Forderungen der Wirtschaft
Weichenstellung für die Zukunft Tirols
Im Vorfeld der Landtagswahlen hat die Wirtschaftskammer Tirol Forderungen ausgearbeitet, wie es mit der Wirtschaft weitergehen soll. Unbürokratische Hilfen zur Energieversorgungssicherheit, mehr Geschwindigkeit bei der Entwicklung moderner Verkehrskonzepte und eine Bedarfserhebung in Sachen Wohnraum werden gefordert.
INNSBRUCK. Bei einer gmeinsamen Pressekonferenz haben die Bezirksobmänner der Wirtschaftskammer Franz Jirka (Innsbruck) und Patrick Weber (Innsbruck-Land) die für ihre Bezirke ausgearbeiteten Prioritäten aus dem Wirtschaftsprogramm "Weichenstellung für die Zukunft Tirols" präsentiert.
Raumordnung
Patrick Weber, Obmann des Bezirks Innsbruck-Land, sprach sich für gewerbliche Vorsorgeflächen für die Gewerbe- und Industriebetriebe aus. Dort wo die vorhandenen landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen Betriebserweiterungen im Wege stehen, plädiert er dafür, Betriebserweiterungen auch in die landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen zu erleichtern. Für Investitionen und Betriebserweiterungen der in den Bezirken ansässigen Unternehmen fehlen die nötigen Flächen. „Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen reichen oft bis an die Grenzen von Betrieben und sogar an unsere Gewerbe- und Industriegebiete heran und verhindern dadurch die gewerbliche Erweiterung vieler Betriebe“, erklärt Weber. Um das Wachstum der Tiroler Unternehmen zu begünstigen und so den Wirtschaftsstandort zu sichern, brauche es definierte gewerbliche Vorsorgeflächen.
Wohnraum
Ein weiteres Anliegen der beiden WK-Funktionäre ist der mangelnde Wohnraum in der Region. Weber empfiehlt daher, eine Bedarfserhebung für den benötigten Wohnraum in den Bezirken für die nächsten zehn bis 15 Jahre durchzuführen, um zu evaluieren, wie viel Wohnraum zukünftig geschaffen werden muss. Was sich bereits abzeichnet, sei ein landesweiter Bedarf an Dienstnehmerwohnungen. Der qualifizierte Zuzug von Dienstnehmer:innen als Gegenmaßnahme zum Fachkräftemangel führe unweigerlich zu einer weiteren Verknappung des Wohnraums. Um den Wohnungsmarkt zu entzerren, brauche es zudem ein Angebot an leistbaren Starterwohnungen für junge Menschen. Dieses Wohnraumangebot sollte laut Weber noch durch 1.500 Studentenwohnungen ergänzt werden. Zum Thema leistbares Wohnen regte Weber zusätzlich an, für den Hauptwohnsitz eine Mehrwertsteuerbefreiung einzuführen. Ein großes Anliegen ist es Weber, die Orts- und Stadtkerne im Bezirk zu attraktivieren und dort wiederzubeleben, wo sich Dörfer und Städte „zum reinen Ort zum Schlafen entwickelt haben“.
Klima, Energie und Nachhaltigkeit
Franz Jirka skizzierte die schwierige Ausgangssituation, in der sich die heimischen Unternehmen seit dem ersten Lockdown in Tirol befinden. „Gerade die KMUs, die das Rückgrat der Tiroler Wirtschaft bilden, dürfen jetzt von der Politik nicht im Stich gelassen werden“, so der Obmann des Bezirks Innsbruck-Stadt. „Wir brauchen in dieser Situation keine Experimente. Die Unternehmen brauchen von der Politik unbürokratische Hilfen und verbindliche Zusagen für die Energieversorgungssicherheit“, fordert Jirka. Um den Unternehmen in der gegenwärtigen Situation zumindest etwas Planungssicherheit zu gewährleisten, brauche es zudem eine staatlich gesicherte Kreditgarantie für KMUs.
Dekarbonisierung und Energiesicherheit
Um wieder Herr der Lage zu werden, müsse die Energiewende jetzt zum übergeordneten Interesse werden, fordert Weber. Um das Ziel der Klimaneutralität in Österreich bis 2040 zu erreichen, brauche es zudem eine Tiroler Dekarbonisierungsförderung. Trotz aller Nachhaltigkeitsmaßnahmen, die die in den Bezirken angesiedelten Unternehmen bereits eingeführt haben, ist sich Weber sicher: Mehr Förderungen für klimaneutrales Wirtschaften würde zu noch mehr umgesetzten Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Betrieben führen.
Weiteren Handlungsbedarf sehen die beiden Obmänner im Ausbau der Tiroler Autonomie in der Energieversorgung. Hierzu müssten die Genehmigungsprozesse, die dem Bau von erneuerbaren Energieträgern vorausgehen, unbürokratischer gestaltet werden, um die Vorgänge zu beschleunigen. „Wir sollten uns hier nicht mit unnötiger Bürokratie selbst im Weg stehen“, fordert Jirka. Auch soll der Ausbau von Wasserstoff als Energieträger der Mobilität der Zukunft angemessen gefördert werden.
Verkehr
Zudem fordert Jirka eine bessere Anbindung der Industriegebiete in den Bezirken an den öffentlichen Personennahverkehr. Konkret besteht im Bezirk Innsbruck-Stadt dringender Bedarf nach einem entlastenden ÖPNV-Konzept für den Stadtteil Rossau, Westösterreichs größten zusammenhängenden Industriepark. Allgemein brauche es mehr Geschwindigkeit bei der Entwicklung von modernen Verkehrskonzepten im Land, gefolgt von deren Realisierung. Jahrelange theoretische Evaluierungen führten häufig zu keiner Verbesserung der Verkehrssituation.
Das Programm
Die Wirtschaftskammer Tirol hat in Zusammenarbeit mit allen Branchen, Bezirken und wahlwerbenden Gruppen das Wirtschaftsprogramm „Weichenstellung für die Zukunft Tirols“ für die Jahre 2022 bis 2027 erstellt. Es umfasst sämtliche relevanten Bereiche und gliedert sich in die fünf Kapitel Wirtschaftsstandort, Energie, Klima und Nachhaltigkeit, Raum- und Bauordnung, Arbeitskräfte und Qualifizierung sowie Verkehr.
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