Ein Zivi für 1.600 Blinde und Sehbehinderte

Der Vorlesedienst ist für Blinde besonders wichtig. Vor allem, wenn es sich wie hier um Broschüren handelt, die ein Computer so nicht vorlesen kann, sind Blinde auf Hilfe angewiesen.
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  • Der Vorlesedienst ist für Blinde besonders wichtig. Vor allem, wenn es sich wie hier um Broschüren handelt, die ein Computer so nicht vorlesen kann, sind Blinde auf Hilfe angewiesen.
  • hochgeladen von Verena Kretzschmar

Von Ende Mai bis jetzt musste der Tiroler Blinden- und Sehbehindertenverband (TBSV) mit nur einem Zivi auskommen. Da diese selbst vom Verband angeworben werden müssen, wird es immer schwieriger, einen Zivildiener zu bekommen.
Ein Zivildiener für 1.600 Klienten beim Blinden- und Sehbehindertenverband – damit musste der TBSV nun ein halbes Jahr auskommen. Normalerweise sind es mindestens vier, ideal wären fünf oder mehr. „Wir nehmen im Februar, Juli und Oktober Zivildiener auf, aber dieses Jahr haben wir im Juli keinen gefunden“, so Barbara Hoffmann vom TBSV.

Einige Dienste fielen aus
Da musste man in den Leistungen zurückstecken. „Unsere Zivildiener kommen in jede Abteilung und helfen überall mit. Vom Begleit- und Vorlesedienst, über Post holen und verteilen, die Hilfsmittelzentrale betreuen, Auskünfte am Telefon geben bis hin zu einfachen Fahrten mit dem Auto. Viele Mitarbeiter im TBSV sind selbst sehbehindert und können deshalb nicht selbst Auto fahren“, klärt Obmann Dietmar Graff auf. Und auch die Außenstelle in Osttirol muss immer wieder betreut werden. „Es ist ja auch nicht so, dass alle Blinden hier in Innsbruck wohnen, wir müssen mit einem Zivildiener unsere Mitglieder verteilt über ganz Tirol betreuen“, klärt Barbara Hoffmann weiter auf.

Sommerpause für Gesellschaft
Auch viele Veranstaltungen sind ohne Zivis nicht möglich. „Diesen Sommer legten die Senioren- und Spieleabende, die sonst regelmäßig bei uns stattfinden, eine Sommerpause ein, da wir einfach nicht genug Zivildiener für die Abwicklung hier haben. Auch manche Begleitdienste mussten auf den Herbst verschoben werden“, so Hoffmann.

Anwerbung großes Problem
Früher wurden Zivildiener über die Zivildienstverwaltungs GmbH den verschiedenen Stellen zugewiesen. Seit Oktober 2005 ist die Zivildienstserviceagentur für die Verwaltung zuständig. Allerdings werden Zivis jetzt nicht mehr einfach zugeteilt, sondern müssen quasi geworben werden. „Das ist für uns unmöglich, wir haben dafür keine finanziellen Mittel“, ist Barbara Hoffmann verzweifelt. Zudem ist auch die Verkürzung des Zivildienstes auf neun Monate ein Problem. „So wie uns geht es vielen sozialen Einrichtungen“, weiß Hoffmann.

Über Schule zu den Blinden
Der derzeitige Zivildiener Peter Gruber kam übrigens zum TBSV durch die Schule. Mit seiner Volksschulklasse hatten sie ein Frühstück im Dunkeln besucht. Dieses hatte ihn so beeindruckt, dass er sich vor einem Jahr für diesen Zivildienst entschieden hatte. Wie es ihm gefallen hat, ist im rechten Kasten zu lesen.
Mehr über den Zivildienst und die offenen Stellen gibt es auch unter: www.bmi.gv.at/cms/zivildienst

Blinden helfen
Viele Einrichtungen, so auch der Blinden- und Sehbehindertenverband, sind auf Zivildiener angewiesen. Peter Gruber hat sich für einen Platz im TBSV entschieden und es nicht bereut. Besonders das Mobilitätstraining, das jeden Zivi anfangs in die Rolle eines Blinden schlüpfen lässt, hat ihm sehr gefallen. „Und auch die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, möchte ich nicht missen. Es wird nie langweilig und die Klienten freuen sich immer sehr, wenn man bei Ihnen ist“, erzählt Peter Gruber.

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