Stimmungsbericht aus dem Conrad
"Wir fühlen uns wie die Schiffskapelle auf der Titanic"
Die Radwerkstatt Conard steht so wie der Secondhand-Hall in Hall, bei de von WAMS geführt, vor der Schließung. Kürzungen der öffentlichen Fördermittel sind dafür ausschlaggebend. Zwei Mitarbeiter der Radwerkstatt Conrad schildern ihr Stimmungsbild.
INNSBRUCK. Die Radwerkstatt Conrad wurde 1999 gegründet. Durch die Vorgabe einer Kürzung von 15 % der Fördermittel des AMS für 2024, fehlen dem Verein WAMS rund 650.000 Euro für die Weiterführung aller Betriebe. „Somit ist der Verein WAMS gezwungen, zwei gut etablierte Betriebe zu schließen, wenn es weiterhin nicht gelingt, die fehlenden Fördermittel zu erhalten. Betroffen von diesen Kürzungen wären der Secondhand-Laden und die Annahmestelle Hall sowie die Radwerkstatt Conrad", so GF Christian Kammeringer auf Nachfrage. Davon betroffen sind bis zu 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Inzwischen wurden die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Betriebsschließung informiert. Einige Petitionen versuchen die bevorstehende Schließung der Betriebe zu verhindern. Zwei Mitarbeiter der Radwerkstatt schildern ihr persönliches Stimmungsbild.Kunden aus "aller Welt"
Viele unserer Kundinnen und Kunden sind Studierende oder Werktätige, die ein günstiges Rad suchen, um jeden Tag von A nach B zu kommen, oder die eben diese Alltagsräder bei uns reparieren lassen. Darunter auch eine Anzahl von Menschen aus aller Welt, die entweder an der Uni oder an international tätigen Firmen arbeiten und für die Dauer ihres Aufenthaltes in Innsbruck ein Fahrrad benötigen. Sie sind fasziniert vom Konzept einer sozialen Radwerkstatt.
Betroffenheit
Unter allen Kundinnen und Kunden herrscht nun große Betroffenheit wegen der drohenden Schließung des CONRAD. Alle sind erst einmal bestürzt, beinahe geschockt, wenn sie davon erfahren – sie können sich gar nicht vorstellen, dass es dieses bald 25 Jahre alte Radgeschäft nicht mehr geben soll. Manche sind richtiggehend entsetzt, weil sie nicht wissen, wo sie ihr Rad zukünftig zur Reparatur hinbringen sollen, so vor allem die Fahrerinnen und Fahrer für Essens-Lieferdienste, deren Rad die Arbeitsgrundlage darstellt.
Verbundenheit
Es ist aber auch berührend zu erleben, welche Verbundenheit die unterschiedlichsten Menschen zu unserem Laden haben und ausdrücken. Es kommen Angestellte von Uni und Klinik, die uns ihre Unterstützung versichern. Sehr viele Pensionistinnen und Pensionisten machen sich extra auf den Weg ins CONRAD und fragen nach der Unterschriftenliste, nicht nur um zu unterschreiben, sondern auch, um mit der Liste in der Hand weitere Unterschriften zu sammeln. Besonders imponierend war eine resche ältere Dame, die gerade eine Unterschriftenliste komplett ausgefüllt zurückgebracht hat; sie hatte ihre Nachbarschaft abgeklappert – trotz Gehbeeinträchtigung!
Ungewissheit
Wir im Laden sind ergriffen von dieser unglaublichen Welle der Solidarität, die wir tagtäglich spüren. Doch trotz allem Engagements unserer Kundinnen und Kunden bleibt ein fahler Beigeschmack: Denn in der Ungewissheit, ob die Bemühungen Früchte tragen, ob die Schließung tatsächlich abgewendet werden kann, fühlen wir uns wie die Schiffskapelle der Titanic, die unbeirrt die Melodie zum Untergang spielt.
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