Viertgrößter Stadtteil
Braucht die Reichenau einen Veranstaltungssaal?

Der Saal und die Bühne im Sandwirt wird dem Projekt „Junges und studentisches Wohnen“ weichen, die Veranstaltungsräume fallen weg. | Foto: Sandwirt
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  • Der Saal und die Bühne im Sandwirt wird dem Projekt „Junges und studentisches Wohnen“ weichen, die Veranstaltungsräume fallen weg.
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Noch gibt es im Volkshaus und im Sandwirt vier Festsäle, in denen bis zu 500 Personen Platz finden. Diese sind aber bald Geschichte. Dann stehen im viergrößten Stadtteil, der durch die geplanten Baustufen im Campagne-Areal weiter wachsen wird, keine Räumlichkeiten mehr zur Verfügung. 

INNSBRUCK. "Es darf noch einmal unterstrichen werden, dass es im gesamten Stadtteil Reichenau ansonsten keinen entsprechenden Veranstaltungssaal bzw. ein Stadtteilzentrum gibt, der bzw. das z. B. für Bälle der Vereine / Kooperationen, Hochzeiten, Seniorentanzevents, Flohmärkte, Spielenachmittage etc. zur Verfügung steht." Der Amtsbericht, der den Stadtsenatsmitgliedern vorgelegt wurde, spricht Bände. Die vom Amt Soziales im April 2016 angefertigte Sozialraumanalyse Reichenau lässt sich zudem festhalten, dass es im Stadtteil ein funktionierendes und disperses Vereins(Kooperations-)wesen gibt, dem neben den klassischen Organisationen wie der Freiwilligen Feuerwehr, der Schützenkompanie oder Stadtmusikkapelle unter anderem die zahlreichen Sportvereine, der Johannes-Chrysostomos-Chor oder etwa der Jenische Kulturverband Österreich angehören. Ebenfalls belegt ist, dass es neben einer ausbaufähigen Gastronomie nur ganz wenige Begegnungs- bzw. Veranstaltungsräume für größere Events gibt bzw. gegeben hat, nämlich das künftig nicht mehr zur Verfügung stehende Volkshaus und den Sandwirt am Inn mit seinen insgesamt vier Festsälen, in denen insgesamt bis zu 500 Personen Platz finden bzw. bald gefunden haben. 

Der Saal im Volkshaus steht nicht mehr lange zur Verfügung. | Foto: BezirksBklätter
  • Der Saal im Volkshaus steht nicht mehr lange zur Verfügung.
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Appell der Verein

"Für alle Vereine und auch für die Freiwillige Feuerwehr Reichenau, aber auch für die Bevölkerung in der Reichenau ein sehr wichtiges Thema. Ein Veranstaltungssaal und ein Vereinsheim ist auch ein wichtiger Teil der Integration in einem Stadtteil. Ein Veranstaltungssaal wo man sich treffen kann, wo sich die Vereine vorstellen können, wo Vereine etwas für die Bevölkerung veranstalten können, wo Vereine proben und üben können, wo man einfach das Vereinsleben leben kann. „Hier kommen Leute zusammen!", schreibt die Freiwillige Feuerwehr Reichenau. Auch die Schützenkompanie Innsbruck-Reichenau betont: "Für alle Vereine in der Reichenau ganz wichtig, dass wir noch die Möglichkeit haben, Vereinsleben und Tradition zu leben."

Wird in der Reichenau ein öffentlicher Veranstaltungssaal benötigt?

