Schwerpunktthema
Ein Blick auf die Lehrausbildung bei den ÖBB

Im April 2021 wird die neue ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck fertiggestellt – 130 Jugendliche können am neuen ÖBB-Ausbildungsstandort einen Beruf mit Zukunft erlernen. | Foto: Visualisierung LW Innsbruck - ÖBB KOLL Architekten
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  • Im April 2021 wird die neue ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck fertiggestellt – 130 Jugendliche können am neuen ÖBB-Ausbildungsstandort einen Beruf mit Zukunft erlernen.
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INNSBRUCK. Den Schwerpunkt Lehre nutzt die Stadtblatt-Redaktion um einen Blick auf die Lehrausbildung der ÖBB zu werfen. Ein der größten Lehrausbilder Österreichs feut sich über ein neues Ausbildungszentrum in Innsbruck. Lehrling Nathalie Heinrich und Mechatronik-Ausbilder Lukas Kaufmann geben in den Interviews spannenden Einblicke.

Interviews

Nathalie Heinrich (20 Jahre alt – aus Innsbruck)
4. Lehrjahr im Lehrberuf Elektrotechnik in der ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck
Stadtblatt: Was hat Sie zur Lehrstelle bei der ÖBB bewogen?
Nathalie Heinrich:
Ich habe einen Kollegen, der bei den ÖBB den Lehrberuf Mechatronik gelernt hat. Er hat mir davon erzählt, wie die Ausbildung abläuft. Da ganz viele Jugendliche in der ÖBB-Lehrwerkstätte sind entsteht ein Großes miteinander wo man hilft sich gegenseitig. Ich habe mich davor auch für die Lehrberufe Restaurantfachfrau und Friseurin interessiert, doch die Technik hat mich am Ende immer angesprochen. In der Schule hat mich z.B. Physik immer interessiert, deshalb habe ich mich dann für den Lehrberuf Elektrotechnik bei den ÖBB entschieden. Ich habe am 1. September 2017 mit der Lehre in der ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck begonnen und bin derzeit im vierten Lehrjahr. Meine Ausbildung schließe ich heuer Mitte Februar ab.

Nathalie Heinrich aus Innsbruck hat sich für eine Ausbildung im Lehrberuf Elektrotechnik in der ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck entschieden. | Foto: ÖBB-Kapferer
  • Nathalie Heinrich aus Innsbruck hat sich für eine Ausbildung im Lehrberuf Elektrotechnik in der ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck entschieden.
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Wie gestaltet sich der Arbeitsablauf, wie ist Ihr Arbeitsumfeld?
Wir beginnen jeden Tag um 6:50 Uhr. Im Moment haben wir neben der praktische Ausbildung zusätzlich auch einen theoretischen Schwerpunkt – bereits im Hinblick auf die Lehrabschlussprüfung. Wir sind derzeit sieben Elektrotechniker in meiner Ausbildungsgruppe haben jedoch den theoretischen Teil gemeinsam (unter Einhaltung der Abstände) mit den Lehrlingen der Zweige Mechatronik und den Elektronik. Zum Umfeld selbst kann ich sagen, dass dies sehr gut ist, da vieles in der Ausbildung ähnlich ist und sich die Lehrlinge gegenseitig unterstützen können (die Lehrlinge lernen auch teilweise in ihrer Freizeit gemeinsam).

Welche Perspektiven sehen Sie nach der Lehrlingsausbildung?
Nach der Ausbildung habe ich mich schon bei ÖBB-Technische Services am Standort in Innsbruck Hauptbahnhof beworben. Dort möchte ich mich auf die Sparte Elektrotriebfahrzeuge (Lokomotiven) spezialisieren, das natürlich zu meiner der Ausbildung als Elektrikerin super passt. In der ÖBB-Lehrwerkstätte erhalten wir bei der Ausbildung praktisch die Basis für später und bei den verschiedenen Bereichen innerhalb des Konzerns (wie z.B. Technische Services) können wir uns dann auf gewisse Sparten spezialisieren. Mein Ziel ist, dass ich auf alle Fälle beim ÖBB-Konzern bleibe. Ich gehe sehr gerne in die Arbeit und die Möglichkeiten die sich hier speziell für einen jungen Menschen bieten, sind nicht nur interessant, sondern auch entsprechend vielfältig und natürlich auch für mich als weibliche Mitarbeiterin entsprechend attraktiv.

