Kulturlandschaftserhaltungsverein
Kräuterreiches "Bergwiesn"- Heu

Die zahlreichen Blumen und Gräser locken Wildbienen und Schmetterlinge an.  | Foto: Wolfinger
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  • Die zahlreichen Blumen und Gräser locken Wildbienen und Schmetterlinge an.
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Der Verein "Bergwiesn" in Molln bewirtschaftet in diesem Jahr 93 Einzelflächen mit einer Wiesenfläche von über sechzig Hektar - das ist ein Fünftel aller im Bezirk Kirchdorf ökologisch geführten Wiesen. Dabei zeigen die jungen Vereinsmitglieder einen "Hang zum Steilhang".

Die zehnköpfige Tagestruppe - die Liebe zur Natur verbindet sie. | Foto: Wolfinger
  • Die zehnköpfige Tagestruppe - die Liebe zur Natur verbindet sie.
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MOLLN. Praktikanten aus ganz Österreich, Studierende und Freiwillige aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen mähen, rechen und heuen gemeinsam. Sie sammeln Kräuter wie Dost, Quendel, Johanniskraut, Labkraut, Heilziest und Schafgarbe. Ausgerüstet mit Steigeisen und großem persönlichen Einsatz helfen sie mit, die hoch gelegenen Wiesen auch im nächsten Jahr wieder zum Blühen zu bringen. In erster Linie geht es ihnen um die Erhaltung der offenen Kulturlandschaft und den Schutz der Artenvielfalt im Ökosystem Bergwiese. Quasi als "Nebenprodukt" produzieren sie dabei kräuterreiches Heu. Für ihre Arbeit erhalten sie eine Aufwandsentschädigung, finanziert aus Fördermitteln des Landes OÖ. Der Obmann Christian Hatzenbichler hat mich auf die "Mutter aller Leidn", die 1150 Meter hoch gelegene Möserleitn am Schoberstein, mitgenommen und meine Fragen beantwortet.

Obmann Christian Hatzenbichler  | Foto: Verein Bergwiesn
  • Obmann Christian Hatzenbichler
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Warum ist es wichtig, die Bergwiesen zu erhalten - was würde passieren, wenn man der Natur ihren Lauf ließe?
Offene Kulturlandschaft ist von Menschen geschaffen worden und muss auch von Menschen erhalten werden - das ist anstrengend und kostet auch Geld! 
Bei unseren Bergwiesen handelt es sich um die artenreichsten Pflanzenflächen, die es in Österreich gibt. Ein Großteil der ursprünglichen Bergwiesen, neunzig Prozent, sind im Laufe der Zeit verschwunden. Die Flächen wurden aufgeforstet, weil sich die Bewirtschaftung nicht mehr rentiert hat. Würden wir der Natur ihren Lauf lassen, wären die Bergwiesen schnell ganz verschwunden. Verschwinden die Pflanzen, verschwinden die Insekten und auch jene Tiere, die sich von Insekten ernähren. Alles geht Hand in Hand: dieser Wald mit seinem entsprechenden Totholzanteil, der an die Möserleitn angrenzt, ist Lebensraum vieler Vögel. Sie brauchen Nahrung in Form von Insekten, die wiederum auf eine Pflanzenvielfalt angewiesen sind. Somit ist eine Bergwiese nicht nur Nahrungsquelle zahlreicher Tiere, sondern auch ein wichtiges Bindeglied in einem komplexen Gefüge.  
Das Besondere unserer Bergwiesen: es gibt hier oben sowohl Wald-, Fels- als auch Wiesenflächen, die eine Symbiose eingehen. Wo sonst gibt es diese Bedingungen heute noch? Es geht hier also um mehr als um eine Heuernte! 

Worin besteht der Unterschied zur herkömmlichen Bewirtschaftung von Grünflächen?
Wir mähen nur einmal im Sommer und das vergleichsweise spät - also erst im Juli. Diese späte Mahd ermöglicht ein natürliches Aussamen der zahlreichen Blütenpflanzen. Es wird außerdem nicht gedüngt.

Wird ausschließlich per Hand gemäht?
Wo es möglich ist, kommen auch Maschinen zum Einsatz. Hier auf der Möserleitn ist das aber aufgrund der Steigung nicht möglich.

Valentin F. braucht Standfestigkeit beim Mähen auf der steilen Möserleitn | Foto: Wolfinger
  • Valentin F. braucht Standfestigkeit beim Mähen auf der steilen Möserleitn
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Gibt es auch Weideflächen?
Ja, etwa zehn Hektar werden von Eseln, Bergschafen und Ziegen beweidet.

Eine regelmäßige Streicheleinheit von Vereinsmitgliedern gehört auch dazu  | Foto: Verein Bergwiesn
  • Eine regelmäßige Streicheleinheit von Vereinsmitgliedern gehört auch dazu
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Biodiversität ist in aller Munde - was versteht man darunter? Und was hat sie mit eurer Arbeit zu tun?
Biodiversität kann man einfach übersetzen in "Biologische Vielfalt". Alle Tier- und Pflanzenarten haben Ansprüche an ihren Lebensraum, gestalten diesen selbst und beeinflussen sich gegenseitig positiv. So entsteht in unserem Fall das  Ökosystem Bergwiese mit ihrer großen Artenvielfalt. Sie ist nicht vergleichbar mit Bergwiesen aus anderen Regionen, zum Beispiel in Tirol, wo der Untergrund ein vollkommen anderer ist. Es handelt sich hier um einen einzigartigen Lebensraum mit einer einzigartigen biologischen Vielfalt. Der Verein Bergwiesn hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Vielfalt zu bewahren und zu fördern. Wir schaffen die Möglichkeit, mit den eigenen Händen mitzuhelfen und Teil einer Gemeinschaft zu sein.
   
Was passiert mit dem Heu und mit den gesammelten Kräutern?
Mit 102 verschiedenen Pflanzen- und Kräuterarten auf vierzig Quadratmetern (Seebachbrücke) kann man sich vorstellen, dass das Heu sehr intensiv ist. Es kann herkömmlichem Heu beigemengt werden und dient als "Würzmittel". Im Bodinggraben wird es für die Wildtierfütterung verwendet. Außerdem produzieren wir ein Heubad-Produkt, für dessen Vertrieb wir noch nach geeigneten Partnern suchen.

Ein Heutee-Beutel für die Badewanne | Foto: Wolfinger

Weitere Informationen finden Sie unter www.bergwiesn.at

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