Lokalaugenschein
Ministerin im Kampf gegen Zwangsehen

Einblick in das Beratungs- und Betreuungsangebot: Katarina Ortner, Silvia Ortner, Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab und NR Elisabeth Pfurtscheller (v.l.) | Foto: Herrmann
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INNSBRUCK. Bei einem Lokalaugenschein in der Beratungseinrichtung "Frauen aus allen Ländern" präsentierte Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab mit der Beratungsstelle gegen Zwangsehen einen neuen Schwerpunkt.

Beratung und Betreuung

Die Bildungs- und Beratungseinrichtung für Frauen mit Migrationsgeschichte und/oder Fluchterfahrung und wurde 2001 gegründet. Rund 200 Frauen aus über 40 Nationen und 30 unterschiedlichen Sprachen nutzen  das Beratungs- und Betreuungsangebot der Einrichtungen. Bei einem Lokalaugenschein informierten sich Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab und NR Elisabeth Pfurtscheller bei den Geschäftsführerinnen Silvia Ortner und Katarina Ortner über das vielfältige Angebot von "Frauen aus allen Ländern". 31 Mitarbeiterinnen mit 8 Sprachen und zwischen 15 und 20 Voluntäre stehen den ratsuchenden Frauen zur Seite. Die Bildungsangebote umfassen Deutschkurse, Alphabetisierungskurse, Basisbildung, politische Bildung, freie Lernnachmittage, Informationsveranstaltungen etc.. Dazu wird eine kostenlose, professionelle Kinderbetreuung in der Einrichtung angeboten. Die Beratung setzt auf frauen- und migrantinnenspezifischen Themen wie Bildung, Arbeit, Wohnen, Aufenthalt, Existenzsicherung, Familie, Gewalt, Migration, Diskriminierung etc. Die Beratung wird als Einzel- oder Gruppenberatung und in verschiedenen Sprachen bzw. mit Dolmetscherinnen angeboten. Sowohl für die Ministerin als auch für die Geschäftsführerinnen ist das niederschwellige Angebot von besonderer Bedeutung. "Die Vielfalt der Angebote ermöglichen den wichtigen Vertrauensaufbau zwischen den Betroffenen und Beratungseinrichtung", betont Silvia Ortner und Katarina Ortner ergänzt: "Die Kombination an Beratung, Bildung und Kinderbetreuung vermittelt den Frauen den wichtigen Faktor der Sicherheit und Geborgenheit." Ministerin Susanne Raab: "Diese Vertrauensbasis ist bei den sensiblen Themen von größter Wichtigkeit. Die Ansiedelung der Beratungsstelle gegen Zwangsehen in dieser wichtigen Einrichtung ist ein wichtiger Schritt und ein wichtiges Zeichen an unsere Gesellschaft."

NR Elisabeth Pfurtscheller und Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab werden von FaaL-Geschäftsführerinnen Katarina Ortner und Silvia Ortner und Katarina Ortner informiert. (v.l.) | Foto: Herrmann
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Anonyme Hilfe

In den Räumlichkeiten der Beratungsstelle „Frauen aus allen Ländern“ werden ab sofort auch Beratungen für Frauen und Mädchen angeboten, die direkt von Zwangsehe betroffen oder bedroht sind. Diese Maßnahme für den Ausbau des dichten Netzes an Beratungsangeboten und Anlaufstellen für Gewaltbetroffene hat die Ministerin beim Gewaltschutzgipfel im vergangenen Winter angekündigt. Bisher gab es in Westösterreich noch kein ausreichendes Angebot für von Zwangsehe betroffene oder bedrohte Mädchen und Frauen, während der Osten mit der Stelle „Orient Express“ in Wien und der Süden mit der Beratungsstelle „DIVAN“ in Graz bereits gut aufgestellt waren.

„Für mich ist eines ganz klar: Kulturell bedingte Gewaltformen wie Zwangsehe oder Kinderehe sind Praktiken und Entwicklungen, die ich in Österreich absolut nicht haben will. Es darf einfach nicht sein, dass auch in Österreich junge Mädchen – vielfach noch Kinder –, oder Frauen gegen ihren Willen verheiratet werden. Das ist Missbrauch, gegen den es konsequent vorzugehen gilt. Mit der neuen Beratungsstelle in Innsbruck schaffen wir nun ein niederschwelliges Angebot, wo betroffene Mädchen und Frauen in Notlagen rasch, unbürokratisch und anonym Hilfe finden, und bauen somit unser Netz an Anlaufstellen weiter aus.Denn die Stärkung von Mädchen und Frauen sowie der Schutz von jeglicher Form von Gewalt ist uns in der Bundesregierung ein besonderes Anliegen.“
Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab

Rund 200 Frauen aus über 40 Nationen und 30 unterschiedlichen Sprachen nutzen  das Beratungs- und Betreuungsangebot. | Foto: Herrmann
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Zwangsehe

Zwangsehe ist auch in Österreich Realität: Schätzungen zufolge sind etwa 5000 Frauen oder Mädchen von Zwangsheirat bedroht oder betroffen. Die Dunkelziffer dürfte hierbei wohl noch höher liegen. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass pro Jahr etwa 200 Mädchen und Frauen betroffen sind. Diese Entwicklung hat sich auch während der Corona-Pandemie fortgesetzt – die Situation hat sich weltweit sogar verschlimmert:

  • Weltweit ist jedes 5. Mädchen unter 18 Jahren verheiratet
  • 650 Mio. Frauen weltweit waren schon als Kinder verheiratet
  • Allein in den nächsten 10 Jahren sind 100 Mio. Mädchen von Kinderehe bedroht
  • Die UNO rechnet sogar damit, dass aufgrund der Corona-Pandemie und der wirtschaftlich schwierigen Lage in vielen Regionen der Welt zusätzliche 13 Mio. Mädchen in den nächsten 10 Jahren von Kinderehe bedroht sind

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