Rettet Windkraft den Wintertourismus?
Plattform klimaNEUtral fordert umdenken

Windkraft soll in Zukunft den Wintersport begleiten und unterstützen. | Foto: Adobe stock/bajo57
  • Windkraft soll in Zukunft den Wintersport begleiten und unterstützen.
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Politik muss mit Klimaschutzgesetz und deutlich gesteigertem Ausbau der Erneuerbaren dem Wintertourismus eine Zukunft bieten, so die Forderung der Plattform klimaNEUtral Kärnten an die Kärntner Landespolitik.

KÄRNTEN. Wenn Kärnten seinen derzeitigen Kurs beim Klimaschutz nicht ändert und den Ausbau naturverträglicher erneuerbarer Energien nicht rasch steigert, ist das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 unerreichbar. Dem Kärntner Wintertourismus würde die Grundlage entzogen, knapp die Hälfte aller Touristen könnten verloren gehen. “Die nächste Landesregierung muss deshalb für die kommenden fünf Jahre zentrale gesetzliche Pfeiler einschlagen, die Klimaneutralität 2040 beschließen, die Erneuerbaren rasch ausbauen und Industrie und Verkehr CO2-neutral machen”, fordert Erwin Mayer, Sprecher von klimaNEUtral Kärnten: “Die derzeitigen Klimaschutz-Vorhaben der Parteien müssen deutlich nachgebessert werden.”

90 Prozent weniger Schnee?

“Wieviel von dem Winter, den wir von früher kennen, können wir noch retten?”, fragt Mayer. Die Klimaszenarien für Österreich zeigen einheitlich: Die weitere Entwicklung der Schneelage in Österreich hängt direkt mit dem globalen Klimaschutz zusammen. In alle Höhenlagen Österreichs hat die Dauer der Schneedecke seit 1961 deutlich abgenommen. Die Schneedecke der Zukunft hängt sehr stark vom Klimaschutz ab. Bei Erreichen der Klimaziele von Paris kann davon ausgegangen werden, dass in mittleren Höhenlagen die Dauer der Schneedecke in den kommenden Jahrzehnten um etwa 30% zurückgeht und auf diesem Niveau stabilisiert werden kann. Ohne Klimaschutz würde der Rückgang aber voranschreiten, bis gegen Ende des Jahrhunderts 90% des Schnees verschwunden wäre. Auch technischer Schnee reagiert auf die Erwärmung: Bei Erreichen der Klimaziele reduzieren sich die Beschneizeiten in mittleren Lagen in Kärnten um etwa 20%, ohne Klimaschutz um mehr als 50%. Die Unsicherheit, ob eine für den Schneesport nutzbare Schneedecke durchgehend über die gesamte Saison mit technischen Mitteln erhalten werden kann, nimmt somit weiter zu. Dazu kommen u. a. zunehmende Trockenschäden in der Landwirtschaft, erhöhtes Waldbrandrisiko, auftauender Permafrost und öfter auftretende Vermurungen sowie Sturm- und Hochwasserereignisse. Hier zeigen die Ergebnisse eine Erhöhung des Risikos.

Winterretter Windrad

Für den Tourismus in Kärnten sind kalte Winter mit ausreichendem Schneefall sehr wichtig. Knapp die Hälfte der Touristen kommt im Winter nach Kärnten. Ein Wegfallen des Wintertourismus hätte daher auch große wirtschaftliche Folgen. Auf der anderen Seite wird bei der Errichtung von Windrädern immer wieder die Befürchtung geäußert, dass Windparks negative Auswirkungen auf den Tourismus hätten. Wissenschaftliche Studien und Erfahrungen aus der Steiermark, wo einige Windparks direkt in Schiregionen stehen, zeigen aber ein ganz anderes Bild: Werden Windparks in die örtlichen Tourismuskonzepte integriert, können diese sogar positive Auswirkungen auf den Tourismus haben.”Das Errichten von Windrädern könnte man daher auch unter dem Aspekt einer Winterrettungsaktion sehen”, so Mayer.

Wahlkampfziele nicht ausreichend

Um die größten Klimaschäden von Kärnten abwenden und dem Wintertourismus einen Weg in die Zukunft weisen zu können, braucht es im Einklang mit verstärkten globalen Anstrengungen einen 1,5 °C-tauglichen Emissionsreduktionspfad für das Bundesland. Die bisherigen Emissionsreduktionen und der in Wahlprogrammen der wahlwerbenden Parteien angekündigte Klimaschutz reichen dafür nicht einmal annähernd aus. In den nächsten Jahren sind sehr hohe Emissionsreduktionen (mindestens 10% pro Jahr) notwendig - bei gleichzeitigem Erhalt und Ausbau der natürlichen Senken. Bei einem Business as usual, also einem weiter so wie bisher, müsste Österreich bereits 2025 klimaneutral sein. Die Maßnahmen für Kärnten müssen eine Klimaneutralität bis 2040 gewährleisten, um der Klimakrise etwas entgegenzusetzen und dem Wintertourismus einen Weg in die Zukunft zu weisen.

Forderung nach raschem Energieumstieg

Dazu braucht es laut der Plattform klimaNEUtral Kärnten:
● Ein wirksames Klimaschutzgesetz auf Landesebene mit dem Ziel Klimaneutralität 2040 und einem Kohlenstoffäquivalentbudget (noch erlaubte Restemissionen) für maximal 1,5°C globale Erhitzung.
● Einen zeitlich fixierten Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Öl und Gas innerhalb von 15 Jahren. Damit muss ein Ausstieg aus Verbrennungsmotoren und einhergehen, verbunden mit einer Elektrifizierung im Verkehrsbereich mit hohem Anteil an öffentlichem und nichtmotorisierten Individualverkehr. Auch der Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen und die Dekarbonisierung industrieller Prozesse ist zeitnah nötig, ebenso wie die Beendigung der F-Gasemissionen (Halbleiterherstellung).
● Den Ersatz fossiler Energie, derzeit rund 11 TWh. Dies erfordert einen raschen und verbindlichen Ausbau erneuerbarer Energien, um über 100% des Gesamtenergieverbrauchs in Kärnten abdecken zu können. Es sollten rund 0,5 TWh Ökostromproduktion pro Jahr an Wind, PV und anderen erneuerbaren Energien ausgebaut werden.

Die Plattform klimaNEUtral Kärnten hat die Wahlprogramme der Kärntner Landtagsparteien unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse davon finden sich hier. 

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