Kärntner Seenratgeber
Handbuch für Gemeinden zum Schutz der Seen

Mit dem Kärntner Seenratgeber: Ferdinand Vouk, Daniel Fellner und Elias Molitschnig (von links) | Foto: Büro LR Fellner
  • Mit dem Kärntner Seenratgeber: Ferdinand Vouk, Daniel Fellner und Elias Molitschnig (von links)
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Bausünden an den Kärntner Seen in Zukunft vermeiden. Ein Handbuch zur Raumplanung soll den Gemeinden nun dabei helfen. 

KÄRNTEN. In Velden stellte der Referent für Raumordnung, Landesrat Daniel Fellner, gemeinsam mit Veldens Bürgermeister Ferdinand Vouk und Elias Molitschnig, Experte für Baukultur in der Gemeinde-Abteilung des Landes, den Kärntner Seenratgeber vor.
Die Raumplanungsabteilung des Landes und das Architektur Haus Kärnten haben 2018 einen Prozess begonnen, um der Verbauung der Seen entgegenzuwirken. Es geht um neue Spielregeln, die in fünf "Kärntner Seenkonferenzen" diskutiert wurden. Das Ergebnis dieses Prozesses ist ein Handbuch zur Raumplanung an Kärntner Seen. 

Problematische Zweitwohnsitze

Auch das neue Raumordnungsgesetz, das sich momentan in Abstimmung innerhalb der Koalition befindet, soll die Lage verbessern. "Damit werden wir beispielsweise auch den Wildwuchs an Zweitwohnsitzen eindämmen, denn ich bin kein Freund von kalten Betten und halte Zweitwohnsitze für höchst problematisch für die Gemeinden", so Fellner. Alte Fehlentwicklungen der Vergangenheit könne man nur schwer rückgängig machen. Nun sei es wichtig, keine neuen Fehler zu machen.
Velden sei ein Positivbeispiel, wenn es um die Erhaltung von Seeufer-Bereichen, Grün- und Freiraumzonen geht. Das Handbuch soll das auch anderen Gemeinden näherbringen.

Stopp für baulichen Wildwuchs

Vouk blickte zurück: Velden hat vor 3,5 Jahren einen dreijährigen Baustopp im erweiterten Seeufer-Bereich erwirkt. "Diese Zeit haben wir intensiv genutzt und aufbauend auf einer vom Gemeinderat einstimmig beschlossenen Deklaration zur nachhaltigen Entwicklung der Seeufer in Velden sämtliche der Gemeinde rechtlich zur Verfügung stehenden Raumordnungsinstrumente in einem umfangreichen, interdisziplinären Prozess mit Bürgerbeteiligung evaluiert und überarbeitet. Mit Hilfe dieses Prozesses sollten die Zielsetzung, Zweitwohnsitzen und baulichen Wildwuchs einen Riegel vorzuschieben, der behutsame Umgang mit Natur- und Erholungsräumen, aber vor allem der Schutz der Seeufer auch erreicht werden können", erklärte Vouk.

Velden reagiert

Die derzeitigen gesetzlichen Grundlagen würden aber in der Praxis nicht ausreichen, um diese Ziele zu erreichen. Vouk hofft auf das neue Raumordnungsgesetz. "Auch die Kärntner Bauordnung gehört hinsichtlich der gemeindebehördlichen Eingriffsmöglichkeiten verschärft", meint der Bürgermeister. 
Velden will nun vermehrt Hauptwohnsitze überprüfen bzw. kontrollieren, wie Wohnsitze tatsächlich verwendet werden.

Werkzeuge gezielter einsetzen

Molitschnig: "Wichtig ist, dass eine Bereitschaft entsteht, über die Gemeindegrenzen hinaus zu denken und auch die entsprechenden zur Verfügung stehenden Instrumentarien der Raumordnung gemeinsam umzusetzen. Es braucht ein Umdenken und ein kollektives Bewusstsein, vor allem in den Seegemeinden, bei Bürgermeistern und Gemeinderäten, denn die Werkzeuge und vorhandenen Instrumente, wie Örtliche Entwicklungskonzepte oder Flächenwidmungs- und Bebauungspläne, müssen künftig viel gezielter eingesetzt werden."

See-Gemeinden reagieren

Auch die Gemeinde Millstatt habe bereits reagiert und nach Vorbild Velden eine Überarbeitung veranlasst. Stockenboi hat einen Masterplan am Ostufer des Weißensees entwickelt, die Gemeinde Weißensee einen speziellen Bebauungsplan für die Uferzone und die Gemeinde Maria Wörth ebenso einen Masterplan für Maria Wörth.

Team Kärnten lehnt Totalblockade ab

In Bezug auf das präsentierte Handbuch hielt heute Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer fest, dass eine Totalblockade von touristischer und wirtschaftlicher Entwicklung nicht das Ziel sein dürfe: "Das Team Kärnten verwehrt sich dagegen, dass private Investoren ständig zum Feindbild erklärt werden. Sinnvoller wäre es, wenn Gemeinden und das Land gemeinsam mit privaten Geldgebern dafür sorgen, dass es zu einer qualitativen Weiterentwicklung und einem nachhaltigen Mitteleinsatz kommt. Fellners Kampf gegen jegliche private Investitionen führt Kärnten wirtschaftlich noch tiefer in eine Sackgasse."
Investitionen seien schließlich auch mit Wertschöpfung und Arbeitsplätzen verbunden. Für Köfer wirkt die heutige Ankündigung, Projekte noch genauer fachlich zu beurteilen und zu begleiten, wie eine Androhung von mehr Bürokratie und Hürden für Projektwerber.

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