Wie reagiert Ihr Umfeld auf Ihre Arbeitstätte?
Mein Vater wollte schon immer, dass ich einen technischen Beruf wie z.B. Tischlerin ergreife. Meine Mutter vertritt die Meinung, dass ich das machen soll, was mich glücklich mach und das trifft hier bei den ÖBB auf alle Fälle zu. Meine Freundinnen und Freund haben sich gemeinsam mit mir gefreut, dass ich eine Lehrstelle gefunden hat, die mich freut und natürlich auch dementsprechend glücklich macht.

Die Ausbildung unterliegt einem stetigen Wandel, damit die jungen Menschen stets auf dem neuesten und modernsten Ausbildungsniveau sind und damit die besten Voraussetzungen für ihre spätere berufliche Zukunft vorfinden. (Nathalie Heinrich und Lukas Kaufmann) | Foto: ÖBB-Kapferer
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Lukas Kaufmann (29 Jahre alt aus Zirl)
Ausbilder in der ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck mit Schwerpunkt Mechatronik
Stadtblatt: Wieviele Lehrlinge haben Sie schon ausgebildet?
Lukas Kaufmann:
Ich bin jetzt seit neun Jahren als Ausbilder in der ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck beschäftigt. In dieser Zeit waren, es rund 300 Lehrlinge, die ich bei ihrer Ausbildung zur/zum Spezialistin/Spezialisten begleiten durfte.

Worin liegt die Faszination der Ausbildung?
Ich habe selbst die Ausbildung zum Schlosser in der ÖBB-Lehrwerkstätte absolviert. Dieses Berufsbild hat mich schon immer fasziniert. Deshalb habe ich mich auch entschieden, den Weg als Ausbilder in der ÖBB-Lehrwerkstätte in Innsbruck einzuschlagen. Mich faszinieren einfach die verschiedenen Charaktere der Jugendlichen und natürlich auch die Tatsache, dass man die jungen Menschen praktisch vom fast kindlichen Alter von 15-Jahren auf, wo sie ihre Ausbildung beginnen, bis zur fertigen Facharbeiterin bzw. zum fertigen Facharbeiter im Erwachsenenalter begleiten darf. Das sehe ich gleichzeitig als Auszeichnung, als auch als Privileg.

Hat sich die Lehrausbildung in den vergangenen Jahren verändert?

Aus meiner Sicht hat sich die Ausbildung sehr verändert. Als ich vor 15 Jahren mit meiner Ausbildung in der ÖBB-Lehrwerkstätte in Innsbruck begonnen habe, wurden zwei Lehrberufe (Schlosser und Elektriker) angeboten. Aktuell werden fünf spannende und zukunftsorientierte handwerkliche Lehrberufe in unserem Haus ausgebildet. Massive Veränderung hat auch die Digitalisierung mit sich gebracht. Waren früher Overhead mit Präsentationsfolien der neueste Hit sind heute Tablet und Cloud, hier werden die Lerninhalte für die Lehrlinge im Netz zur Verfügung gestellt und die Lehrlinge können via Handy bzw. Tablet oder Computer – also mit allen digitalen Endgeräten – bequem und unkompliziert darauf zugreifen. Das war in der Ausbildung in Bezug auf Didaktik und Methodik sicherlich ein Quantensprung gegenüber der früheren Ausbildung. Die Lehrberufe selbst habe sich natürlich auch massiv verändert. So gibt es zum Beispiel den Lehrberuf Mechatronik erst seit rund zehn Jahren. Auch in meinen ursprünglichen Beruf Schlosser (heute Metalltechnik Maschinenbautechnik) hat sich aufgrund der Digitalisierung sehr viel getan. Die Ausbildung unterliegt also einem stetigen Wandel, damit die jungen Menschen stets auf dem neuesten und modernsten Ausbildungsniveau sind und damit die besten Voraussetzungen für ihre spätere berufliche Zukunft vorfinden.

Nathalie Heinrich und Lukas Kaufmann | Foto: ÖBB-Kapferer
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Der Spruch "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" hat sich längst überholt?
Es hat sich sicherlich ein kultureller Wandel bzw. ein Generationenwandel abgespielt. Es wird heute einfach ein anderer Ansatz praktiziert. So geht heute viel in Richtung coaching. Man braucht natürlich konkrete Strukturen und Vorgaben, damit er Lernerfolg auch erreicht wird. Aber der Mix aus „fordern und fördern“ hat sich bei uns in der ÖBB-Lehrwerkstätte bestens bewährt. Zudem gehen wir trotz der großen Zahl von rund 130 Lehrlingen bei uns individuell auf die einzelnen Lehrlinge ein. Dies ist insofern wichtig, da die Voraussetzungen, die die einzelnen Lehrlinge mitbringen völlig unterschiedlich sind. So werden bei uns gleichzeitig PflichtschulabgängerInnen, als auch MaturantInnen in ihrer Ausbildung begleitet, damit alle ihr Ausbildungsziel erreichen.

