Altstadt
Die Leiden des "kleinen" Thomele und des großen Nikolaus Haidl

Eine tolle Geschichte, aber in einem traurigen Zustand, das "Thomelehaus" in der Altstadt. | Foto: BezirksBlätter
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  • Eine tolle Geschichte, aber in einem traurigen Zustand, das "Thomelehaus" in der Altstadt.
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Das Eckhaus in der Stiftgasse und Hofgasse ist legendär. Nicht nur wegen der Geschichte, sondern auch wegen seines Zustands. Als "kleines Riesenhaus" wird das Gebäude in der Liste der denkmalgeschützten Objekte geführt. Das Haus ist im Privatbesitz. Der baufällige Anblick verärgert viele. Interessant ist auch die Geschichte des Nachbarhauses, dem Burgriesenhaus. 

Ein Haus mit spannender Geschichte soll nicht weiter verfallen, die moderne Darstellung des Hauses in Bildform befindet sich im Privatbesitz. | Foto: BezirksBlätter
  • Ein Haus mit spannender Geschichte soll nicht weiter verfallen, die moderne Darstellung des Hauses in Bildform befindet sich im Privatbesitz.
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INNSBRUCK. Der Hofzwerg Thomele ist vielen Innsbruckern bekannt, auch das Haus mit seinem Fresko in der Stiftgasse in der Altstadt. Das Erscheinungsbild des Hauses verärgert aber viele, der Wunsch nach einer Sanierung ist groß, es handelt sich beim Thomelehaus auch um das Erscheinungsbild an einem der wichtigsten Eingänge in die Altstadt.

Der Hauseingang, die Stiftgasse wurde inzwischen mit einer neuen Pflasterung versehen. | Foto: BezirksBlätter
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Der Hofzwerg Thomele

Gemeinsam mit fünf weiteren Hofzwergen diente Thomele seinem Herrn Erzherzog Ferdinand II (1529-1595) am Ambraser Hof. Er war angeblich 65 cm klein und musste die Gesellschaft mit Tänzen, Grimassen, Späßen und Witzen unterhalten. Brachte Thomele die Leute nicht zum Lachen, gab es Ohrfeigen und Fußtritte. Auf einer Hochzeit musste Thomele zur Belustigung der Gäste beim Mittagsmahl aus einer Pastete springen.

Bildnis des Hofzwergen Thomele. | Foto: BezirksBlätter
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Mehr Beiträge zur Altstadt der BezirksBlätter Innsbruck gibt es hier

Die Geschichte des Hauses

Das viergeschossige Eckhaus wurde 1530 anstelle eines Vorgängerbaus aus dem 15. Jahrhundert errichtet und um 1680 vor allem im Inneren umgebaut. Die schmale Giebelfront mit ausgebautem Dachgeschoß ist zur Hofgasse, die breite Seitenfront mit Eingang zur Stiftgasse gerichtet. An der Fassade zur Hofgasse befindet sich zwei Erker sowie ein Fresko von Maria mit Kind und darunter des Hofzwergs Thomele, der im 17. Jahrhundert der Besitzer des Hauses gewesen sein soll. Das Rundbogenportal an der Stiftgasse weist eine Stuckrahmung aus dem 17. Jahrhundert und darüber eine Wappenkartusche des Auftraggebers für den barocken Umbau auf. Im Innen findet sich ein kreuzgewölbter Flur, der zu einer zweiarmigen Treppenanlage aus der Zeit um 1680 führt. Die Treppenläufe sind tonnengewölbt, die Podeste mit zarten Kreuzgewölben versehen. Die Flure des ersten und zweiten Obergeschoßes weisen ebenfalls Kreuzgewölbe auf. Das Haus steht im Privatbesitz.

Die Firma Franz Glätzle, Spengler und Glaserei, wurde 1884 gegründet und 1926 lt. Handelsregister von Franz Glätzle jun. übernommen. | Foto: BezirksBlätter
  • Die Firma Franz Glätzle, Spengler und Glaserei, wurde 1884 gegründet und 1926 lt. Handelsregister von Franz Glätzle jun. übernommen.
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Wunsch nach Sanierung

Der Wunsch nach einer Sanierung des geschichtsträchtigen Hauses ist seit vielen Jahren groß. "Toll wäre dieses 'Thomelehaus', wenn es endlich mal saniert würde - in diesem erbärmlichen Zustand ein Schandfleck für Innsbruck’s Altstadt", meint ein aufmerksamer BezirksBlätter-Leser. Er wurde auch schon selbst aktiv: "Ich habe bereits an den Bürgermeister vor einiger Zeit ein paar Bilder geschickt. Der Bürgermeister teitle mit, dass es sich um ein Privathaus handelt." Damit ist die Problemstellung auch schon bestens umschrieben. Trotz Denkmalschutz und Wünschen aus der Politik und der Bevölkerung obliegt es dem Besitzer, die nötigen Arbeiten zu beginnen und zu finanzieren. "Mir ist schon klar, dass wahrscheinlich kein Geld für eine Sanierung vorhanden ist, aber da müsste doch das Denkmalamt einschreiten, denn da bröckelt ja der ganze Putz vor sich hin", hält der BezirksBlätter-Leser fest, aber nicht nur er hofft auf erfolgreiche Gespräche zwischen Eigentümer, Politik und Denkmalamt: "Die Einheimischen und die Gäste, die ja hoffentlich wieder mal kommen werden, sehen jetzt nur diese “Ruine."

Eine Sanierung des Hauses in der Stiftgasse 2 würde der gesamten Altstadt dienen. | Foto: BezirksBlätter
  • Eine Sanierung des Hauses in der Stiftgasse 2 würde der gesamten Altstadt dienen.
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Der Nachbar

Neben dem Hofzwerg Thomele hat der Riese Nikolaus Haidl seine Heimat. Das Burgriesenhaus entstammt wie viele andere Gebäude der Altstadt der Architekturdynastie Türing. Im Eingangsbereich zum Wohnhaus des Burgriesen befindet sich der "Flüsterbogen“. Das Haus ließ Erzherzog Sigmund um 1490 für seinen Burgriesen Niklas Haidl erbauen. Er war 2 m 23 cm groß. Für die Menschen des Mittelalters, die durchschnittlich viel kleiner waren als die heutigen Menschen, war das wahrhaft riesengroß.

Die Beschreibung des Burgriesenhauses, die Ausbuchtung daneben ist leer. | Foto: BezirksBlätter
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Eine Statue des Burgriesen steht im ersten Stock des Stadtturms. Sein Skelett wird in der  Universität Innsbruck aufbewahrt. Das Skelett wurde 1866 in einer Gruft im Dom zu St. Jakob  gefunden. Professor Carolo Dantscher konnte im 19. Jahrhundert das Skelett erstmals  erforschen: Nikolaus Haidl verstarb im Alter von Anfang 30 Jahren und war zum Zeitpunkt  seines Todes noch immer nicht ausgewachsen. An seinem 2,20 Meter großen Skelett, eines der zentralen und wichtigsten Exponate im Anatomischen Museum, zeigen sich noch deutlich die Epiphysen- oder Wachstumsfugen, die sich normalerweise beim Menschen durchschnittlich ab dem neunzehnten Lebensjahr schließen bzw. verknöchern. Das Burgriesenhaus in der Hofgasse 12 steht unter Denkmalschutz. Am gepflegten Haus befindet sich eine kurze Beschreibung der Geschichte des Hauses, die Ausbuchtung neben dem der Hinweistafel ist leer.

Links das Haus des Hofzwerg Thomele, rechts das Haus des Burgreisen Hayd.
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