Kult

Festival der Träume - Dogana
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Furioser Wortakrobat verschleudert Sprachkeulen vertikal
durch den Luftring in meinem Kopf.

(Innsbruck 7.8.) Kultig. Zwei Barockengel unter dem Doganadach. Romy und Tigris erobern als Putten das Trapez. Eine akrobatische Parodie. Danach. Die körperliche Präsenz und Dynamik von Danilo Marder verblüfft mich und lässt mich staunen ob des Körpers. Den Damen bleibt der Mund offen. Wir Männer hängen ersten Tagträumen nach, was denn wäre, wenn ...? Aber regelmässiger Sport wird da nicht helfen. Zweite Produktion im Rahmen Festival der Träume - "Berlinnsbruck".

Überhaupt.

Pro – nicht Religion ist die Botschaft von Wortakrobat Friedhelm Kändler. Er steht im Mittelpunkt. Führt durch das Programm. Seine Art der Sprache, seine Wortspielereien und Gedankengänge faszinieren. Aber er und es ist mehr. Vielleicht ein Heinz Erhardt der Neuzeit – 2,0 , mehr ein weiser Prophet der Worte ent- und verwurzelt. Horizonte werden geöffnet, wenn er meint: „ Ich wünsche mir ein Publikum, dass sich verweigert, das sich widersetzt, das aufsteht – viele stehen auf- und sich wieder setzt!“

Weltbeste Jonglage auf der Mittelbühne. Wes Peden und Jay Gilligan zeigen was man mit Keulen und Bällen so anstellen kann. Tausend Augen sind auf Lena Ries gerichtet, wenn sie im Luftring hoch über den Zuschauern der Dogana ihre traumhafte Kunst verdichtet. Romy Seibt am Seil. Herr Riesling als drahtiger Dünnspund mit Lachkraftwerk kauft sich die sitzende Meute.

Einladung zur Pause.

Kändler: „Geschlechter! – was für ein Wort. Wir lernen die anderen kennen. Beim Toilettieren. Heute gehen alle H´s zu den D´s und alle F´s zu dem M´s. Wir schauen wie die anderen leben!“ Gelächter. Ich – männlich konditioniert marschiere in der Pause in das Herren-WC. Vier Damen empfangen mich „Hier bist du falsch“. Ah. Es funktioniert also. Rüber zu den Damen in deren Reich. Dort stehen auch 3 Frauen. Ich zurück ins Herrklo. Unter Beobachtung von vier lachenden Fräuleins habe ich mein kleines Geschäft verrichtet. Aufgefallen beim Beobachten. Nur Frauen haben diesen Versuch – dazu auch noch lachend und fröhlich- unternommen. Männer habe ich in der Beobachtungsphase nicht gesehen, die das Damen-WC aufsuchen wollte. Kändlers krönende Paradenummer. Das Weglassen von eins, zwei, drei, vier, fünf (!) Buchstaben und meine Erkenntnis, dass mein Gehirn auf Kombination umschalten kann. Ein Luftring. Ich verstehe alles. Unsere Sprache ist etwas Wunderbares. Friedhelm Kändler versteht es mit Worten mein Kopferl anzuheizen. William und Heloise lassen das ganze nur erahnen. Mit einer gehörigen Prise gedachter Erotik wohnt der Schlussnummer einfach ein magischen Zauber inne, der auch beim zweitenmal nicht verblassen will. Wie eine Liebe, die nie vergeht. Und beseelt von dem Gehörten fällt es mir auch wieder ein. Friedhelm Kändler und sein Anfangsstatement „Und Gott setzte sich und schuf die Geschlechtsteile des Menschen. Es war ein trüber Tag und er hatte schlechte Laune. Und als er fertig war und sah was er angerichtet hatte, sprach Gott: „Bei mir! Was habe ich getan? Das schaut ja grauslich aus. Das wird mir doch niemand anfassen, niemand benutzen.“ Und Gott setzte sich erneut und schuf den Sexualtrieb. Dann lächelte er und sprach: „So. Jetzt müssen sie.“ Es ist nicht umsonst. Widersetzen! Stehende Ovationen beenden diesen besonderen Abend.

Wo: Congress , Rennweg 3, 6020 Innsbruck auf Karte anzeigen
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