Frei im Theater 22
Eine hellsichtige Analyse unserer Zeit

Christine Frei und das Generationentheater | Foto: Frei
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2019 wurde „rand:ständig“ von Martin Plattner im Landestheater Linz uraufgeführt. Drei Jahre später hat Gertraud Kopp, Leiterin des Generationentheaters, die seit jeher ein Faible für anspruchsvolle Texte hat, das Stück nun nach Innsbruck geholt.

Und mal abgesehen davon, dass der aus Wenns stammende Plattner einer der sprachlich faszinierendsten Theaterautoren unseres Landes ist, erscheint einem dieser Text in der aktuellen Dauerkrisensituation nun geradezu hellsichtig.

Eiskalte Selbstoffenbarung über Schneemassen hinweg: Obwohl sie gerade erst eine Naturkatastrophe überlebten, haben die Figuren in Martin Plattners Stück „rand:ständig“ nichts füreinander übrig. | Foto: Generationentheater
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Was wir seit der Pandemie als zunehmende Entsolidarisierung und Spaltung beklagen, das bringt Plattner hier anhand eines Lawinenabgangs in einer offensichtlich roten Zone, wo man die am Rand Stehenden des Tourismusdorfes hinverfrachtete, über den bitterbösen Underdog-Sprech seiner Figuren unmissverständlich auf den Punkt.

Dass ausgerechnet das Touristenkind, das offenbar alles auslöste, um sich so dem Lebenswahnsinn mit seinen Elternzwillingen zu entziehen, gerettet werden muss und soll, ist weniger Ironie des Schicksals wie knallhartes Kalkül. Und auch der Nebenschauplatzbeauftragte erinnert mit seinen ‚inneren‘ Krisenstabs-PR-Phrasen verdächtig an all die Durchhalteparolen der letzten zwei Jahre, die sich als ebenso wenig tragfähig erwiesen wie die Schneemassen, die zuletzt alle mitreißen werden.

Hannes Hametner zeigt jedenfalls mit seiner textgenauen Inszenierung, dass Plattners virtuos pointierte Texte, in denen sich die Sprache immer wieder über sich selbst Gedanken macht, auch für hoch engagierte Laien stemmbar sind.

Mehr noch als das. Er erweckt sie zum modernen Volkstheater!

Christine Frei und das Generationentheater | Foto: Frei
Eiskalte Selbstoffenbarung über Schneemassen hinweg: Obwohl sie gerade erst eine Naturkatastrophe überlebten, haben die Figuren in Martin Plattners Stück „rand:ständig“ nichts füreinander übrig. | Foto: Generationentheater
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