PV-Anlagen
Was Parteien, Kelag und Landwirtschaftskammer sagen

Diskussionen um PV-Anlagen am Dach und auf der Fläche. | Foto: stock.adobe.com/Alessandro2802/Symbolfoto
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Wohin mit Photovoltaik-Anlagen in Kärnten? Es gibt unterschiedliche Ansätze. Die Woche fragte bei der Kelag, der Landwirtschaftskammer und den Kärntner Parteien nach.

KÄRNTEN. Verpflichtende Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) auf den Dächern von Kärntner Neubauten. Die Forderung der Grünen ließ zuletzt aufhorchen. Grünen-Landessprecherin Olga Voglauer zeigt sich "überzeugt davon", dass dies umsetzbar wäre. Voglauer: "Kärnten braucht jedes Sonnendach, das nur möglich ist." Voglauer würde einen Finanzierungsfonds einrichten, "der sozial schwachen Familien ermöglichen soll, ohne große bürokratische Hürden auf Bestandsflächen eine PV-Anlage zu errichten". Zum Thema Photovoltaik auf Freiflächen sagt Voglauer: "Zunächst gehört die Kärntner Bauordnung so geändert, dass jeder Supermarktparkplatz mit einer PV-Anlage überdacht werden muss. Gleiches gilt für Industriedächer. Für eine Energiewende werden wir auch daran denken müssen, wie wir in Zukunft in Kärnten mit Freiflächen-PV umgehen." Zur Kritik der anderen Parteien sagt Voglauer: "Nachdem es sich um einen Finanzierungsfonds handelt, den man auch dem Budget entsprechend deckeln kann, und wir bei der Energiewende niemanden zurücklassen dürfen, erwarte ich mir eine ideologiebefreite, sachliche Diskussion, wie wir die Herausforderungen in Kärnten vorbildlich meistern. "

Kelag

Die Kelag teilt mit: "Die Energiewende und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Erdöl und Erdgas kann nur mit einem ausgewogenen Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung gelingen. Wir müssen daher auch in Kärnten vermehrt Wasserkraft, Windenergie, Photovoltaik und Biomasse zur Deckung des steigenden Energiebedarfs nutzen und begrüßen grundsätzlich alle Vorstöße in diese Richtung. Durch die enorme Nachfrage nach Photovoltaikanlagen im privaten und gewerblichen Sektor, die anhaltenden Störungen der globalen Lieferketten und den Fachkräftemangel sahen wir uns jedoch in den vergangenen Monaten wiederholt gezwungen, unsere vertrieblichen Photovoltaikaktivitäten zeitweise zurückzufahren oder ganz einzustellen. Die Nachfrage übersteigt das Angebot derzeit also bei weitem."

"Politische Entscheidung"

Weiter heißt es seitens der Kelag: "Eine verpflichtende Installation von Photovoltaik-Anlagen bei Neubauten ist eine politische Entscheidung. In Deutschland führen beispielsweise viele Bundesländer ab dem Jahr 2022 eine vergleichbare Verpflichtung ein. Wenn man über eine Verpflichtung nachdenkt, muss jedenfalls geklärt werden, was passiert, wenn die technischen Voraussetzungen nicht gegeben sind. "

Landwirtschaftskammer

Die Landwirtschaftskammer teilt mit: "Der Krieg und der Klimawandel zeigen, dass es höchste Zeit ist, die Energieversorgung auf nachhaltige und sichere Beine zu stellen. Photovoltaik wird in Kärnten dabei eine zentrale Rolle spielen und die Landwirtschaft kann und will ihren Beitrag leisten, um die Ausbauziele für Sonnenstrom zu erreichen. Vorrang haben für uns eindeutig PV-Anlagen auf Dachflächen. Unser Ziel sind mindestens 3.000 PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Gebäuden bis 2030. Produktive Acker- und Grünlandböden sollen für die Lebensmittelproduktion reserviert bleiben, damit die Versorgungssicherheit nicht leidet. Es spricht aber nichts dagegen, auf Grenzertragsstandorten , Böschungen oder Randflächen auch PV-Anlagen auf Freiflächen zu errichten. Das darf nicht von Haus aus tabu sein. Sonnenstromproduktion kann eine Einkommenschance für die Betriebe sein. Deshalb ist es wichtig, dass die PV-Stromproduktion auf unseren Flächen in Bauernhand bleibt. Die Wertschöpfung muss auf unseren Betrieben ankommen und nicht durch die Energiekonzerne abgeschöpft werden."

