Spurensuche
Innsbruck und der Bericht der Historikerkommission

- Das Stadtblatt auf lokaler Spurensuche im Bericht der Historikerkommission
- Foto: Freiheitliches Bildungsinstitut
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INNSBRUCK. Die Freiheitliche Partei Österreich hat ihren Bericht der Historikerkommission veröffentlicht. Auf 668 Seiten versucht die FPÖ verschiedensten Fragen ihrer Geschichte und Entwicklung auf den Grund zu gehen. Das Stadtblatt hat sich auf eine lokale Spurensuche begeben. 174 mal wird der Suchbegriff Innsbruck in diesem Werk gefunden. Dies liegt vor allem auch an der Tatsache, das Innsbruck als Universitätsstandort bei den Veröffentlichungen von verschiedenen Werken alsOrt angegeben wird. Von den aktuellen politischen Vertretern der FPÖ im Innsbrucker Gemeinderat wird im Historikerbericht keiner erwähnt. Der gesamte Bericht der Historikerkommission steht hier kostenlos zum Download. Sowohl in den österreichischen Medien als auch in den sozialen Netzwerken wird das Werk intensiv und kritisch diskutiert. In der Folge finen Sie einige Auszüge aus dem Bericht mit Bezug auf Innsbruck bzw. Personen die mit Innsbrucker in enger Verbindungen stand.

- Die Inhaltasangabe des Berichts.
- Foto: Freiheitliches Bildungsinstitut
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Verbotsgesetz
Kritik an der NS-Gesetzgebung gab es zum Teil sehr vehement, auch in den Zeitungen, diese
freilich nur in den Westzonen, nicht in der Sowjetzone. Durchgehend negativ kritisiert wurde die Kollektivschuld, die Ausgrenzung aus dem politischen und sozialen Leben. Der Innsbrucker Staatsrechtslehrer Ernst Kolb schrieb 1947, das Verbots
Universität
gesetz sei das „schärfste, jemals in einem besiegten, besetzten oder neutralen Staat beschlossene Gesetz“, und der Erzbischof von Salzbrug hielt „das neue Nationalsozialistengesetz für einen Irrweg“. Insbesondere zur Ahndung der Kriegsverbrechen, teilweise auch für Fälle der Entnazifizierung, wurde durch das Verbotsgesetz 1945 (StGBl. 13) eine eigene Sondergerichtsbarkeit installiert, nämlich „Volksgerichte“ bei den Landesgerichten am Sitze der vier Oberlandesgerichte Wien, Linz/ Donau, Graz, Innsbruck.
Gordon Gollob
Bereits im Juni 1949 hatten Kraus und Reimann beschlossen, einen Generalsekretär aufzunehmen. Lothar Höbelt vermutete, dass sich daraufhin über Vermittlung des Offiziers des Ersten Weltkrieges und Kaufmannes in Innsbruck Gerhard Ebenbichler der „Brillantenträger“ Oberst Gordon M. Gollob meldete und von den beiden Parteigründern sofort genommen wurde. Gollob wurde 1912 in Wien geboren, doch übersiedelten seine Eltern 1924 nach Innsbruck, wo er 1931 an der Bundesoberrealschule maturierte. Als früh Flugbegeisterter erwarb Gollob 1930 die A- und B-Gleitflugscheine und wurde bald als Fluglehrer, Bauprüfer und Bauleiter aktiv.