Hintergrund

Der bisherige Veranstaltungssaal im Volkshaus an der Radezkystraße hat Platz für ca. 250 Personen und war zuletzt dem ASKÖ zugeordnet. Der ASKÖ wird auf einer neuen Sportanlage mit Tribüne, Garderoben, Gastronomie und Bewegungsräumen eine neue Heimat finden. Im Raumprogramm des ASKÖ für den Neubau der Sportanlagen ist kein Veranstaltungssaal mehr vorgesehen. Es wird ein „ASKÖ Bewegungscenter“ neu errichtet, das unter anderem Bewegungsräume und Büros für den ASKÖ Tirol vorsieht (Nutzfläche rund. 1.500 m²). Diese Bewegungsräume werden für die Sport-Kurs-Veranstaltungen des ASKÖ genutzt werden. Externe Veranstaltungen sind seitens des ASKÖ nicht mehr vorgesehen. Die IIG hat die Liegenschaften Reichenauerstraße 149 (Tankstelle) und 151 (Gh. Sandwirt) erworben und beabsichtigt unter Einbeziehung weiterer städt. Grundstücke bzw. öffentlichem Gut (teilw. Promenade, Fuß-, Radwegverbindungen, Parkplatz) eine Umstrukturierung, Neunutzung und Neubebauung des Bereichs mit einem gemischt genutzten Projekt „Junges und studentisches Wohnen“ mit einer belebten Erdgeschosszone mit Gastronomie, in geringem Umfang Gewerbeflächen und Jugendzentrum. Mit dem Abriss des Sandwirts werden auch die Veranstaltungsräumlichkeiten nicht mehr zur Verfügung stehen.

Campagne Areal

Freizeitpark und Sportanlage werden bis 2026 umgesetzt

Kein Saal, kein Festplatz

"Wie sowohl aus dem aktuellen Informationsblatt des Amtes Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration als auch aus der Sozialraumanalyse Reichenau ersichtlich ist, gibt es im Stadtteil kein ausgeprägtes Zentrum bzw. keinen eigenen Festplatz. Wird die als Chance zu begreifende aktuelle Diversität der Bevölkerung entsprechend mitberücksichtigt bzw. gewürdigt, verstärkt sich außerdem der Wunsch nach einem Zentrum / Saal mit angeschlossenem Festplatz. Die bestehenden Möglichkeiten, sich in größerer Dimension zu versammeln, sind vor Allem in den Nahbereichen des sozialpastoralen Zentrums der Pfarre St. Paulus bzw. der Pfarre St. Pirmin gegeben. Beide sind wichtige, teils auch örtlich in sich geschlossene Einrichtungen, die mit ihren Aktivitäten in den Stadtteil wirken, aber gesamthaft bzw. gemeinwesenorientiert gedacht nicht über ihre jeweiligen dezentralen Randlagen und den realen Umstand hinwegtäuschen können, dass sie für Menschen anderer Konfessionen als der katholischen nicht bzw. nur sehr schwer zugänglich sind", wird im Bericht weiter festgehalten.

Neubau beim Sandwirt wird zum nächsten Streitpunkt

Mehrwert


"Deswegen liegt aus sozialplanerischer Sicht ein großer Mehrwert darin, einen Veranstaltungssaal, der zudem technisch in größere und kleine Einheiten geteilt werden können sollte, im viertgrößten und weiter stetig wachsenden Stadtteil Innsbrucks am gegenständlichen Standort „Sandwirt am Inn“ zu realisieren.

Besonders wünschenswert wäre ferner, wenn jene Betriebe, die zur gewerblichen Nutzung des Erdgeschoßzonenbereiches gewonnen werden können, wie beispielsweise Restaurants, Bars, Bäckereien oder Cafés, gemeinsam mit Vertreter*Innen der Hausgemeinschaft in die Bespielung inklusive Catering eingebunden werden könnten", appelliert das Amt für eine Realisierung eines Veranstaltungssaals.

