Gefahr im Verzug
Klinikdirektor geht gerichtlich gegen Kündigungsversuch vor

Andreas Kolk (Mund-, Kiefer-, und Gesichtschirurgie) geht gerichtlich gegen den Kündigungsversuch der Uniklinik Innsbruck vor. | Foto: Foto: MUI/Berger
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Andreas Kolk wurde am 1. Juli 2019 auf den Lehrstuhl für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und zum Direktor der Klinik Innsbruck berufen. Jetzt geht der Klinikdirektor gerichtlich gegen den Kündigungsversuch der Uniklinik Innsbruck vor. Die Universitätsklinik begründet das Vorgehen mit „Gefahr im Verzug“. Kolb warnt vor negativen Folgen auf Patientinnen und Patienten. 

INNSBRUCK. "Mit 1. Juli 2019 wurde der Mund-, Kiefer,- und Gesichtschirurg Andreas Kolk von Rektor W. Wolfgang Fleischhacker nach Innsbruck berufen. Der sehr komplexe Bereich der Mund-, Kiefer,- und Gesichtschirurgie erfordert eine besonders umfangreiche Expertise in Medizin und Zahnmedizin sowie eine vertiefende Zusammenarbeit mit zahlreichen Nachbardisziplinen", teilten die Tirol Kliniken 2019 mit. "Der neue Leiter der Universitätsklinik für Mund,- Kiefer und Gesichtschirurgie, der gebürtige Wuppertaler (D) Andreas Kolk, bringt nach vielen Jahren als leitender Oberarzt und stellvertretender Leiter der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie am Klinikum rechts der Isar in München umfassende Kompetenzen im klinischen und wissenschaftlichen Bereich mit." Neben Erkrankungen, gilt es an der Universitätsklinik auch Verletzungen im Bereich des Kiefers, der Zähne, des Gesichtes oder des Gesichtsschädels, die gerade in einer Skiregion wie Tirol häufig vorkommen, zu behandeln. „Insgesamt werden 1.600 stationäre Fälle mit Tumoren, Verletzungen, angeborene Fehlbildungen im Gesicht oder oral-chirurgische Erkrankungen, pro Jahr an der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie behandelt“, informierte 2019 Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin der Landeskrankenhaus-Universitätskliniken Innsbruck. 

2019: Ärztliche Direktorin Alexandra Kofler, Klinikdirektor Andreas Kolk, Rektor W. Wolfgang Fleischhacker.  | Foto: MUI/Bullock
  • 2019: Ärztliche Direktorin Alexandra Kofler, Klinikdirektor Andreas Kolk, Rektor W. Wolfgang Fleischhacker.
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Kündigung

Fünf Jahre später stehen der Klinikdirektor und die Universitätsleitung vor Gericht. Die Universitätsleitung versucht, ihn zu kündigen und hat ihm die Leitungsfunktion entzogen. Begründet wird dies mit einer „Gefahr im Verzug“ für die Patientenbehandlung und den Klinikbetrieb. Dieser Darstellung widerspricht Andreas Kolk ausdrücklich und hat gegen die Kündigungsversuche und die unberechtigten Vorwürfe rechtliche Schritte eingeleitet: "die Vorwürfe sind völlig unbegründet." Der Gerichtsprozess wird Mitte Februar in Innsbruck stattfinden.

„Ich habe mich entschieden, gerichtlich gegen diese Kündigungsversuche vorzugehen, da die Vorwürfe der Universitätsklinik Innsbruck aus meiner Sicht haltlos und unbegründet sind. Rund um meine Kündigungsversuche gibt es zahlreiche Ungereimtheiten, die einer Klärung bedürfen. Es ist offensichtlich, dass meine Fachabteilung für Mund-, Kiefer- Gesichtschirurgie über einen längeren Zeitraum gezielt destabilisiert wurde, was letztlich zu Lasten der Patient:innen ging. Ich bin zuversichtlich, vor Gericht nachweisen zu können, dass die Kündigungsversuche unrechtmäßig sind und hoffe, bald wieder meine Arbeit aufnehmen zu können. Die derzeit unzureichend geregelte Personalsituation hat bereits zu einer Versorgungsknappheit geführt, wodurch Patientinnen und Patienten an andere Krankenhäuser verwiesen werden mussten – dieser Zustand muss dringend behoben werden“, erklärt Andreas Kolk dazu. 

Statement der Medizinischen Universität Innsbruck

Die Medizinische Universität Innsbruck erklärt auf Anfrage von MeinBezirk: "Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, bitten wir um Verständnis, dass wir uns aus rechtlichen Gründen nicht dazu äußern können. Wir weisen aber jetzt schon zurück, dass es eine Versorgungsknappheit gibt."

Kolk sieht Widerspruch

Kolk sieht einen Widerspruch zum Vorwurf, da die Klinikleitung auch nach der ausgesprochenen Kündigung die chirurgische Erfahrung von ihm bei komplexen Eingriffen wie z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalten weiterhin gerne in Anspruch genommen hat. Laut Kolk war er bei der notwendigen medizinischen und wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Universitätsklinik Innsbruck von Beginn an durch systematischen Gegenwind aus Teilen des bestehenden Personals erschwert, das Veränderungen ablehnte und seine Arbeit erheblich erschwerte. Der Klinikdirektor führt weiter an, dass nicht sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik an der notwendigen Weiterentwicklung der Klinik interessiert waren, "was zu Spannungen im Betriebsklima geführt hat, die das wichtigste Ziel, die optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten, in den Hintergrund gerückt haben." 

Mehr zur Medizinischen Universität Innsbruck auf MeinBezirk

Negative Folgen für Patientinnen und Patienten

Andreas Kolk warnt, dass durch seine Kündigung erhebliche Versorgungsnachteile für Patientinnen und Patienten entstehen - es kommt nicht nur zu längeren Wartezeiten für Behandlungen und Operationen, sondern teilweise müssen Patientinnen und Patienten auch an andere Spitäler gehen, weil durch das Ausscheiden von Herrn Prof. Kolk bestimmte Operationen leider nicht mehr angeboten werden können. Der „Fall Kolk“ ist nicht der erste Fall in der Uniklinik Innsbruck, bei dem ein deutscher Spitzenarzt seine Kündigung anfechtet: 2015 wurde Prof. Wolfgang-Michael Franz die Leitung der Kardiologie entzogen und diese trotz eines für ihn entlastenden Gutachtens aus der Schweiz beibehalten.

Andreas Kolk wurde am 1. Juli 2019 auf den Lehrstuhl für Mund-, Kiefer-, und Gesichtschirurgie und zum Direktor der Klinik Innsbruck berufen. | Foto: MUI/F. Lechner
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