Aus für die Grauammer?
Feld- und Wiesenvögel sind in großer Gefahr
Aus für die Grauammer? Seit 1998 erfasst die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich alljährlich den Bestand häufiger heimischer Vogelarten. Die Organisation warnt vor dem einschneidenden Biodiversitätsverlust auf unseren Feldern und Wiesen.
KÄRNTEN. Österreichs Feld- und Wiesenvögel sind in großer Gefahr. Auch die Vögel in Kärnten schwinden immer schneller dahin. Das zeigt der aktuell von BirdLife Österreich veröffentlichte Farmland Bird Index 2021: 40 Prozent der Vögel sind seit 1998 von den heimischen Feldern und Wiesen verschwunden, nach wie vor haben sich die Bestände trotz umfangreichem Agrarumweltprogramm nicht erholt.
Alarmierend
Drei Viertel der untersuchten heimischen Brutvögel zeigen einen negativen Bestandstrend, unter ihnen die Grauammer mit einem alarmierenden Minus von 94 Prozent. Intensive Landwirtschaft, fehlende Brachen und Feldraine sowie der massive Einsatz von Pestiziden bedrohen ihr Dasein. Die Freigabe jener wertvollen, zuvor der Biodiversität gewidmeten Brachen für den konventionellen Anbau durch die EU im vergangenen März dürfte das Aussterben der Grauammer beschleunigen. Eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes für die Artenvielfalt unseres Kulturlandes.
Brutvogel-Monitoring
Die aktuelle im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums durchgeführte Auswertung der Daten des Brutvogel-Monitorings durch die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich zeigt: Der Bestand der heimischen Feld- und Wiesenvögel – gemessen anhand von 23 Indikator-Vogelarten – stagniert seit nunmehr acht Jahren auf sehr niedrigem Niveau, wobei der Indikator innerhalb des letzten Jahres nochmals leicht abnahm und nun bei 60,5 Prozent liegt.
40 Prozent der Vögel verschwunden
Das bedeutet, dass seit 1998 etwa 40 Prozent der heimischen Kulturlandschaftsvögel verschwunden sind. Besonders hart hat es die unauffällig grau und braun gestrichelte Grauammer getroffen. Mit einem alarmierenden Minus von 94 Prozent seit 1998 und einer Bestandshalbierung innerhalb der letzten sechs Jahre steht sie quasi vor dem Aus.
Grauammer verstummen
Das metallisch und eher monoton klingende "tück tück-zick-zik-zkzkzkzrississss" der Grauammer ist beinahe für immer verstummt. Es ist allgemein unheimlich still geworden in unserer Landschaft. Die Grauammer braucht für ihr Überleben sogenannte Brachflächen, die (vorübergehend) aus der wirtschaftlichen Nutzung entnommen werden. Sie gelten als wichtiger Rückzugsraum für Pflanzen und Tiere sowie als Nahrungsquelle. Für viele Vogelarten sind sie überlebenswichtiger Nistplatz. Der Verlust von Brachen sowie der massive Einsatz von Pestiziden und die intensive Landwirtschaft machen den Vögeln das Überleben schwer.
Brachen als letzte Hoffnung
Zum Erhalt der Biodiversität nehmen Brachen eine Schlüsselposition ein. Wo sie früher automatisch durch die wenig maschinelle Bearbeitung an Feldrainen, Grabenrändern oder Grundstücksgrenzen entstanden, werden sie heute nur noch durch staatliche Förderauflagen erhalten. Ein Teil dieser wertvollen Brachen laufen in den Agrarförderungen unter "ökologische Vorrangflächen". Diese wurden im Frühjahr von der Europäischen Kommission unter dem Beifall der Agrarminister und Ministerinninnen für den konventionellen Anbau freigegeben.
Ohne Brachen keine Biodervisität
"Es hängt ein Damoklesschwert über uns, denn diese Freigabe unter dem Vorwand der Versorgungssicherheit ist eine Katastrophe für die Artenvielfalt!", so der Ornithologe Norbert Teufelbauer und bringt es auf den Punkt: "Ohne Brachen keine Biodiversität!" Für den Farmland Bird Index (FBI) bedeute dies, dass eine Trendumkehr in der Bestandsentwicklung unserer heimischen Kulturlandschaftsvögel in weite Ferne gerückt ist. Die Auswirkungen für die Biodiversität scheinen kaum mehr reversibel. Am härtesten trifft es die, deren Ruf bereits verstummt.
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