Gute Infrastruktur, schlechtes Leben

Wir haben uns im Olympischen Dorf umgehört: Müll in den Straßen, zu viele Menschen, zu wenig Platz.
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  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

INNSBRUCK. Was aus der Höhe an riesige Legosteine erinnert, ist Innsbrucks wohl widersprüchlister Stadtteil: Das O-Dorf. Plattenbau an Plattenbau, Wohnung an Wohnung, Mensch an Mensch. Daraus entwickeln sich auch die Probleme, meint die hiesige Bevölkerung.

Zu viele Menschen

Eins zieht sich wie ein roter Faden durch die Gespräche im O-Dorf: Wer hier lebt, würde gerne wieder wegziehen. Aufs Land, in einen anderen Stadtteil. "Wo weniger Menschen auf einem Haufen leben", wie eine Frau erklärt. Sie lebt mit ihrem Ehemann seit 1967 im O-Dorf. Sie meinen: "Ich sage nie, dass ich aus dem O-Dorf bin. Meiner Auffassung nach ist das schon Neu-Arzl." Man erinnert sich an Zeiten, als die Gegend noch sehr ländlich war und es viel weniger Bewohner gab. Die Infrastruktur hat sich zwar sehr gut entwickelt – Geschäfte, Ordinationen, Parkanlagen, Seniorenheim – die gesellschaftlichen Änderungen eher umgekehrt.

"Wo soll ich anfangen?"

Eine alleinerziehende Mutter weiß gar nicht, wo sie mit den Problemen im O-Dorf anfangen soll: Die Spielplätze seien mit Hundekot verdreckt, die Kinderbetreuung lässt zu wünschen übrig, es leben zu viele Leute auf einem Fleck. Laut städtischer Statistik leben im O-Dorf etwas mehr als 7.000 Menschen – das nimmt in der Liste der Stadtteile lediglich den 7. Platz ein und wird von der Wohndichte sogar von der Innenstadt überholt. Man muss aber dazusagen, dass das O-Dorf – seine Flächengröße betrachtet – der kleinste Stadtteil ist. Gleichzeitig ist nicht wegzuleugnen: Die Einwohner der ersten Stunde kommen mit den neuen Bewohnern des O-Dorfes meistens nicht zurecht. "Ich bin nicht Rassistin", sagt eine Dame beispielsweise, "aber wenn nur Ausländer nachkommen, ist das problematisch." Man traue sich nachts nicht auf die Straße. Die Statistik zeigt wieder ein anderes Bild: Lediglich 19,5 Prozent der Bevölkerung haben einen ausländischen Pass. Der Durchschnitt liegt in Innsbruck bei 26,2 Prozent. Übrigens sehen die befragten "Ausländer" ähnliche Probleme im Stadtteil: Vermüllung und die dichte Besiedlung machen auch ihnen zu schaffen.

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