Portrait - Interview
Herbert, der "Holzwurm"

Herbert Daxer: Holz ist sein Element. | Foto: Schilling
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  • Herbert Daxer: Holz ist sein Element.
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BEZIRKSBLÄTTER-Interview mit Herbert Daxer, kreativer Holzkünstler in St. Johann.

ST. JOHANN (navi). Im St. Johanner Ortsteil Rettenbach wurde früher Lehm abgebaut und bei der sogenannten „Ziaglbrenner-Brugg“ zu Ziegeln für den Hausbau gebrannt.
In unmittelbarer Nähe dieser „Brugg“, stand ein Knappenhaus, das „Loamhais´l“, das bezeichnenderweise das Rohmaterial und den Werkstoff für dieses Baumaterial lieferte.
Hier entstand in den vergangenen 25 Jahren eine Art Freiluft-Naturwerkstatt des „Holzwurms“ Herbert Daxer – den Hobby-Schnitzer mit der Motorsäge.

BEZIRKSBLÄTTER: Warum dreht sich in Ihrem Leben vieles ums Holz?
DAXER:
"Ich bin 1962, als Zweitältester einer 14-köpfigen Familie, geboren. Unser soziales 'Netzwerk' befand sich 'drauße': beim Baumhütten bauen, Fischen, Rodeln, Ski fahren. Die Natur ist seit meiner Kindheit mein Lieblingsplatz, besonders der Wald. Jeder Baum hat seine Berechtigung und dient als Schutz, Unterschlupf und Logenplatz für seine Bewohner. Er ist ein riesiger Konzertsaal, man muss nur gut hinhören."

Wie war Ihr Werdegang?
"Eigentlich wollte ich Bäcker werden. Auf meinem Schulweg gab es eine Bäckerei, und beim Vorbeigehen habe ich immer den herrlichen Duft von frischem Brot gerochen. Erst zum Ende der Polytechnischen Schule habe ich mich entschieden, Zimmerer zu werden und habe eine tolle Lehrstelle in Kirchdorf gefunden. Von meinem Gesellen Georg Nothegger habe ich viel gelernt und mich in's Holz verliebt. Seitdem hat mich dieses Thema nie losgelassen."

Sie haben hier inzwischen quasi einen Open-Air-Shop mit Kunstwerken – aus Holz aller Art und Größe. Wie ist dies entstanden?
"Als gelernter Zimmerer habe ich unser Haus selbst gebaut. Da mich viele kennen, hat man mich oft gebeten, etwas kleines zu machen: ein Schneidbrett, einen Bilderrahmen oder einen Blumentrog. Mit den Blumentrögen fing es eigentlich an: Die habe ich mit der Motorsäge gemacht – es ging schnell und machte mir unheimlich Spaß. Meine Frau schenkte mir 'mal zu Weihnachten einen Motorsägen-Schnitzkurs – da war es dann um mich geschehen! Nach und nach reihten sich zwischen den Blumentrögen Skulpturen aus Baumstämmen. Wichtig für mich ist, dass jedes Objekt aus einem Stück und alles – bis auf die Augen – mit der Motorsäge geschnitzt wird. Natürlich geht  auch ab und zu etwas daneben, dann wird es Brennholz und im Winter schön warm. Im Vorjahr bauten ein paar Freunde und ich im Rahmen eines Kurses eine original kanadische Blockhütte auf unserem Grundstück. Das Besondere daran ist, dass keine Schrauben und kein Leim verwendet wurde – außer bei den Windläden, die traditionell genagelt werden. In diesem Blockhaus stehen meine kleineren Holzexponate, ebenso wie Gemälde einer einheimischen Malerin, und draussen  die größeren."

Wie vermarkten Sie die Holzwerke?
"Meine Freiluft-Werkstatt liegt an einem stark frequentierten Wander- und Radweg zwischen St. Johann und Going und ist schwer zu übersehen. Es ist Usus, dass die Leute hier immer wieder stehenbleiben und mir beim 'Sagl'n' zuschauen. Manschmal ergeben sich interessante Gespräche und ich erzähle etwas über das Holz. Somit läuft die Vermarktung von alleine."

Was ist so besonders am Holz, und warum soll man es besser im Winter schlagen?
"Ein Baum ist ein Lebewesen. Während der Wachstumsperiode, etwa von Februar bis Oktober, je nach Witterung, ist der Baum bestrebt, zu wachsen. Dabei sorgt er neben seiner Fortpflanzung mit den Samen auch für die gute Luft. Schlägt man den Baum in dieser Zeit, wird er keine Ruhe geben! Das Holz wird sich verdrehen, es wird 'schwinden', reißen, und ist anfällig für Schädlinge. Um dem entgegenzuwirken, werden dann vorwiegend synthetische Schutzmittel aufgetragen und das macht das Holz dann praktisch 'ungesund' als Baustoff. Wenn der Baum in der Winterruhe ist und der Saft nicht mehr zieht, dann sollte er geschlagen werden."

Was darf man mit Holz nie machen?
"Man darf nie sagen: 'Das ist ein schlechtes Holz'. Es gibt kein minderwertiges Holz! Es wird von Menschen minderwertig gemacht, wenn man es nicht g'scheit lagert, wenn man es für falsche Sachen verwendet oder man es nicht für den richtigen Ort, für den man möchte, nutzt. Auch die Holzbehandlung mit Farbe, mit giftigen chemischen Stoffen, soll ein Tabu werden. Es gibt hervorragende natürliche Holzschutzmittel, aber man macht oft diesen Fehler, nur weil es schön sein muss."

Was gibt Ihnen das Holz, wenn Sie es in die Hand nehmen?
"Es tut mir einfach gut. Es gibt mir gleichzeitig Energie und beruhigt mich. Ich spüre die Kraft der Natur, ihre Weisheit und Vollkommenheit. Es gibt für jeden in der Natur etwas, was ihm persönlich gut tut: Feuer, Wasser, Luft, Pflanzen oder Tiere. Man muss es nur finden."

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