Bundespräsidentenwahl 1951
... Schließlich wurde ein weiterer Kreis in die Bemühungen eingeschaltet, nämlich der „Bund der Universalisten“ um den Imster Geschäftsmann Ludwig Canal. Als die beiden ursprünglichen Kandidaten, die beiden Innsbrucker Ordinarien Eduard Reut-Nicolussi und Egbert Mannlicher ausgeschieden waren – letzterer wegen seiner NS-Vergangenheit, die laut Kraus ein zu leichtes Angriffsobjekt gewesen wäre –, brachte Canal den Leiter der Chirurgischen Klinik in Innsbruck, Univ. Prof. Dr. Burghard Breitner (1884–1956), ins Spiel, der letztendlich akzeptiert wurde. Viktor Reimann urteilte über ihn, dass er „von der Person her ein Idealfall“ gewesen wäre, als „Politiker war er hingegen eine Null“. Doch auch Burghard Breitner war kein „unbeschriebenes Blatt“: ... 1929 wurde er Primararzt im Wiener Rudolfspital, zum 1. Oktober 1932 Vorstand der Chirurgischen Universitätsklinik in Innsbruck. Burghard Breitner war deutschnational orientiert. 1932 trat er laut dem Personalakt der Universität Innsbruck mit einer niedrigen Mitgliedsnummer der NSDAP bei, was er später bestreiten sollte. Nachdem Breitner während des Parteiverbotes im Ständestaat ausgetreten war, wollte er nach dem „Anschluss“ 1938 wieder beitreten. Doch konnte er den „Großen Ariernachweis“ nicht erbringen, weil die Herkunft seiner Großmutter väterlicherseits nicht uu klären war, weswegen Breitner sogar kurz ins Visier der estapo geriet. Er trat am 1. Dezember 1939 wieder in die NSDAP ein und erhielt eine hohe Mitgliedsnummer. Als Präsidentschaftskandidat 1951 war er immer noch, wie bereits 1932, Vorstand der Chirurgischen Universitätsklinik in Innsbruck. Bei der Wahl erhielt Breitner in der Stadt Salzburg sowie in seiner Wirkungsstätte Innsbruck die absolute Mehrheit, im Land Salzburg die relative.
Otto Scrinzi
Otto Scrinzi wurde am 5. Februar 1918 in Lienz in Osttirol geboren. Nach dem Gymnasium und der 1936 bestandenen Matura studierte er in Innsbruck, Riga, Königsberg und Prag Medizin und promovierte 1941. Scrinzi war SA-Sturmführer und Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 7,897.561)149 sowie des NSD-Studentenbundes. Ab 1940 arbeitete er als Assistent am „Institut für Erb- und Rassenbiologie“ an der Universität Innsbruck. Ab 1950 war Scrinzi als Nervenfacharzt tätig und bekleidete von 1955 bis 1983 die leitende Funktion eines Primarius an der psychiatrischen Männerabteilung des Landeskrankenhauses Klagenfurt.
Rund um die Gründung der Freiheitlichen
Bei der Gründung der Freiheitlichen spielten einige Personen mit Bezug zu Innsbruck eine Rolle. Egon Denz, (1899–1979), ein ehemaliges NSDAP Mitglied und ehemaliger SS-Standartenführer, der von 1938 bis 1945 Oberbürgermeister von Innsbruck war, erklärte daraufhin, dass die Vertreter der "Schwarzacher Resolution“ den Bundesverbandstag verlassen müssten, um mit ihren Landesverbänden das weitere Procedere zu besprechen. Klaus Mahnert wurde am 27. März 1913 in Marburg geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums maturierte er 1931 in Innsbruck. ... Im Juli 1934 spielte er beim Juliputsch der Nationalsozialisten in Innsbruck eine wichtige Rolle: Er war damals „Brigadeinspekteur der SA für Tirol“ und sollte nach der Ermordung des Polizeioffiziers Franz Hickl durch den 19jährigen SS-Angehörigen Friedrich Wurnig den Aufstand in Innsbruck auslösen, konnte sich dazu aber angesichts der Niederschlagung des Putsches in Wien nicht entschließen. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen zur Ermordung Franz Hickls kam man auch der Tiroler Brigadeführung der SA auf die Spur, sodass Mahnert am 13. Mai 1935 verhaftet werden konnte. Ein gegen ihn eingeleitetes Verfahren wegen Hochverrats wurde jedoch nach vier Monaten unter der Auflage eingestellt, dass er Österreich verlasse. ... Mahnert, der einer der Gründungsmitglieder der FPÖ war, war ab 1956 Mitglied im Innsbrucker Gemeinderat. In einer Wahlkampfbroschüre der FPÖ warb er mit dem Hinweis, „seine politische Tätigkeit als Nationalsozialist gegen das Dollfuß-Schuschnigg-Regime habe zum Abbruch seines Studiums und zu einer fast einjährigen Haft (1933/34) geführt, die sich jedoch als ungeeignetes Mittel erwies, jugendliche Begeisterung zu dämpfen.
