Nachhaltigkeit
Tirol Change Award für Obsteiger Hotel verliehen

Karin Seiler, Geschäftsführerin von Innsbruck Tourismus, gratuliert René Föger, dem Gewinner des 2. Tirol Change Award. | Foto: Lebensraum Tirol Holding / Franz Oss
  • Karin Seiler, Geschäftsführerin von Innsbruck Tourismus, gratuliert René Föger, dem Gewinner des 2. Tirol Change Award.
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INNSBRUCK. Am Montag, dem 15. November 2021, fand der vierte „Change Summit“ bereits zum 2. Mal in Innsbruck statt. Dabei wurde der „Tirol Change Award“ für nachhaltiges Wirtschaften an einen Obsteiger Betrieb verliehen. Im Anschluss diskutierten Experten über Nachhaltigkeit und ein modisches Experiment der Marke Tirol.

Hotel „Der Stern“ gewinnt „Tirol Change Award"

„Vorhang auf für zehn Tiroler Unternehmen, Initiativen und Persönlichkeiten, die in Einklang mit der Natur wirtschaften", hieß es im ersten Teil der Veranstaltung. Das Rennen um den zweiten „Tirol Change Award“, den die Lebensraum Tirol Holding jährlich vergibt, konnte das Familien-Landhotel „Der Stern“ in Obsteig für sich entscheiden. 

Von regionaler Küche bis zum Öko-Hallenbad

Nachhaltigkeit beginnt im Landhotel Stern in der Küche. Dort wird konsequent gekocht, was die Natur hergebt. Außerdem wird der Vorzeigebetrieb von Bauern und Produzenten aus der Umgebung beliefert.  Wer zum Urlaub im „Stern“ umweltfreundlich mit der Bahn anreist, bekommt fünf Prozent Rabatt – Abholung am Bahnhof inklusive. Auf die gewohnte Mobilität im Urlaub muss deshalb niemand verzichten. Das Hotel bietet einen Gratisverleih von Mountainbikes an, auch E-Bikes und ein Elektroauto können gemietet werden.
Seit Mitte September 2021 verfügt das Hotel auch über das erste Öko-Hallenbad Österreichs. „Mit vielen Maßnahmen hat Hotelier René Föger den CO2-Ausstoß im Haus von 2010 bis 2013 um ein Drittel reduziert. 2012 war das Landhotel Stern noch das einzige klimaneutrale Hotel Österreichs“, erklärt Karin Seiler, Geschäftsführerin von Innsbruck Tourismus.

Diskussion über Nachhaltigkeit in der Mode

Im Anschluss an die Verleihung des „Tirol Change Awards“ diskutierten führende Experten und Branchenkenner über die Machbarkeitsgrenzen von Nachhaltigkeit und Regionalität in der Textilerzeugung. Monika Hauck (kreative Ökonomin, Unternehmerin, soziale Aktivistin und City Ambassador der weltweit tätigen sozialen Bewegung Fashion Revolution), Werner Boote („Popstar“ unter den österreichischen Dokumentarfilmern), Modedesigner Markus Spatzier, Handschuh-Hersteller Markus Zanier und der Musiker Manu Delago gingen dabei der Frage nach, wo Umweltschutz beginnt und welche Versprechen bloßes „Greenwashing“ sind. Die Basis des interessanten Diskurses bildet ein modisches Experiment der Marke Tirol. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Kollektion Tirol in diesem Jahr ging die Lebensraum Tirol Holding der Frage nach, ob es möglich ist, die legendäre „Tirol-Starmütze" aus Strick, die bis heute ein Verkaufsschlager ist, ausschließlich aus heimischen Materialien – und gänzlich in Tirol – herzustellen.

Wenn Tirol drauf steht, sollte Tirol drinnen sein

Der Musiker Manuel Delago wurde damit beauftragt eine Antwort auf die Frage zu finden, ob die Tirol-Starmütze mit 100 prozentiger Nachhaltigkeit in Tirol hergestellt werden kann. Nach dem Motto: Wenn Tirol drauf steht, sollte Tirol drinnen sein! Diese Mütze sollte aus dem früher in Tirol sehr verbreiteten Rohstoff Hanf hergestellt werden. „Hanf wurde ab den 1950-er Jahren in der Kleiderherstellung schrittweise von Plastikfasern verdrängt", wie Delago zu berichten weiß. In diesem Zusammenhang besuchte er einen Osttiroler Bauern, der Hanfblätter- und Samen unter anderem für die Herstellung von Tee, Müsli und Ölen verwendet. Nun wollte er zusätzlich noch die Hanfstengel verarbeiten. Dies stellte sich allerdings als schwierig bis unmöglich heraus. „Die Maisfeldschneidemaschine wird offensichtlich kaputt, wenn man die Hanfstengel verarbeiten will", erklärt der Musiker. Daher scheint die Herstellung von Kleidern aus Hanf zumindest eine große Herausforderung zu sein. Dies scheint zu verwundern, denn schließlich wurde „Hanf vor 10.000 Jahren für Textilien verwendet", wie die Unternehmerin Monika Hauck bei der Expertendiskussion erklärte.
Delago wurde von der Lebensraum Tirol Holding ebenso beauftragt die „Tirol-Starmütze" zu designen. Er suchte sich die Farbe Moosgrün aus. „Eine Farbe, die aus unterschiedlichen Grünelementen besteht", wie er betont. Außerdem war ihm ein traditioneller Aspekt sehr wichtig. Daher hat Manuel Delago sich von den Kordellen des Tiroler Huts inspirieren lassen.

Ist die Tirol-Mütze nun nachhaltig und aus Tirol?

„Sie ist leider nicht zu 100 Prozent aus Tirol", wie Delago zähneknirschend gestehen muss. „Wir sind einfach aufgrund fehlender Infrastruktur auf zu viele Herausforderungen gestoßen. Aber die Mütze ist zumindest im Alpenraum, sprich Bayern hergestellt worden. Teilweise musste der Hanf aus Frankreich und Italien importiert werden", wie der Hangmusiker ergänzend hinzufügt. Allerdings sei der Tirol Shop „auf einem guten Weg ein hochwertiges Produkt, dass Sinn macht und seinen Preis dafür verdient, herzustellen", wie er abschließend meint.

Positiver Ausblick

Aufgrund der Tatsache, dass laut Unternehmerin und Ökonomin Monika Hauck der Second-Hand-Markt in fünf bis zehn Jahren größer sein wird, als der gesamte Fast-Fashion-Markt, besteht für Nachhaltigkeit in der Modeindustrie doch noch Hoffnung. Schließlich setzen vor allem junge Menschen verstärkt auf Second-Hand-Mode. „Außerdem ist das nachhaltigste Kleidungsstück jenes, welches wir Zuhause haben", meint Frau Hauck abschließend.

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