Ferdinandeum
Einkaufen als Kunst?

Supermarkt im Museum: Das Kunstwerk „Interim Measure“ wurde in Kooperation mit der Tiroler Supermarktkette MPreis realisiert. | Foto: Ela Bialkowska, OKNO studio
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Supermarkt-Regale statt Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen – das finden Besucher beim Betreten des Tiroler Landesmuseums vor. Was aussieht wie ein Supermarkt, ist auch einer und funktioniert wie ein solcher.

INNSBRUCK. Supermarktregale bestückt mit alltäglichen Waren und gleichzeitig ein Kunstwerk von Anna Scafali Egheter. Die italienische Künstlerin Anna Scalfi Eghenter präsentiert unter dem Titel „The Museum Game“ den zweiten Teil ihrer künstlerischen Arbeit im Ferdinandeum. Dabei wurden alltägliche Settings wie ein Supermarkt samt der damit verbundenen Gepflogenheiten ins Museum verlagert und die Regeln des Museums hinterfragt. Von 8. März bis 5. Mai stellt die Schau im Ferdinandeum gesellschaftspolitische und damit auch museale Traditionen in Frage.

Einkaufen als Kunst?

Was aussieht wie ein Supermarkt, ist auch einer und funktioniert wie ein solcher. Gleichzeitig ist er aber auch ein Kunstwerk von Anna Scalfi Eghenter mit dem Titel „Interim Measure“, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „vorübergehende Maßnahme“ und auf die temporäre Einbindung in den Museumsraum anspielt. Diese wiederum ist an Anna Scalfi Eghenters Ausstellung „The Museum Game“ gebunden, kuratiert von Rosanna Dematté. Der Supermarkt im Museum entstand in Kooperation mit MPreis und Besucher können während der regulären Museumsöffnungszeiten zwischen Dienstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr einkaufen und gleichzeitig und Kunst erleben. Der Eintritt in diesen Ausstellungsbereich ist kostenlos.

 „MPreis ist für neue Ideen und Initiativen immer aufgeschlossen. Das liegt sozusagen in unserer DNA. So sind unsere Filialen beispielsweise keine klassischen Supermärkte, sondern für ihre besondere Architektur bekannt, wofür wir schon oft mit Preisen ausgezeichnet wurden. Außerdem ist MPreis ein Tiroler Familienunternehmen. Teil eines besonderen Museumsprojekts in Tirol zu sein, ist für uns also sehr spannend und etwas Neues“, Ingo Panknin (Geschäftsführer MPreis). 

Die Waschmaschinen der Arbeit „Celata“ wurden bereits 2008 in Trento präsentiert. Nun sind sie im Ferdinandeum zu sehen. | Foto: Ela Bialkowska, OKNO studio
  • Die Waschmaschinen der Arbeit „Celata“ wurden bereits 2008 in Trento präsentiert. Nun sind sie im Ferdinandeum zu sehen.
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„The Museum Game" 

Wie hat sich der globale CO2-Ausstoß im vergangenen Jahrhundert entwickelt? Wie hoch ist der Frauenanteil in den Parlamenten verschiedener Nationen? Wie weit ist der Meeresspiegel durch die Erderwärmung angestiegen? Skulpturen und Rauminstallationen stehen als Antwort auf diese und weitere Fragen. Es geht um Gleichberechtigung und Zugehörigkeit, Macht und Recht, Zeit und Umwelt. So breit gefächert das Themenspektrum der Ausstellung ist, so vielfältig präsentieren sich auch die gezeigten Werke. Häufig strahlen sie eine verblüffende Ironie aus, andere erfordern eine interaktive Teilhabe der Besucherinnen und Besucher.Eine zentrale Rolle spielt die tatsächliche Benützung des Kunstwerks auch bei „Interim Measure“. 

Blick in die Ausstellung „Anna Scalfi Eghenter. The Museum Game“. | Foto: Ela Bialkowska, OKNO studio
  • Blick in die Ausstellung „Anna Scalfi Eghenter. The Museum Game“.
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Was soll und darf ein Museum?

Das künstlerische Konzept von Anna Scalfi Eghenter besteht darin, die Räume des Museums mit Alltäglichem zu inszenieren. Im selben Zuge werden die gewohnten Regeln des Museumsbetriebs ausgehebelt und gewohnte Rituale hinterfragt. Neben „Interim Measure“ greifen auch zwei weitere Kunstwerke in der Ausstellung diese Idee auf: Bei „Celata“ im historischen Gebäudetrakt des Museums stehen Waschmaschinen, die 2008 während der Manifesta7 am Domplatz von Trento zum Wäsche waschen genutzt wurden, in den Ausstellungsräumen im ersten Obergeschoss bilden Linien auf Boden und Wänden die Spielfelder „Tennnis“ (als Titel des Kunstwerks bewusst mit drei N geschrieben) und „Agonale“.
Die Tatsache, dass es sich bei allen Arbeiten um Relikte aus früheren Kunstprojekten von Anna Scalfi Eghenter handelt, lässt aufmerksame Besucherinnen und Besucher nicht zuletzt die Regeln der musealen Bewahrung und Archivierung von Kunst hinterfragen. Dabei ist „The Museum Game“ die erste große Retrospektive der Künstlerin überhaupt.

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