Faktencheck (Video)
Gefakte Corona-Kaufhausdurchsage und andere Märchen

Märchen sind nicht nur in der Altstadt aktuell, auch in den sozialen Medien und heimischen Politik gibt es Märchenerzähler und Fakenews-Verbreiter. | Foto: Gerhard Berger
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  • Märchen sind nicht nur in der Altstadt aktuell, auch in den sozialen Medien und heimischen Politik gibt es Märchenerzähler und Fakenews-Verbreiter.
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INNSBRUCK. Märchen haben in Innsbruck Hochsaison. Nicht nur bei einem Spaziergang in der Altstadt in der Märchengasse, sondern vor allem im Zusammenhang mit Corona in den sozialen Medien und auch im Innsbrucker Gemeinderat. Ein Faktencheck und klare Worte.

Kaufhausdurchsage

28 lebensgroße Märchen-, Riesen- und Sagenfiguren erzählen ihre Geschichte in der Innsbrucker Altstadt. So lässt es sich bei einem Glühwein am FloJos trefflich über die Geschichte von Rotkäppchen philosophieren. Nebenan leuchten die Bremer Stadtmusikanten und am Eingang der Riesengasse wartet der Riese Haymon. Der Pinocchio bei der Pizzeria Mamma Mia ist dabei die ideale Überleitung in die Jetztzeit. Der Blick in die sozialen Medien bietet eine unglaubliche Anzahl an Märchen bzw. Fakenews: "Vom Freund eines Freundes: eine Arzthelferin geht im DEZ einkaufen und erkennt eine Person die Corona – positiv getestet war und somit in Quarantäne. Das meldet die Arzthelferin dem Personal ohne Namen aufgrund Datenschutz. Das Dez macht eine Durchsage – man wisse, es befindet sich eine Person im Laden, die positiv getestet ist und in Quarantäne sein sollte. Diese Person soll den Wagen stehen lassen und sich zum Hinterausgang begeben. Nach kurzer Zeit finden sich 23 Personen am Hinterausgang." So und in vielen ähnlichen Varianten geistern diverse Meldungen in den sozialen Netzwerken herum. Fakt: Sie sind falsch. Wie Recherchen von mimikama.at und Peter Bock zeigen, gab es diesen Vorfall nicht: "Das DEZ dementiert diesen Vorfall. Center-Manager Larch, der schon mit diesen Postings auf der DEZ-FB-Website konfrontiert worden war, beteuert, dass es solche Aufrufe an der Rezeption nie gegeben hat. Das Posting dient offensichtlich zur weiteren Verunsicherung der Leute und Destabilisierung der schwierigen Corona-Lage." Diese Fake-News ist im April 2021 entstanden: "Diese Woche in einem Kaufhaus in Freilassing: Eine Durchsage, dass sich die Person, die gerade Positiv/Corona getestet wurde dringend bei Info melden sollte… und jetzt wird das ganze noch getoppt: es haben sich mehrere Personen gemeldet………. Mir fehlen die Worte ehrlich…. wie verantwortungslos gegenüber anderen ist das denn…….." Seitdem gibt es zahlreiche weitere Meldungen, in denen einfach der jeweilige Ort ausgetauscht wird.

Ein "wahres Märchen": Rotkäppchen beim FloJos. | Foto: christkindlmarkt.cc
  • Ein "wahres Märchen": Rotkäppchen beim FloJos.
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Fakebilder

Aber nicht nur die Fake-Kettenbriefe sorgen in den sozialen Netzwerken immer wieder für Aufregung. Für das Weiterverbreiten eines Fakebildes einen Tiroler Baumarktes, der angeblich den Zugang zu seinem geschäft eingeschränkt hat, s musste sich ein Tiroler Landtagsabgeordneter entschuldigen, eine Igler Konditorei wurde durch die halbe Darstellung eines Besucherhinweises mit einem Shit-Storm konfrontiert. Und auch im Innsbrucker Gemeinderat spielt der Faktencheck eine wichtige Rolle. Beim Antrag "COVID-19, Impfung von Kindern, Entfernung der Werbung" wurde von GR Bernhard Schmid eine bunte Mischung an Begründungen geliefert. Der ehemalige FPÖ-Mandatar, der im August eine Rede beim OÖ Wahlkampfauftakt der Partei MFG gehalten hat, trat im August aus der Innsbrucker FPÖ aus: "die Freiheitlichen sind zu unkritisch bezüglich der verhängten Corona-Maßnahmen." Bereits der Antrag davor war skurril. Hier forderte Schmid, die "Masken" auf den Straßenbahnen zu entfernen. Der Antrag wurde mit 39 zu 1 abgelehnt.

