Leserbrief
Zum Weltfrauentag in Innsbruck und den Demonstrationen

Die Innsbrucker Redaktion erreichte ein Leserbrief zum Thema Weltfrauentag. | Foto: Florian Haun
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Die Innsbrucker Redaktion erhielt einen Leserbrief zum Weltfrauenfrauentag und den stattgefundenen Demonstrationen. Eine Demonstration gegen Abtreibungen führte am Weltfrauentag zu Spannungen: Eine unangemeldete Gegendemonstration störte den Ablauf, es kam zu Sitzblockaden und mehreren Festnahmen. 

"Sehr geehrtes Redaktionsteam

Wer am 8. März durch die Innsbrucker Innenstadt flaniert bekommt normalerweise ein fröhliches buntes und lautes Treiben zu sehen, dass daran erinnert, dass besagter 8. März der internationale Frauentag ist. An diesem Tag wird feministischen Heldinnen gedacht, erkämpfte Rechte gefeiert und aufgezeigt welche Kämpfe uns noch bevorstehen. Es wird bunt Flagge gezeigt, getanzt und Reden geschwungen, für Gleichberechtigung, gegen Gewalt und für körperliche und sexuelle Selbstbestimmung.

Wer dieses Jahr allerdings am 8. März über die Maria Theresien Straße spazierte, blickte hingegen in hunderte grimmige Polizistengesichter, hinter denen sich noch grimmigere religiöse Fundamentalisten versteckten. Das Ganze erinnerte ehrlich gesagt mehr an Frauentag in Erdogans Türkei, als an Frauentag in Innsbruck.

Bei der Aktion bei der Annasäule handelte sich um eine Veranstaltung gegen die körperliche Selbstbestimmung von Frauen, die von christlichen Fundamentalisten, die sich „Jugend für das Leben“ nennen, angemeldet wurde, um die Innsbrucker Innenstadt am 8. März für die traditionellen feministischen Kundgebungen zu blockieren. Eine vorsätzliche und, durch das notwendige große Polizeiaufgebot, für den Steuerzahler enorm teure Provokation.

Erstaunlich war es schon, dieses Grüppchen. Dafür, dass es die „Jugend für das Leben“ hätte sein sollen, war der Altersdurchschnitt sehr hoch. Dafür, dass ihre Anliegen Frauenkörper betrafen, war die Gruppe auch ausgesprochen männlich dominiert. „Opas gegen Frauenrechte“ wäre wohl der ehrlichere Name gewesen.

Besonders skurril mutete eine Gruppe finster wirkender Männer an, die mit roten Schärpen ausgestattet eine Fahne des heiligen römischen Reiches und des Vatikans schwangen. Eine kurze Recherche hat schon ausgereicht, um diese Gruppierung einzuordnen. Es handelte sich um Vertreter einer ursprünglich brasilianischen, mittlerweile weltweit agierenden ultrakonservativen katholischen Sekte, namens „tradition, family and property“ (TFP), eine klar frauenfeindliche (möchte das recht auf Scheidung abschaffen) und demokratiefeindliche Organisation (würde gerne zur Monarchie zurückkehren). Wer mehr darüber lesen möchte, was für Leute da durch unser friedliches Innsbruck ziehen, kann gerne hier tun: https://en.wikipedia.org/wiki/Tradition,_Family,_Property

Da fragt man sich doch, wie zum Teufel konnte es dazu kommen, dass die Polizei es zulässt, dass klar frauenfeindliche, ja verfassungsfeindliche Vereinigungen am 8. März die Annasäule besetzen?

Demonstrationsrecht ist ein demokratisches Fundament, aber es unterliegt auch Einschränkungen: Eine Demonstration kann untersagt werden, wenn sie gegen Strafgesetze verstößt, die öffentliche Sicherheit gefährdet oder dem öffentlichen Wohl widerspricht. Dies betrifft insbesondere Veranstaltungen mit extremistischer oder staatsfeindlicher Ausrichtung.

Bei der TFP hätte man schon überprüfen müssen, ob die diese Kriterien nicht erfüllen. Wenn ich die mit 5 Minuten googeln identifizieren kann, schafft das unsere Polizei ja wohl hoffentlich auch. Und wenn „Jugend für das Leben“ sich von solchen Gruppen instrumentalisieren lassen, zeichnet das auch ein eindeutiges Bild.

In Graz war, dem Hörensagen nach, eine ähnliche Störaktion geplant, wurde aber verhindert. Scheint da waren fähigere Leute am Werk.

In Innsbruck haben dankenswerter Weise zumindest Die Grünen und Roten Fraktionen des Gemeinderates Rückgrat gezeigt und die Rathausfenster für ein Zeichen ihrer Solidarität mit den Frauen zur Verfügung gestellt. Dem neuen Herrn Bürgermeister sind wir Innsbruckerinnen das offenbar nicht wert, der hat sich in nobler (um nicht zu sagen feiger) Zurückhaltung geübt.

Glücklicherweise haben auch zahlreiche mutige Junge Innsbruckerinnen und Innsbrucker gegen diese niederträchtige Kundgebung protestiert und Innsbruck als eine weltoffene und frauenfreundliche Stadt verteidigt. In etwa 20 der jungen Leute wurden für ihren Einsatz für Demokratie und weibliche Selbstbestimmung zu allem Überfluss auch noch verhaftet (siehe Bericht Tiroler Tageszeitung).

Da fragt man sich, war das notwendig? Muss die Polizei solche fundamentalistischen Kaspereien unterstützen? Ausgerechnet am 8. März? Hätte man da nicht, eine bessere und günstigere Lösung finden können?

Mit freundlichen Grüßen

Eine Innsbruckerin"

Die Redaktion weist darauf hin, dass der Inhalt der Leserbriefe die Ansicht der Einsender wiedergibt, die mit der Meinung der Redaktion oder des Verlages nicht unbedingt übereinstimmt.

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