Tourengeher vertreiben Wild
Im Winter wird Flucht für Tiere gefährlich

Tourengeher sollen sich an gekennzeichnete Wege halten, sonst wird es für das Wild gefährlich. | Foto: stock.adobe.com/at/ joda/Symbolfoto
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  • hochgeladen von Evelyn Wanz

Die Futtersuche ist für das Wild im Winter generell erschwert, zusätzlich wird es von Tourengehern und Skifahrern zurückgedrängt. MeinBezirk wollte wissen wie die derzeitige Situation in Kärnten aussieht und sprach mit einigen Bezirksjägermeistern.

KÄRNTEN. Auf die Tourengeher und Skifahrer, die sich an die vorgesehenen Tracks halten, hat sich das Wild eingestellt. Schwierig wird es laut dem Villacher Bezirksjägermeister Wolfgang Oswald, wenn sie durch die Einstandsgebiete fahren, weil das Wild sich Regionen aussucht, in denen es leichter überwintern kann und wenn dort ein Skifahrer oder Tourengeher auftaucht, hat das Wild dementsprechend Stress und das ist sehr belastend. "Das Wild ist auf einen Wintermodus eingestellt, das heißt die Körperfunktionen werden herunter gefahren und damit wird Energie gespart, wenn man in so einer Situation flüchten muss, ist das für den Organismus äußerst bedrohlich", so Wolfgang Oswald.

Für Schneehühner tödlich

"In gewissen Gebieten haben wir Schneehühner, Birkhühner und teilweise auch Auerhähne, diese überwintern in Schneehöhlen. Wenn diese Tiere von solchen Situationen aufgeschreckt werden, kann es sofort tödlich für sie enden. Denn es ist enorm anstrengend für die Tiere, die sich eigentlich gerade im Standbymodus befinden, auf den Fluchtmodus zu wechseln, hier kommt der Kreislauf so schnell auf Touren, dass es tödlich sein kann", warnt Wolfgang Oswald.

Schäden vorprogrammiert

"Das Wild, das in Stress kommt und sich im ursprünglichen Gebiet nicht mehr wohl fühlt, benötigt Energie und da die Schneedecke hoch ist und kein Gras und keine Krautschicht da ist, wird es für die Waldlandschaft sehr bedrohlich. Damit fängt der Verbiss an und beim Rotwild können sogar Schälschäden entstehen", so Oswald. Dem stimmt auch der Völkermarkter Bezirksjägermeister Franz Koschuttnig zu: "Ja wo Einstände sind ist es ein großes Problem, denn das Wild geht zur Fütterung hin, wird von dort vertrieben und dann sind Schälschäden und Verbissschäden vorprogrammiert".

Schadenhöhe noch nicht bekannt

"Im Winter, bei dieser Schneelage kann kaum jemand in den Wald gehen und kontrollieren wie hoch der Schaden bereits ist, das sieht man dann im Frühjahr. Aktuell geht niemand in den Wald und schaut sich die Schadsituation an, vor allem weil man somit selbst zur Belastung des Wildes werden würde", so der Bezirksjägermeister von Villach.

"Ich hab nichts gesehen"

Laut Wolfgang Oswald fällt vielen Tourengehern und Skifahrern gar nicht auf, dass sie das Wild erschrecken. "Denn wann und wie das Wild zu flüchten beginnt, bekommt man als Freizeitnutzer nicht mit, damit steigt das Problem noch mehr, weil das Gefühl aufkommt, dass sich hier kein Wild befindet und man dort fahren könne, aber das Wild ist sehr sensibel". 

Abschusspläne erhöhen

"Das Wild verliert sehr viel von seinem Lebensraum und vor allem durch die Pandemie ist ein erhöhter Freizeitschub dazu gekommen und damit wird die Ruhephase des Wildes noch stärker beeinträchtigt. Die Lösung ist sicher nicht, dass die Abschusspläne erhöht werden sollen, nur damit sich der Mensch zügellos ausbreiten kann, denn damit werden seltene Wildarten verloren gehen", äußert Oswald.

Tipps für Tourengeher

"Heuer gab es noch nicht allzu viele Probleme für das Wild, denn die Schneemassen waren derzeit noch nicht allzu groß. Die Probleme kommen, wenn Tourengehen eine Möglichkeit wird, das haben wir ganz stark in den letzten Jahren gemerkt. Grundsätzlich haben wir kein Problem mit Tourengehern, wichtig ist es aber auf den gekennzeichneten Wegen zu bleiben. Denn schwierig wird es, wenn sie diese Wege verlassen werden, wenn sie in Einstandsgebiete des Wildes gehen und vor allem, wenn sie durch diese Gebiete abfahren, das passiert leider sehr häufig, denn die schönsten Abfahrten gehen oft durch solche Gebiete", so Johanna Egger, Pressesprecherin der Kärntner Jägerschaft.

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