Video der GR Sitzung

Die Anträge von GR Bernhard Schmid finden Sie ab 10:44:30!

Klare Worte

StR Christine Oppitz-Plörer findet zu diesem Antrag klare Worte:

"Diese Verbreiten von Unwahrheiten bereitet körperliche Schmerzen. Menschen, die sich nicht ausreichend informieren können, die keine Studien nachverfolgen können, werden bewusst mit diesen Begründungen, wie sie von GR Schmid ausgeführt werden, in die Irre geführt. So werden Menschenleben gefährdet. GR Schmid soll sich über die wissenschaftlichen Ergebnisse und den Erfolgen der Impfungen informieren. Man muss diesen Antrag eigentlich zurückweisen! Ein Mandat in einem demokratischen Gremium bedeutet auch Verantwortung."


GR Plach ergänzt: "Weder das Zitat aus dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch noch aus dem Arzneimittelgesetz in der Antragsbegründung von GR Schmid sind richtig!"

Faktencheck

Fakten prüfen - Quelle überprüfen - Bilder und Videos überprüfen

Fakten prüfen
Die meisten Fake News werden heutzutage über die Sozialen Medien verbreitet. Wem eine Nachricht verdächtig vorkommt, sollte als erstes die Schlüsselwörter in eine Suchmaschine eingeben:
Wird die Nachricht auch noch über andere, größere Medien verbreitet?
Geben andere Medien noch Zusatzinformationen, die etwas an der grundlegenden Sache ändern?
Wie aktuell ist die Nachricht – geht es um Ereignisse, die angeblich gerade stattgefunden haben oder wurde eine alte Meldung wieder hochgekocht?

Quelle überprüfen
Sollte die Internetrecherche noch nicht für endgültige Klarheit gesorgt haben, empfiehlt es sich, den Verfasser einer Nachricht genauer anzuschauen.
Wie lange ist derjenige bereits bei Twitter oder Facebook aktiv und was hat er bisher geschrieben?
Machen die bisher veröffentlichten Beiträge Sinn und erscheinen glaubhaft?
Wer und wie viele Leute haben die Beiträge geteilt?
Hat der Twitter-Account einen blauen Verifizierungshaken?
Wie viele Freunde oder sogenannte Follower hat er?
Handelt es sich um ein neues Profil mit nur wenigen Followern, sollte man vorsichtig sein. Eventuell handelt es sich gar nicht um einen echten Menschen, sondern um ein Roboter-Computerprogramm, das selbstständig Nachrichten verfasst und weiterleitet ("Social Bot").
Wenn Beiträge auf Websites verlinken, sollte man sich diese genau anschauen. In Österreich müssen Websites ein Impressum haben. Sie geben Auskunft über den Urheber einer Nachricht. Einer Seite ohne Impressum sollte man kein Vertrauen schenken.

Bilder überprüfen
Auch Bilder und Videos können gefälscht sein. Bei Bildern ist es häufig so, dass die Bilder zwar echt sind, aber in einen falschen und sinnverzerrenden Kontext gesetzt wurden. Hier hilft die Google-Bildersuche: Sie kann anzeigen, wo und in welchem Kontext das Bild zum ersten Mal veröffentlicht wurde.

Es gibt eine große und interessante Anzahl an Faktenchecker in Österreich, wie u. a. mimikama.at oder den APA FaktencheckAuch die BezirksBlätter Redaktionen recherchieren in ihren Beiträge umfassend die wahren Hintergründe der modernen Lügenmärchen.

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