Tagung: Graben, Entdecken, Sammeln - Laienforscher in der Geschichte der Archäologie Österreichs

Milde belächelt, vielfach ignoriert, akzeptiert oder auch mit starker Ablehnung durch die wissenschaftliche Fachwelt konfrontiert: Amateure, Laien, Dilettanten, Sammler, Liebhaberforscher und Privatgelehrte spielten bereits vor der Phase der akademischen Professionalisierung gerade in der Archäologie eine wesentlich größere Rolle als in anderen Disziplinen.

Zumeist noch keinen akademisch sanktionierten Standards unterworfen, standen bei ihnen persönlicher Enthusiasmus, Passion und Leidenschaft im Vordergrund, nicht selten aber auch eng gepaart mit sachkundige Expertise und Fachwissen. Zum Großteil aus der bürgerlichen Mitte stammend, wie Lehrer oder Priester, betätigten sie sich als Heimatforscher oder kamen im Zuge ihres Berufes, wie Vermessungstechniker, Architekten oder Geschäftsleute, mit archäologischen Überresten in Kontakt. Aus Liebe zur Heimat, der Identifikation mit ihrer Geschichte, aber auch mit historischem Spürsinn wurden bei Begehungen oder ersten Grabungen archäologische Stätten und Geländedenkmäler entdeckt, beschrieben und so wesentlich zu neuen Erkenntnissen beigetragen. Von ihnen aus Sammelleidenschaft geborgene und zusammengetragene Objekte bildeten oft auch den Kern früher Museen und Sammlungen.

Die Tagung möchte sich mit dem Phänomen der Dilettanten im besten Sinne des Wortes, einem bislang weitgehend unbearbeiteten Forschungsfeld widmen, welches für die Etablierung der Archäologie allerdings von nicht geringer Bedeutung war. Neben den Biographien, die Aufschluss zu den Hintergründen der agierende Personen liefern, sollen auch die Umstände und Arbeitsweisen, unter welchen sie forschten und ihre Erkenntnisse verbreiteten, beleuchtet werden. Auch soll der Frage nach der Beziehung zu ihren akademischen Kollegen, der Akzeptanz ihrer Leistungen und somit auch der wissenschaftlichen Bedeutung ihrer Entdeckungen und Erkenntnisse für die archäologische Forschung nachgegangen werden.

Ziel der Tagung ist es das Phänomen des wissenschaftlichen Dilettantismus, also die Tätigkeit von außerhalb der institutionalisierten archäologischen Forschergemeinschaft wirkenden Persönlichkeiten von seinen Ursprüngen im 18. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zu behandeln. Geographisch stehen das Habsburgerreich und seine Nachfolgestaaten im Vordergrund.

TAGUNGSPROGRAMM

Donnerstag, 28. November 2013

14.00-14.30 Uhr Begrüßung und Einführung

Laienforscher und Institutionen

14.30-15.15
Archäologie unter Kaiser Franz II./I.: Die „k.k. Schatz- und Alterthümergrabung zu Gredistye“ (1803-1804)
Univ.-Prof. Dr. Fritz Mitthof, Wien

15.15-16.00
Laienforscher oder Dilettanten: Ihre Rolle und Bedeutung in der Geschichte der österreichischen Urgeschichtsforschung am Beispiel der Prähistorischen Kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (1878-1918)
Dr. Brigitta Mader, Wien

16.00-16.30
Kaffeepause

16.30-17.15
Konservatoren – Korrespondenten – Gaupfleger
OR Dr. Marianne Pollak, Mauerbach

17.15-18.00
Der Comte de Caylus und die Archäologie
Dr. Isabelle Warin, Zürich

Freitag, 29. November 2013

Sammler und Museen

9.00-09.45
Graben und Sammeln für Herrscher und Vaterland – Antikensammlungen in der Habsburgermonarchie um 1800
Mag. Daniela Haarmann, Wien

09.45-10.30
Der Bürger forscht, das Museum dankt – Das Joanneum in Graz und die Laienforschung
Mag. Daniel Modl, Graz

10.30-11.00
Kaffeepause

11.00-11.45
Das Sammlertum des österreichischen Diplomaten Anton Prokesch von Osten und seine Schenkungen an die archäologisch-numismatischen Sammlungen des Universalmuseums Joanneum
Mag. Karl Peitler, Graz

11.45-12.30
„Der vorzüglich gekannte Archäologe unserer Stadt” – Anton Horváth (1848-1912), ein Polyhistor aus Pécs/Fünfkirchen (Ungarn) mit Sinn für die archäologischen Überreste
Mag. Adrienn Vitári-Wéber, Pécs/Fünfkirchen

12.30-14.00
Mittagspause

14.00-14.45
Die Sammlung zyprischer Gefäße im Kunsthistorischen Museum in Wien
Dr. Claudia Lang-Auinger, Wien

Laienforscher als Archäologen

14.45-15.30
P. Innozenz Ploner (1865-1914) – Lehrer, Archäologe, Ordensmann. Frühe Ausgrabungen in der Römerstadt Aguntum/Osttirol
Ass.-Prof. Mag. Dr. Florian Martin Müller, Innsbruck

15.30-16.00 Kaffeepause

16.00-16.45
Die Anfänge der Denkmalpflege als Impulsgeber für die archäologische Forschungsbegeisterung zu Beginn des 20. Jh. im Stift Herzogenburg
Dr. Christine Oppitz, Herzogenburg

16.45-17.30
Paul Siegfried Leber, Heimat- und „Hobbyaltertums-forscher“ Kärntens und sein Photonachlass
Ass.-Prof. Mag. Dr. Renate Lafer, Klagenfurt

Programm:
http://www.uibk.ac.at/archaeologie-museum/2013_Tagung_Innsbruck_Plakat.pdf

Abstracts:
http://www.uibk.ac.at/archaeologie-museum/2013_Tagung_Innsbruck_Abstracts.pdf

Weitere Informationen zur Tagung unter:
http://archaeologie-museum.uibk.ac.at

Wann: 28.11.2013 14:00:00 bis 29.11.2013, 17:30:00 Wo: Archäologisches Museum Innsbruck, Langer Weg 11, 6020 Innsbruck auf Karte anzeigen
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