MCI Neubau
Projekt kommt nicht zur Ruhe

Die Kammer der ZiviltechnikerInnen übt Kritik am Land und der Stadt im Zusammenhang mit dem MCI Neubauprojekt | Foto: MCI
  • Die Kammer der ZiviltechnikerInnen übt Kritik am Land und der Stadt im Zusammenhang mit dem MCI Neubauprojekt
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INNSBRUCK. Nachdem sich das Land Tirol und die Stadt Innsbruck zum Thema Neubau MCI geeinigt haben, kommt das Projekt trotzdem nicht zur Ruhe. In einem offenen Brief übt die Kammer der ZiviltechnikerInnen heftige Kritik am Ablauf des Projekts. "Worüber nicht berichtet wird ist, dass das aktuell fixierte Raumprogramm, im Gegensatz zu den 16.500 m2 Netto-Nutzfläche des gestoppten Projekts, auf 15.000 m2 Netto-Nutzfläche reduziert, dh. um mehr als 10% gesenkt wurde. Das bedeutet, dass die Kosten für das neue Projekt nicht reduziert werden, sondern letztendlich höher sind, als die des mit dem Nutzer abgestimmten und in einem 2-stufigen internationalen Architektenwettbewerb ermittelten Siegerprojekts, da diese im Sommer 2017 mit Euro 115 Mio. berechnet wurden.

Der offenen Brief im Wortlaut:

"In der Causa "Neubau MCI Innsbruck" konnte man aus den Medien erfahren, dass das Land Tirol als Bauherr vor Kurzem die Projektkosten für die Neuausschreibung mitEuro 130 Mio. genehmigt hat. Worüber nicht berichtet wird ist, dass das aktuell fixierte Raumprogramm, im Gegensatz zu den 16.500 m2 Netto-Nutzfläche des gestoppten Projekts, auf 15.000 m2 Netto-Nutzfläche reduziert, dh. um mehr als 10% gesenkt wurde. Das bedeutet, dass die dass die Kosten für das neue Projekt nicht reduziert werden, sondern letztendlich höher sind, als die des mit dem Nutzer abgestimmten und in einem 2-stufigen internationalen Architektenwettbewerb ermittelten Siegerprojekts, da diese im Sommer 2017 mit Euro 115 Mio. berechnet wurden.

Bei der Neuausschreibung sind die zusätzlich anfallenden Kosten durch die Realisierungsverzögerung in der Höhe von ca. Euro 10 Mio. darüber hinaus noch nicht eingerechnet, die sich einerseits durch die bereits angefallenen Projektkosten in der Höhe von ca. Euro 5 Mio. und andererseits aus den bis zur Fertigstellung des neuen Gebäudes vom MCI zu bezahlenden Kosten für die angemieteten Räumlichkeiten in der Höhe vonca. Euro 2,5 Mio. pro Jahr zusammensetzen.

Abgesehen davon werden bei dem mit 15.000 m2 Netto-Nutzfläche neu ausgeschriebenen Projekt in Zukunft die Flächen des bestehenden MCI-Gebäudes im SOWI-Campus weiterhin genutzt werden müssen, da der Bedarf an Nutzfläche im neuen Projekt wahrscheinlich nicht ausreichen wird, was unserer Meinung nach weder betrieblich noch ökonomisch sinnvoll erscheint.

Es entsteht für uns eine eigenartige Optik, wenn der Bevölkerung erklärt wird, dass der vom Land Tirol verordnete Projektstopp eine Kostenexplosion verhindert hätte, aber das neue Projekt kleiner und damit auch teurer wird. Darüber hinaus ist es für uns befremdend, dass jetzt ein Dialog-Verfahren einem international ausgelobten Architektenwettbewerb vorgezogen wird, obwohl dieses Verfahren unserer Meinungnach keine architektonischen, städtebaulichen wie auch sozialräumlichen Qualitäten gewährleistet. Begründet wird die Wahl dieses aus unserer Sicht für Bauvorhaben ungeeigneten Verfahrens mit dem Argument der Kostensicherheit, die in Wirklichkeit
aber letztlich durch einen wesentlich höheren Kostenrahmen erkauft wird.

Das Land Tirol und die Stadt Innsbruck haben in den letzten Jahren das Thema der öffentlichen Baukultur engagiert betrieben und damit sowohl national wie vor allem auch international viel Anerkennung erhalten. Dieses Engagement entspricht auch dem 2017 von der Bundesregierung beschlossenem Baukulturreport, der qualitative Leitlinien fürdas das öffentliche Bauen definiert und an dem auch das Land Tirol mitgearbeitet hat. Wirweisen darauf hin, dass das derzeit ausgeschriebene Dialog-Verfahren unserer Meinung
nach weder der kulturellen Verantwortung des Landes entspricht, noch den Leitlinien des
Baukulturreports. Denn das aufwändige Dialog-Verfahren wurde für komplexe Projekte
entwickelt (z.B. Softwarelösungen), bei denen die auszuschreibende Leistung nicht genau
definiert werden kann, was auf die Planung einer Hochschule nicht zutrifft.

Und Eines sei noch angemerkt: Nach Einrechnung aller bisher angefallenen Vorlaufkostenund bei entsprechender Baupreisindexierung ist das MCI -Projekt aus dem Jahr 2017
damals auf Euro 115 Mio. kalkuliert mit dem derzeit kolportierten Budget für das neue
Projekt von Euro 130 Mio. realisierbar und auch die Inbetriebnahme wäre bis 2023
gegeben.

Für die Kammer der ZiviltechnikerInnen für Tirol und Vorarlberg
Hanno Vogl-Fernheim Präsident
Christian Höller Sektionsvorsitzender ArchitektInnen

Für die Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen
Daniel Fügenschuh Vizepräsident und Bundessektionsvorsitzender

Für das aut. architektur und tirol
Martin Scharfetter Vorsitzender
Arno Ritter Direktor

Für die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, Tirol
Radek Hala Präsident
Rainer Noldin Vizepräsident

Für ./studio3 institut für experimentelle architektur der Universität Innsbruck
Kathrin Aste - Institutsleiterin

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