Der Parteitag in Innsbruck 1986
Die innerparteilichen Auseinandersetzungen kulminierten schließlich am 18. Bundesparteitag am 13. September 1986 in Innsbruck, der den Kärntner Landesobmann Jörg Haider zum neuen Parteiobmann kürte. ... Noch zwei Tage vor dem Parteitag in Innsbruck versuchte Schender weiterhin Ofner oder Krünes für eine Kompromißkandidatur zu gewinnen, doch Steger trat erst auf dem Parteitag am 13. September selbst mit dem Vorschlag Krünes an die Öffentlichkeit. Schender charakterisierte dieses „letzte Manöver“ nicht mehr als „ernsthaftes Angebot. Ich oder das Chaos, war Deine Parole.“ Doch auch Krünes stand nur für eine einvernehmliche Wahl zur Verfügung. War es bisher Steger, der eine solche Lösung blockiert hatte, so war es in Innsbruck nunmehr Gugerbauer, der diesen Vorschlag ablehnte, allerdings Krünes als Vizekanzler vorschlug. Haider gewann die Abstimmung mit 263 gegen 179 Stimmen, Gugerbauer übernahm die Leitung des Generalsekretariats.
Südtirolfrage
Einen breiten Raum nimmt Innsbruck im 56 Seiten starken Kapitel zur Südtirolfrage ein. .. Für viele insbesondere vom Verbindungsstudententum geprägte Angehörige des deutschnationalen FPÖ-Flügels erschien dies (die liberale Haltung zur Südtirolfrage) gänzlich inakzeptabel: Sie verließen die FPÖ in Richtung der formell 1967 gegründeten Nationaldemokratischen Partei (NDP) des Innsbrucker Universitätsassistenten Dr. Norbert Burger, dem sie über den von ihm mitbegründeten und als Obmann geleiteten Ring Freiheitlicher Studenten (RFS), einer FPÖ-Vorfeldorganisation im studentischen Milieu, ohnedies verbunden waren. ... Besondere Bedeutung kommt den akademischen Burschenschaften Brixia in Innsbruck und Olympia in Wien zu. Zeitzeugentreffen mit „Alten Herren“ dieser genannten Burschenschaften, ergaben ein klares Bild von der Situation bzw. deren Aktivitäten im Südtirolkonflikt. ... Die Bedeutung bzw. der Einfluss Norbert Burgers auf die Brixia wird gemäß übereinstimmenden Aussagen von deren „Alten Herren“ aber zumeist überbetont. (Mit den „Alten Herren“ der B! Brixia fand am 13. April 2019 in Innsbruck ein Treffen statt und mit „Alten Herren“ der Olympia am 2. Juli 2019 in Wien. Die Namen der „Alten Herren“ werden in dieser Arbeit nach Absprache mit den Betreffenden bzw. aus Datenschutzgründen nicht namentlich genannt.) ... Burger war lediglich häufiger Gast im Innsbrucker Brixenhaus. Hingegen war vielmehr der Jesuitenpater Herwig Büchele, ein Vorarlberger, der an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck lehrte, eine der anregenden Persönlichkeiten und prägenden Gestalten.
Zum Thema NDP
Der Antrag zur Gründung der NDP wurde im April 1966 von den Studenten der Universität Innsbruck, Rudolf Watschinger, Dietmar Ritzberger und Harald Niemetz, beim Innenministerium eingebracht. Das Ministerium lehnte den Antrag binnen 6 Wochen nicht ab, weshalb die Partei nach dem Vereinsgesetz von 1951 im Juni 1966 zugelassen war.
Themenkreis Universität
Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund. In Innsbruck wurde eine NSDStB-Gruppe
erst spät, nämlich Anfang 1929 gegründet, nachdem er bereits in Deutschland überall große rfolge erreichen konnte. Nach einer Untersuchung von Michael Gehler konnte festgestellt werden, daß schon vor 1933 ein hoher Anteil der Mitglieder der Innsbrucker schlagenden Verbindungen der NSDAP beigetreten war: so z. B. beim C! Athesia 50 Prozent, bei der B! Suevia 45 Prozent und bei der B! Germania 40 Prozent.
...
Ein besonderes Augenmerk lag natürlich auch bei den Professoren. An der Universität Wien gab
es zu Ende des „Dritten Reiches“ im April 1945 130 Professoren, davon wurden 86 entlassen, pensioniert oder suspendiert, das waren zwei Drittel! An der Wiener Technik wurden 41 von 56 Professoren enthoben (73 Prozent), auf der Welthandel und der Tierärztlichen jeweils 11 von 17 (65 Prozent) und auf der Bodenkultur 22 von 26 (85 Prozent). In Innsbruck wurden 26 Professoren suspendiert.
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