Internationaler Tag der Pflege
Kärnten benötigt noch mehr Pflegekräfte

Heute, am 12. Mai, ist Internationaler Tag der Pflege. | Foto: MEV
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Am Internationalen Tag der Pflege fordert Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner vom Bund, dass die Pflegeausbildung an öffentlichen Schulen nicht länger blockiert wird.
Die Kärntner FPÖ hält an der Forderung nach einer Pflegelehre fest und auch das Team Kärnten fordert diese – zumindest als Pilotprojekt. Arbeiterkammer fordert ein steuerfreies Monatsgehalt für die Corona-Helden.

KÄRNTEN. Seit 1967 wird jährlich am 12. Mai der Internationale Tag der Pflege begangen. Der 12. Mai war der Geburtstag von Florence Nightingale, einer britischen Krankenschwester. In Kärnten war für diesen Tag eine Pflegegala im Konzerthaus Klagenfurt angesetzt, die aber wegen der Corona-Krise abgesagt werden musste.

Schulversuch sei zu wenig

Am heutigen Internationalen Tag der Pflege erinnert Gesundheitsreferentin Beate Prettner: "Die Corona-Krise hat einmal mehr und sehr deutlich gemacht, wie dringend Österreich gut ausgebildetes Pflegepersonal benötigt. Bis 2030 droht österreichweit eine Lücke von 75.000 Pflegekräften. Doch bislang erschöpft sich die angekündigte Ausbildungsoffensive des Bundes in einem Schulversuch an privaten Schulen. Das ist viel zu wenig!" Eine Pflegeausbildung an öffentlichen Schulen mit Matura dürfe nicht weiter blockiert werden, so Prettner als Appell an den Bund.

Derzeit 600 Schüler in Ausbildung

Kärnten will bis 2021 – ausgehend von 2018 – die Zahl der Pflegekräfte verdoppeln. Knapp 600 Schüler sind derzeit in Ausbildung. Doch eine Ausbildung an öffentlichen Schulen könne nur vom Ministerium genehmigt werden. Prettner: "Doch dieses steht auf der Bremse und möchte zunächst sieben Jahre lang abwarten, wie sich der für September geplante Schulversuch an privaten Schulen entwickelt. Wenn in sieben Jahren die erste fünfjährige Ausbildung beginnt, stehen die ersten Absolventen dem Arbeitsmarkt im Jahr 2032 zur Verfügung."

Zusätzliche Ausbildungslehrgänge

Im September startet die Pflegeausbildung an privaten Schulen von Caritas und Diakonie, die mit der Gesundheits- und Krankenpflegeschule des Landes kooperieren. Das Land trägt die Kosten von 1,2 Millionen Euro.
Mit dem AMS habe man außerdem beschlossen, zusätzliche Lehrgänge für die Ausbildung zur Pflegeassistenz anzubieten. Die Lehrgänge in Klagenfurt und Wolfsberg sind voll, also gibt es einen dritten in Spittal. 

Dank an die Pflegekräfte

Prettner streut den Mitarbeitern in Pflegeberufen – es sind rund 8.500 – Rosen: "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der professionellen Betreuung und Pflege leisten tagtäglich hervorragende Arbeit. Ihr Beruf ist herausfordernd und anspruchsvoll."

FPÖ: Pflegelehre gefordert

Auch FPÖ-Chef Gernot Darmann nimmt den Tag zum Anlass, seine Forderungen nach einer Aufwertung der Pflegeberufe und der Einführung einer Pflegelehre zu erneuern. Er nimmt Prettner in die Pflicht: "Eine Pflegelehre bietet die Chance, um die notwendige Anzahl an qualifizierten Pflegekräften durch Entscheidungen in der Gegenwart mittelfristig zur Verfügung gestellt zu bekommen. Die FPÖ fordert diese sinnvolle Maßnahme schon seit vielen Jahren. Sozialreferentin Beate Prettner darf diesen Ausbildungsweg nicht länger blockieren und muss den Weg für die Pflegelehre frei machen." 
Die Pflegeausbildung an privaten Schulen und die Lehrgänge seien nicht genug. Darmann: "Wir brauchen bei der Ausbildung von Pflegekräften sowohl eine schulische Ausbildung, aber auch eine praktische Ausbildung vor Ort. Das kann nur mit einer Lehre erreicht werden. Genau im Alter von 15 treffen viele bereits ihre Berufsentscheidung. Hier muss angesetzt werden."
Weitere Forderungen der FPÖ: Absenken der Tarife und damit des Selbstbehaltes für mobile Pflege, mehr Angebot in der ambulanten Pflege, monatliche Extraförderung für Familien, die ihre Angehörigen daheim versorgen, monatliche Zusatzförderung für die 24-Stunden-Betreuung.

Mehr Anerkennung für Pflegeberufe

Arbeiterkammer-Präsident Günther Goach fordert für die Helden der Corona-Krise – die Pfleger in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder bei mobilen Diensten ein zusätzliches Monatsgehalt ohne Besteuerung als finanzielle Anerkennung. Goach meint: "Die Arbeitszeiten im Gesundheits- und Pflegebereich sind zu lang und zu intransparent, die Löhne zu niedrig, die Entscheidungskompetenzen zu unklar und das Image noch zu unattraktiv. Es fehlt an klaren und verbindlichen österreichweiten Vorgaben zur Berechnung des Personalbedarfes."

Forderungen der Arbeiterkammer

Die Arbeiterkammer ist für die Registrierung der Gesundheitsberufe zuständig und kann mit aktuellen Zahlen aufwarten: 11.000 Kärntner sind in der Pflege registriert, ein Viertel davon ist über 50 Jahre alt und die Hälfte dieses Viertels wiederum über 55. Also gehen in den nächsten zehn Jahren 2.500 Pflegekräfte in Pension. Rund 300 Absolventen von Gesundheitsberufen stehen dem jährlich gegenüber – und das bei einer immer älter werdenden Bevölkerung. 
Daher fordert die Arbeiterkammer von der Bundesregierung:

  • kostenlose Ausbildung für Pflegeberufe
  • Verbesserung der Arbeitszeitmodelle im Gesundheitsbereich
  • Einführung eines Pflegegarantiefonds zur Finanzierung der Pflege
  • Anhebung des Pflegeschlüssels
  • österreichweit Anlaufstelle, um Pflegebedarf zu erheben und Information und Unterstützung zu leisten
  • sichere Versorgung mit Medikamenten und Schutzausrüstung
  • Arzneimittelbeschaffung aus einer Hand (Krankenhäuser, Sozialversicherung)

Team Kärnten: Pflegelehre als Pilotprojekt

Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer ist – wie FPÖ-Chef Darmann – für eine Pflegelehre, zumindest als Pilotprojekt. "Vorarlberg hat dieses Ausbildungsmodell bereits höchst erfolgreich getestet und in der Schweiz wurde dieser Lehrberuf überhaupt schon 2003 eingeführt: Ebenfalls mit exzellenten Ergebnissen", so Köfer.

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