofer und der Stadtregierung. Anhand von Originaldokumenten konnte nun erstmals das Verhältnis des Sandwirts zu den Innsbrucker Behörden aus erster Hand nachgezeichnet werden. Die wertvollen neuen Quellen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Im Zentrum der rund 30 Briefe umfassenden Korrespondenz stehen primär Forderungen im Zusammenhang mit der Organisation der Landesverteidigung. Hofer verlangte unter anderem, dass die Stadt eine Schützenkompanie aufstelle, Lebensmittel für sein Gefolge bereit- und Waffen zur Verfügung stelle. Er mischte sich aber auch in die Wahl eines provisorischen Bürgermeisters ein, oder stellte hohe Geldforderungen – denen die Stadt angesichts leerer Kassen allerdings nicht nachkommen konnte. Was Hofer zur Drohung verleitete: „Machen Sie also Mittel – oder ich gehe“, was so viel hieß wie Innsbruck marodierenden Banden zu überlassen. Die entdeckten Briefe bereichern die bisherige Hofer-Forschung um spannende Facetten und liefern interessante Einsichten in die Innsbrucker Stadtpolitik und -geschichte der damaligen Zeit. Die Ausstellung bettet die gewonnenen Erkenntnisse in den historischen Zusammenhang. (25.10.2021 bis 25.02.2022) Mo – Fr 9.00-17.00.

Andreas Hofer zu den Innsbruckerinnen und Innsbruckern. | Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum
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