Ein Pornoworkshop in der "Bäckerei"

"Alternativen" und qualitätvollen Porno zu machen ist das Ziel Bertrands. Er hat schon um die 40 Kurzfilme gedreht. | Foto: Darkness Studio
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  • "Alternativen" und qualitätvollen Porno zu machen ist das Ziel Bertrands. Er hat schon um die 40 Kurzfilme gedreht.
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DREIHEILIGEN (acz). Ein außergewöhnliches Geschenk machte sich die Innsbrucker Kulturbackstube Bäckerei zum 6. Jubiläum: Ein Pornomacher – Nico Bertrand aus Barcelona – inszenierte nicht nur eine Installation in dem alten Mölk-Gebäude in der Dreiheiligenstraße, er hielt auch einen Workshop zur Gestaltung des eigenen Pornofilms. Das STADTBLATT sprach mit dem aufsteigenden Stern im alternativen Pornogeschäft über seine Erfahrung in Innsbruck und der weiten Welt.


Vom Foto- zum Pornograf

Nico Bertrand ist erst seit kurzer Zeit aktiv in der Branche und arbeitet daran, sein Filmgeschäft "Darkness Studio" so richtig ins Rollen zu bringen. 2015 zog der gelernte Fotograf nach Los Angeles – "einer der Hauptstädte der Mainstream-Pornoindustrie" – um mehr über das erotische Filmemachen zu erfahren.

"Alles ging sehr schnell", erklärt der bärtige Spanier im Skype-Interview, "ich war niemand in der Pornoindustrie und plötzlich habe ich mit den großen Stars gearbeitet. Es war wie ein Feuerwerk." Für seinen schnellen Erfolg hat er eine Erklärung: "Ich gehe mit den Schauspielern sehr gut um. Wir besprechen gemeinsam, auf was sie Lust haben und ich möchte die Filme schön machen." Bertrand betont, dass er keine Nullachtfünfzehn-Sexfilme dreht und sieht sich als Teil der alternativen Pornoszene.

"Sie sind wie gutes Kino, mit einer Geschichte, nur halt mit Sex." Er behandelt ein Themenspektrum von Fußfetisch über Homosexualität bis hin zu geheimen Wünschen und fasst seine Einstellung folgendermaßen zusammen: "Die Leute, die die Pornoindustrie aus welchen Gründen auch immer hassen, könnten an meiner Arbeit interessiert sein."

"Konservativ, engstirnig"

Als er nach Innsbruck kam, um im Rahmen des Föhnfestes einen Pornoworkshop abzuhalten, warnten ihn Freunde und Bekannte. Österreich würde "konservativ, engstirnig" sein, aber Bertrand interessierte das nicht. Er kam trotzdem, aber beeinflusst haben ihn die Aussagen natürlich schon. In Innsbruck hielt er sich mehr zurück als in anderen Städten. Bei seinem Porno-Vortrag in der Bäckerei seien die Leute nur dagesessen – er hatte ein mulmiges Gefühl. Die zirka fünfzig Menschen schienen vom Gesagten aufgebracht zu sein. Nach dem Vortrag aber öffneten sich die Leute ihm gegenüber und es entstanden konstruktive Gespräche.


12 TeilnehmerInnen

In der Praxis haben zirka 12 Personen beim Workshop in der "Bäckerei" mitgemacht. Wie wird ein Porno gedreht, wie geht man mit der Nacktheit um? Mit einer professionellen Pornodarstellerin wurde eine Masturbationsszene nachgestellt. Die Teilnehmer waren anfangs nicht mit einbezogen. "Die Leute waren ziemlich geschockt, aber dann wollten die Teilnehmer mehr." Es kamen "explizitere Szenen", es wurde mehr gezeigt, die Leute haben mitgemacht und sprachen über ihre tiefsten Begierden, wie Bertrand über seine Zusammenarbeit mit den Innsbrucker Laien erklärt.

"Es war eine Lehre für mich", meint er, "ab jetzt werde ich mich nicht mehr verstellen und von Anfang an zeigen, was ich zeigen wollte." Nun hat er zwei große Projekte, die er demnächst fertigstellen will. Einerseits die professionelle Webseite zu seinem Studio (www.studiodarkness.com), andererseits einen Porno-Langfilm. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten plant er wieder nach Innsbruck zu kommen.

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