SPÖ

Zum Vorschlag der Grünen sagt SPÖ-Landesrätin Sara Schaar: "Ich hätte mir mehr Expertise erwartet und weniger Populismus, wie er hier an den Tag gelegt wird. Denn dieser bringt uns in der Energiewende nicht weiter. Viel wichtiger wäre es, auf Bundesregierungsebene endlich die notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen vorzulegen. PV-Anlagen auf allen Kärntner Dächern – so die grüne Forderung – sind so nicht umsetzbar. Denn nicht jedes Dach bzw. nicht jede Lage eines Gebäudes eignet sich für Photovoltaik. Überhaupt nicht mitgedacht ist, dass das Stromnetz diese zusätzlichen Anlagen auch aufnehmen können muss. Ein PV-Ausbau muss strukturiert erfolgen und auch den Netzkapazitäten entsprechen, die ebenfalls erweitert werden müssen, was zu weiteren höheren Netzkosten führen würde. Photovoltaik für den Eigenverbrauch mit Speicher ja – aber bitte dort, wo es Sinn macht. Außerdem wird anhand der aktuellen Zahlen deutlich, dass es in Kärnten derzeit einen großen Ansturm bei PV-Anlagen auf Dächern ohnehin gibt. Für die gesetzlichen Vorgaben im Bereich des Baurechts ist übrigens Landesrat Sebastian Schuschnig zuständig. Im Rahmen der letzten Novellierung der Kärntner Bauordnung wurden bürokratische Hürden bei der Errichtung von Photovoltaik-Anlagen auf bzw. an Gebäuden gänzlich abgebaut, da diese bewilligungsfrei gestellt wurden."

PV-Anlagen auf Freiflächen?

Zum Thema PV-Anlagen auf Freiflächen sagt Schaar: "Im Photovoltaik-Bereich gibt es in Kärnten noch ein hohes Potential an ungenutzter Dachfläche, das zeigt uns der Kärntner Solarpotential-Kataster. Alleine die Hälfte jener potentiellen Dachflächen, die sich gut für Photovoltaik eignen, hat ein Ausbaupotenzial von 3,3 TWh. Zum Vergleich: Die Österreichische Energieagentur fordert in Kärnten in diesem Bereich bis 2030 1,1 TWh. Genutzt werden hierzulande auch noch nicht vorbelastete oder bereits versiegelte Flächen – bevor wir für eine Zielerreichung - und damit einhergehend für eine Versorgungssicherheit der Menschen - in die Freifläche gehen. Damit verbunden ist der Erhalt der Kärntner Landschaft, welcher in den Zielbestimmungen des neuen Raumordnungsgesetzes verankert ist. Auch das EAG (Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz) gibt uns mit unserer Priorisierung Recht, denn es gibt die höchsten Förderungen für Anlagen auf Dächern oder vorbelasteten Infrastruktur-Flächen. Für sonstige Anlagen sind Förderabschläge vorgesehen. Es gibt derzeit aber auch genug für PV gewidmete Flächen in Kärnten. Bis dato wurden 30 Hektar (quer durch ganz Kärnten) gewidmet, diese wären auch jetzt schon für Freiflächen-PV geeignet, bisher wurden aber erst 15 Hektar davon verbaut."

ÖVP

ÖVP-Landesrat Martin Gruber: „Wir sind für den Ausbau von Photovoltaik, aber klar gegen ideologischen Regulierungswahn. Die Wahlfreiheit muss für den einzelnen Häuslbauer erhalten bleiben." Zur Frage "Photovoltaik auf Freiflächen?" sagt Gruber: "Ein klares Nein dazu, landwirtschaftliche Flächen dafür zu versiegeln. Aber ein klares Ja dafür, bereits industriell gewidmete oder bereits versiegelte Flächen für Photovoltaikanlagen zu nutzen."