Was spricht für eine Ausbildung bei den ÖBB?

Die ÖBB versuchen immer eine Ausbildungsangebot am Stand der Technik anzubieten. Dazu wird laufend in neue Maschinen und Geräte investiert. Mit der Erweiterung der Lehrwerkstätte wird wieder ein neuer Meilenstein an Innovation gelegt, wodurch wir sicher zu einer der modernsten Ausbildungsstätten werden. Alles das steht ausschließlich den Lehrlingen zur Verfügung. Dann ist natürlich das vielfältige Angebot an Lehrberufen bei den ÖBB sehr attraktiv. Die Qualität der Ausbildung spricht klar für sich, denn wir sind bemüht, den Lehrling ganzheitlich zu sehen, das ist der Anspruch bei uns als Ausbilder. Dazu kommen noch die Zukunftsperspektiven, die es bei uns im Konzern gibt. Die Lehrlinge, die bei uns die Ausbildung absolvieren, haben hervorragenden Aussichten für die Zukunft, wenn sie sich für einen Beruf bei den ÖBB entscheiden. Ich kann daher den jungen Menschen nur raten, zumindest einmal bei uns reinzuschnuppern. Ab Februar 2021 ist das auch im Hinblick auf die aktuelle COVID-19 Situation mit negativem Test jederzeit möglich. Ich persönlich würde mich auf alle Fälle wieder für eine Lehre bei den ÖBB entscheiden.

ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck

Die ÖBB sind einer der größten Lehrlingsausbilder Österreichs und bei den technischen Berufen die klare Nummer eins. Im aktuellen Lehrjahr haben im vergangenen Herbst wieder rund 600 Lehrlinge eine Topausbildung mit Zukunftsperspektive bei den ÖBB begonnen. Insgesamt kann bei den ÖBB österreichweit zwischen 27 Lehrberufen gewählt werden. "Damit die jungen Menschen top-Voraussetzungen für ihre Ausbildung vorfinden, präsentieren sich die Lehrplätze immer auf dem neuesten Stand der Technik bzw. Ausbildung, damit die jungen Menschen für die beruflichen Herausforderungen in der Zukunft bestens gerüstet sind", hält die ÖBB fest.

Markus Heim: Ab sofort können sich Interessierte für einen der begehrten Lehrplätze im neuen Lehrjahr, das mit September 2021 beginnt, bewerben. | Foto: ÖBB-Kapferer
  • Markus Heim: Ab sofort können sich Interessierte für einen der begehrten Lehrplätze im neuen Lehrjahr, das mit September 2021 beginnt, bewerben.
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Fertigstellung

Im Sommer 2019 wurde mit den umfangreichen Arbeiten an der neuen Lehrwerkstätte Innsbruck begonnen. Der neue Trakt wurde von den Lehrlingen bereits im Juni 2020 bezogen. Im zweiten Ausbauschritt werden derzeit die Ausbildungsbereiche in den Bestandsgebäuden saniert. Für die Jugendlichen stehen auf rund 4.500 m² auf drei Etagen und Keller eine Montagehallte mit Schweißarbeitsplätzen und Schmiede, moderne Arbeitsplätze zum Drehen und Fräsen, Räume für Schulungen, Besprechung, Aufenthalt, Lager, Büro, E-Labor, PC Raum, Bereiche für Hydraulik/Pneumatik, Umkleideräume für Mädchen und Burschen und Sanitärräume zur Verfügung. „Mit den Lehrberufen Elektrotechnik – Anlagen und Betriebstechnik, Metalltechnik – Maschinenbautechnik, Elektronik – Angewandte Elektronik, Mechatronik – Automatisierungstechnik und Gleisbautechnik, bieten wir in der ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck fünf spannende und am Puls der Zeit liegenden handwerkliche Lehrberufe an. Neben den Angebot für Pflichtschulabgängern gibt es auch für Maturanten die sich für Technik interessieren, mit der dualen Akademie, im Bereich Mechatronik Automatisierungstechnik eine Zukunftsorientierte Ausbildung die neben der verkürzten Lehrzeit beste Perspektiven für das spätere Berufsleben eröffnet“, meint Markus Heim, Leiter der ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck. Nach Abschluss der Arbeiten im April 2021 können 130 Jugendliche am ÖBB-Ausbildungsstandort Innsbruck einen Beruf mit Zukunft erlernen.

Bewerbungen

Ab sofort können sich Interessierte für einen der begehrten Lehrplätze im neuen Lehrjahr, das mit September 2021 beginnt, bewerben. Infos unter: lehrwerkstätte.innsbruck@oebb.at

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