Plastikfasten
Auch Ökotanten schaffen es nicht immer

Das nachhaltigste Accesoire in der Mittagspause: Eine Lunchbox (außen Plastik, innen Metall).
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  • Das nachhaltigste Accesoire in der Mittagspause: Eine Lunchbox (außen Plastik, innen Metall).
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

INNSBRUCK. Es ist nicht meine Schuld. Wenn sich der Hunger breitmacht, nehme ich jeden Preis in Kauf, um den knurrenden Magen zu besänftigen. Da ist es egal, wenn der Kebap in Folie oder der Hamburger in einem Styroporbehälter über die Theke gereicht wird. Nur im Nachhinein, wenn der Magen voll ist und ich in einem angenehmen Verdauungskoma verweile, fällt mir wieder ein, dass das eigentlich nicht sein muss. Es gibt ja so viele Alternativen, mit denen ich Müll jeglicher Art vermeiden kann!

Lunchbox statt "to go"

Dabei bin ich in unserem Büro der Inbegriff einer Ökotante. Meistens auch dann, wenn es ums Essen geht. Gurkengläser (mit Joghurt, Salat oder Eintopf) stehen auf meinem Schreibtisch und ich habe eine knallrosa "Bentobox", in der ich sonst all das gute, zuhause gekochte Essen mitnehme. Wer zuhause kocht, unterstützt aber nicht nur die Umwelt, sondern im besten Fall auch seine eigene Gesundheit. Ein wenig Organisationstalent – oder jede Menge Willen –  wird es brauchen, um den Alltag auf "Selbstversorgung" – auch in puncto Trinken – umzustellen.
Einwegflaschen kommen bei mir so gut wie nie in den Einkaufskorb. Ohne meine "Flaschka" kennt mich im Grunde keiner. Sie ist mit auf kleinen Bergtouren, auf Pressekonferenzen und auf Zugreisen. Eine Designerflasche aus Slowenien. Sie gefällt mir einfach und so wird das Wassertrinken auch zu einem Spaß.

Plastikeinkaufstüten – die sind ja ohnehin bald Geschichte – braucht hingegen niemand. Wer sich ein bisschen organisieren kann, wird es auch schaffen, einen Jutebeutel mit ins Geschäft zu nehmen. Im besten Fall geht man aber gleich zum örtlichen Bauernmarkt und holt sich dort genau die Menge an Obst und Gemüse, die man braucht. Das spart nicht nur Plastikmüll, sondern auch Lebensmittel. Für all jene, die den Entschluss fassen noch alternativer zu werden, stehen "Foodcoops" (selbstorganisierte Gruppen, die direkt vom regionalen Bauern einkaufen) oder der Selbstanbau zur Auswahl. Im Winter bedeutet das meistens aber eine ziemliche Flaute. Kraut, Kraut, Kraut und Kartoffeln. Man kommt kaum drum rum, im Geschäft einkaufen zu gehen. Aber auch hier ist es möglich abzuwägen: Gurke in Plastik eingepackt? Nein, danke, lieber die Paprika, die lose zu kaufen ist.
Ganz zu vermeiden wird Plastikmüll aber nur dann sein, wenn man ein sehr strukturiertes und reguliertes Leben lebt, in dem dieser Aspekt genauso wichtig ist wie die täglichen Bedürfnisse. Und das wird – seien wir mal ehrlich – bei den wenigsten von uns der Fall sein.

Tipps vom Abfallexperten

Andreas Aschaber ist Abfallberater der Innsbrucker Kommunalbetriebe. Seine Tipps zur Müll- und Plastikvermeidung:
1. Verpackungsfrei einkaufen
2. Eigene Tupperware für Aufschnitte von der Frischtheke
3. Wachstücher selber machen (tolle Alternative für Klarsichtfolie)
4. Coffee-to-go meiden (eigenen Becher mitnehmen oder noch besser: Coffee to stay)
5. In der Bar: Kein Strohhalm aus Plastik
6. Küchenutensilien lieber aus Emaille, Holz oder Glas verwenden (Mini-Plastikstückchen können ins Essen gelangen)
7. Sodastream statt Limoflaschen
8. Bauernkiste bestellen oder am Bauernmarkt einkaufen
9. Kleidung mit Stretchmaterialien vermeiden

Plastiktütenverbot

Seit dem 1.1.2020 gibt es in Österreich ein Plastiktütenverbot. Supermärkte dürfen noch bis zum Ende des Jahres ihre Restbestände verkaufen – ab 2021 ist aber endgültig Schluss. Das ist zwar ein gutes Zeichen Richtung Naturschutz, ist aber gleichzeitig eine Riesenherausforderung bei der Wertstoffsammlung, da "biologische" Einwegtaschen aus verschiedenen Stoffen hergestellt werden und somit auch verschieden entsorgt werden müssten.

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