Das Campagne-Areal wächst weiter: Siegerprojekt für "Horizont"-Park und ASKÖ-Sportanlagen präsentiert. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
  • Das Campagne-Areal wächst weiter: Siegerprojekt für "Horizont"-Park und ASKÖ-Sportanlagen präsentiert.
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Ablehnung

Auf Ablehnung stößt das Projekt "Saal im ehemaligen Sandwirt" bei der IIG. So wwerden im Bericht mehrere Gründe angeführt, die gegen eine Umsetzung eines Veranstaltungssaales im Projekt Sandwirt sprechen: 
1) Einschränkung der Erdgeschossnutzungen
Im Projekt Sandwirt wurde zusätzlich zu den ursprünglich geplanten EG-Nutzungen bereits der Wunsch eingebracht, ein ISD-Jugendzentrum einzuplanen. Eine zusätzliche Berücksichtigung eines Veranstaltungssaals würde zu einer Überfrachtung der EG-Flächen führen, was sich nachteilig auf die Belebung der Erdgeschosszone auswirken würde. Gewerbenutzungen (Bäcker/Café, Gastronomie, etc.) würden dann wohl nur noch eingeschränkt möglich sein.
2) Flächenbedarf und Kosten
Der Flächenbedarf für einen Veranstaltungssaal ist beträchtlich. Für einen großen Veranstaltungssaal mit entsprechender Ausstattung ist mit einem mehrfachen Millionenbetrag an Errichtungskosten zu rechnen. Zusätzlich fallen im laufenden Betrieb Betriebs- Heiz- und Instandhaltungskosten an. Am Standort Sandwirt wird es keine oder nur sehr eingeschränkt PKW-Stellplätze geben, da angedacht ist, die notwendigen PKW-Stellplätze in einer Quartiersgarage in der Umgebung (z.B. in der neu zu errichtenden Garage unter dem Sportplatz Campagne) nachzuweisen.

Der Entwurf für die Gestaltung von Freiraum und Sportanlagen in der Campagne Reichenau wurde vorgestellt: v.l. Romuald Niescher, IIG-Geschäftsführer Franz Danler, Markus Malin und Eva López (ma.lo Architekten), Bürgermeister Georg Willi, Jörg Michel (POLA Landschaftsarchitekten) ASKÖ Tirol Präsident Heinz Öhler, ASKÖ-Tirol Geschäftsführerin Claudia Stern, Gemeinderat Helmut Buchacher. | Foto: IKM
  • Der Entwurf für die Gestaltung von Freiraum und Sportanlagen in der Campagne Reichenau wurde vorgestellt: v.l. Romuald Niescher, IIG-Geschäftsführer Franz Danler, Markus Malin und Eva López (ma.lo Architekten), Bürgermeister Georg Willi, Jörg Michel (POLA Landschaftsarchitekten) ASKÖ Tirol Präsident Heinz Öhler, ASKÖ-Tirol Geschäftsführerin Claudia Stern, Gemeinderat Helmut Buchacher.
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Alternativen

Als alternative Veranstaltungsstandorte werden der Mehrzwecksaal O-Dorf und der Mehrzwecksaal Arzl vorgeschlagen. Der Mehrzwecksaal O-Dorf hatte zwischen 2017 und 2019 durchschnittlich 64 Buchungen pro Jahr, der Mehrzwecksaal Arzl erreicht durchschnittlich 47 Buchungen zwischen 2017 und 2019. Für die Überlegungen Baufeld 2 Campagne Reichenau wurde eine Arbeitsgruppe zu den Themen „Durchmischung, Nutzung der EG-Zone, alternative Wohnformen“ eingerichtet. Diese Arbeitsgruppe soll sich mit dem Thema Veranstaltungssaal Reichenau beschäftigen und eine fachliche Empfehlung erarbeiten, ob ein Veranstaltungssaal erforderlich ist und wenn ja, in welcher Größe und mit welchem Betreiberkonzept (z.B. eigenständig, Erweiterung Stadtteiltreff Reichenau) ein Veranstaltungssaal sinnvoll ist. Aus stadträumlicher Sicht erscheint es durchaus zweckmäßig, dass ein Veranstaltungssaal im Bereich Campagne entlang der Radetzkystraße angesiedelt wird, um entlang dieses wichtig Straßen und Stadtraums weitere öffentliche bzw. öffentlich zugängliche Nutzungen anzusiedeln. Dies kann auch ein Beitrag für ein nutzungsdurchmischtes Quartier mit einer belebten Erdgeschosszone sein.

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