Gedenken
Der Absamer Matthias Breit erinnert an NS-Opfer und setzt ein Zeichen

Matthias Breit bennent den Vorplatz des Gedenksteins ins Piazza Elena De Salvo | Foto: Michael Steger
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ABSAM/ INNSBRUCK. Beim heutigen Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am Gedenkstein in der Innsbrucker Rossau, erinnerte der Absamer Matthias Breit an die vergessenen Opfer des Nationalsozialismus. Als Zeichen gegen das Vergessen benannte er den Platz kurzerhand  in "Elena De Salvo Platz", ein 6-jähriges Mädchen, das über das Lager Reichenau nach Auschwitz deportiert wurde und dort am 31. Dezember 1943 ihren Tod fand.

Im Rahmen der gemeinsamen Kranzniederlegung von SPÖ und ÖVP am Mahnmal für die NS-Opfer in der Rossau, erinnerten Politiker und Politikerinnen der beiden Parteien an die Opfer des Nationalsozialismus. Sowohl der ÖVP-Stadtparteiobmann Christoph Appler als auch der SPÖ Gemeinderat Benjamin Plach wollten aber auch "ein ganz klares und deutliches Signal der Geschlossenheit gegen den wiederaufkeimenden Antisemitismus, gegen rassistische Hetze und gegen jeglichen Radikalismus in unserer Gegenwart" setzen.

Klubobmann Christoph Appler (ÖVP) und Gemeinderat Benjamin Plach (SPÖ) bei der gemeinsamen Gedenkveranstaltung | Foto: Michael Steger
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Der Leiter des Absamer Gemeindemuseums, Matthias Breit erinnerte in seiner Rede unter anderem an Elena De Salvo, die als 6-jährige in Meran verhaftet wurde und über das Lager in der Reichenau ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurde, wo sie Aufzeichnungen zufolge am 31. Dezember 1943 ihren Tod fand. "Der Standort von dem aus Geschichte befragt wird, ist immer die Gegenwart und diese ist davon geprägt, dass bei Demonstrationen in Innsbruck der Nazismus mit Coronaleugnerparolen wie "Impfen macht frei" oder "Mückstein = Mengele 2.0" unübersehbar, Woche für Woche relativiert worden ist, während hier in der Reichenau, die Erinnerung an einen ganz konkreten Ort der Gewalt und der Verbrechen dieses Systems, in der immer lauter werdenden Kulisse einer Mülltrennungsanlage verkommt und verschwindet. Plastischer und hörbarer kann sich eine Gesellschaft nicht dem Erinnern und damit ihrer Verantwortung für ihre Geschichte entziehen", erklärt Matthias Breit, während seine Rede durch einen steten Piepston eines LKWs, der gerade seinen Müll abläd begleitet wird. 

Matthias Breit, erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus  | Foto: Michael Steger
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In seiner Rede machte Breit aber auch die Geschichte von Iwan Gwosdik lebendig, der im Lager Reichenau, am 21. Jänner 1944 im Alter von 12 Jahren zu Tode kam, nachdem er am Vorabend mit kaltem Wasser abgespritzt wurde und in weiterer Folge nackt in einen ungeheizten Haftraum gesperrt wurde, bis er in der Kälte zugrunde ging.

Matthias Breit bennent den Vorplatz des Gedenksteins ins Piazza Elena De Salvo | Foto: Michael Steger
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Im Anschluss an seine Ausführungen benannte Breit den Vorplatz des Denkmals, in Solidarität mit den Meraner Antifaschisten, kurzerhand in "Piazza Elena De Salvo- Platz". Diese kämpfen seit Jahren dafür, dass eine Straße in Meran nach Elena De Salvo benannt wird. 

Der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg, Günter Lieder, mahnte in seinen Ausführungen zur Achtsamkeit. "Für Viele war hier das Zwischenlager auf dem Weg an noch entsetzlichere Orte oder in den Tod. Lassen Sie uns neben dem ehrenden Gedenken an die Häftlinge des KZ Reichenau wachsam sein – auf das sich die Geschichte nicht wiederholt und Unvorstellbares nicht wieder vorstellbar wird."

Landtagsabgeordnete Elisabeth Fleischanderl | Foto: Michael Steger
  • Landtagsabgeordnete Elisabeth Fleischanderl
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Die Landtagsabgeordnete Elisabeth Fleischanderl erinnerte daran, dass "die Geschichte uns verpflichtet, gegen jede Form der Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit, gegen Diskriminierung, Antisemitismus und kollektive Schuldzuweisungen vorzugehen."

Landesobmann der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten Clemens Hornich | Foto: Michael Steger
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Clemens Hornisch von der ÖVP- Kameradschaft der politisch Verfolgten sah es als Verantwortung unserer Generation "mit der Geschichte verantwortungsvoll umzugehen und dafür zu sorgen, dass aus einem "Niemals vergessen" ein "Nie wieder" wird.

Auch Mesut Onay ist gekommen um den Opfern der Nationalsozialisten zu gedenken | Foto: Mesut Onay
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Auch Mesut Onay, erinnert im Gespräch daran, dass es wichtig sei, dass die jährlich wiederkehrenden Gedenkveranstaltungen nicht als Schablone stattfinden, sondern man sich inhaltlich mit der Geschichte auseinandersetzten müsse, nicht nur im Bereich der schulischen Bildung, sondern auch im persönlichen Bereich. Die Kritik Breits und die unüberhörbaren Unmutsbekundungen betreffend des aktuell unwürdigen Standorts des Denkmals, versteht Onay. Er hofft dass sich in naher Zukunft etwas ändert und ein würdevollerer Platz gefunden wird. 

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