Über den Dächern der Stadt

Ohne Zylinder, dafür mit der Gashaspel, rückt Florian Kerschbaumer möglichen Verlegungen eines Kaminrohres zu Leibe.
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  • Ohne Zylinder, dafür mit der Gashaspel, rückt Florian Kerschbaumer möglichen Verlegungen eines Kaminrohres zu Leibe.
  • hochgeladen von Max Schnabl (mxs)

Schwarz und schwindelfrei: Das STADTBLATT hat zwei Kaminkehrern hoch über der Innsbrucker Altstadt bei ihrer Arbeit über die Schulter geschaut.

"Bei diesem Wetter macht der Job wirklich Freude", sagt Rauchfangkehrer Florian Kerschbaumer, als er durch die kleine Luke auf das Dach des Helblinghauses in der Altstadt steigt. Kein Regen, kein Schnee. Am liebsten sei er ganz in der Früh hier oben, wenn die Nordkette von der Morgensonne angestrahlt wird, erzählt der Hobby-Fotograf und klettert auf einen der größeren Rauchfänge. Mit einer Haspel beginnt er eines der Gasrohre zu reinigen. Immer wieder kommt es vor, dass auch kleinere Vögel in den schmalen Rohren stecken bleiben und weiter unten bei Revisionsöffnungen der Heizanlagen entfernt werden müssen.

Wandelnde Glückssymbole

Alexander Kolpakov, Lehrling im dritten Jahr, versenkt inzwischen ein paar Meter weiter eine schwarze, tennisballgroße Metallkugel in einem der Kaminrohre. Bereits im Kindesalter habe er sich immer auf den Besuch des Kaminkehrers gefreut, erinnert sich Kolpakov. Sein Geselle ist familiär "vorbelastet", Vater und Bruder sind ebenfalls Rauchfangkehrer. "Kaminkehrer verhindern seit Jahrhunderten Brände, daher kommt auch ihr Status als Glückssymbol", sagt Kerschbaumer. Durch die fix zugeteilte Route in der Innenstadt kennen die beiden den Großteil ihrer Kunden beim Vornamen. Je nach Art des Ofens werden die Kamine bis zu vier Mal im Jahr überprüft. Gerade im historischen Zentrum ist es wichtig, die Häuser mit ihren verwinkelten Dächern genau zu kennen, weiß Michaela Jirka, die den Betrieb gemeinsam mit ihrem Ehemann Franz führt.

Vielseitige Aufgaben

Bei ihren Einsätzen schleppen die Kaminkehrer jede Menge Ausrüstung aufs Dach: Bürsten aus Draht, Rosshaar und Federkielen, die "Kugel", Haspeln, mit denen Rohre nach oben und unten gereinigt werden können, und Abgasmessgeräte. Zurück im Stiegenhaus ist die Arbeit aber noch nicht erledigt. Ein älteres Ehepaar wartet bereits auf die beiden Männer, um den Ölofen reinigen zu lassen. Mit Bürsten und dem Staubsauger entfernt Kolpakov Rußreste, für ein Gespräch mit den Wohnungsbesitzern bleibt nur kurz Zeit. Den Kundenkontakt schätzt er sehr, ebenso wie die Möglichkeit, "an Orten zu arbeiten, wo sonst keiner hinkommt".

Keine Nachwuchssorgen

Der Beruf wird immer technischer, erklärt Michaela Jirka, Abgasmessungen gehören ebenso zur Arbeit wie die Beratung bei Bauprojekten. Zur Zeit noch eine Männerdomäne, seien immer mehr junge Frauen daran interessiert, die Rauchfangkehrer-Ausbildung einzuschlagen. Nachwuchssorgen habe der Familienbetrieb keine: "Unser Sohn zeigt bereits Interesse."

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