FPÖ

Wie sieht die FPÖ den Vorschlag der Grünen? Kärntens FPÖ-Chef Erwin Angerer: "Wir lehnen es grundsätzlich ab, Zwang auszuüben, um etwas zu erreichen. Bei den PV-Anlagen könnte ich mir vorstellen, dass diese – wenn es die statischen Voraussetzungen zulassen – in erster Linie auf öffentlichen Gebäuden installiert werden. Hier sollte die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen. Man muss sich aber dessen bewusst sein, dass es Dächer gibt, bei denen die Grenze der Traglast schnell erreicht ist. In Regionen mit erhöhter Schneelast muss man die Situation differenzierter bewerten, weshalb eine pauschale Verpflichtung zur Umsetzung von PV-Anlagen aus meiner Sicht nicht umsetzbar ist." Die PV-Anlagen-Strategie der Freiheitlichen? "Wir sehen es positiv, dass versucht wird, alternative Energiequellen verstärkt zu nutzen. Eine Verbauung von Freiflächen ist grundsätzlich dort denkbar, wo es geeignete Flächen gibt, auf denen mit einem vertretbaren Aufwand eine Bebauung mit PV-Anlagen machbar ist. Auch hier müssen aber die Rahmenbedingungen vorab geprüft und je nach Situation bewertet werden.
Es sollte aber auch die mögliche Überdachung aller Parkplätze in den Landeskrankenhäusern und die Ausstattung von hunderten Kilometern an Lärmschutzwänden mit Photovoltaik geprüft werden", so Angerer.

Team Kärnten

Aus der Sicht von Team Kärnten-Chef Bürgermeister Gerhard Köfer hinkt Kärnten im Bereich des Photovoltaikausbaus im Vergleich zu anderen Bundesländern klar hinterher. Das Team Kärnten fordert in diesem Zusammenhang, dass PV-Anlagen zukünftig nicht nur auf Dächern, sondern auch auf Freiflächen einfacher entwickelt werden können. „Aktuell ist die Anzahl der vom Land geförderten Photovoltaikanlagen zu gering. Der Weg zu dieser Förderung muss einfacher und bürokratische Hürden dafür abgebaut werden. Ebenso gilt es, landeseigene Immobilien als Flächen für PV-Anlagen stärker als bisher zu nutzen. Kärnten hat in energiepolitischen Fragen in vielerlei Hinsicht noch großen Aufholbedarf. Unser Bundesland muss zu jeder Zeit unabhängiger werden, was Stromimporte betrifft.“

Neos

Neos-Sprecher Janos Juvan zum Vorschlag der Grünen: "Ich halte nichts von Absolutismus, der hat noch nie zu etwas Gutem geführt. Der eingebrachte Vorschlag ist, selbst für klima-populistische Maßstäbe, sehr dünn. Gerade von den Grünen hätte ich mir doch ein deutlich ausgereifteres Konzept zur Energiewende erwartet." Zur Photovoltaik-Strategie bzw. für die Neos vielmehr "Energie-Strategie": "PV auf Dächern und in der Fläche, Wasserkraft, Windkraft, Investitionen in die Energieeffizienz, Maßnahmen zum vereinfachten Markzugang für Private: Kärnten hat gerade eine sehr große Chance. Wir können die Energiewende für uns zum Gamechanger machen. 100% nachhaltige Energie mit hoher regionaler Wertschöpfung, statt Billigimporte von russischem Gas und schmutzigem Strom. Wenn sich die SPÖ dazu durchringt, ihren mittlerweile 10 Jahre alten Energiemasterplan doch noch zu überdenken und gemeinsam mit allen Playern an einem neuen Konzept für Kärnten zu arbeiten, können wir das schon sehr bald realisieren und sämtliche Kärntner Haushalte und Unternehmen mit einem perfekt abgestimmten und nachhaltigen Energiemix versorgen. Allerdings müssen einige Parteien dafür ihre eingemauerten Standpunkte verlassen und es braucht dazu ein hohes Maß an Commitment, sowie Investitionen in die Ausbildung der Fachkräfte und in die Infrastruktur im ganzen Bundesland."

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