Fokus Frau - Unternehmerin
Gold ist Ihre Leidenschaft

Vielseitige Unternehmerin in St. Johann: Ingrid Reischl-Wimmer in ihrem Geschäft. | Foto: Schilling
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  • Vielseitige Unternehmerin in St. Johann: Ingrid Reischl-Wimmer in ihrem Geschäft.
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Interview mit Ingrid Reischl-Wimmer über ihren Beruf, ihr Unternehmen, das Singen und den Corona-Lockdown.

BEZIRKSBLÄTTER: Sie sind eine moderne, vielseitig talentierte Geschäftsfrau, Goldschmiedin - Schmuckdesignerin, Mutter und Sängerin. Sie führen erfolgreich das von den Eltern ausgebaute Juweliergeschäft in St. Johann. Nächstes Jahr feiern Sie dessen 50-jähriges Jubiläum. Warum haben Sie für solch einen, für Frauen doch eher außergewöhnlichen Beruf entschieden?
WIMMER:
"Während meiner Kindheit, die ich zum größten Teil im Freien mit meinen Freunden verbracht hatte, musste ich im Geschäft eigentlich nie helfen. Mit etwa zwölf Jahren hat es zwischen mir und meinem Beruf endgültig gefunkt. So bin ich mit 14 Jahren, nach der Unterstufe des Gymnasiums, in Steyr an die Österreichische Fachschule für Kunsthandwerk gegangen, wo ich mit der Note 1,0 meinen Abschluss gemacht habe. Obwohl meine Eltern mir davor angeboten hatten, mich auf dem Berufsmarkt zuerst umzuschauen und nachzudenken, was ich beruflich wirklich werden möchte. Meine Meisterprüfung habe ich mit 21 Jahren gemacht und war damals die Jüngste dieses Faches in Österreich und wurde damit ausgezeichnet. Goldschmiedin ist inzwischen kein ungewöhnlicher Beruf mehr für Frauen. Bei uns in der Ausbildung gab es fast zwei Drittel Mädels."

Was fasziniert Sie an der Tätigkeit einer Goldschmiedin besonders?
"Ich arbeite wahnsinnig gerne mit den Händen, male gerne, bin eigentlich in allem was ich tue kreativ. Es ist eine hohe Kunst, bei jedem neuen Kunden zu erspüren, was er tatsächlich haben möchte: seinen Stil, seine Individualität. Ich liebe die wunderbaren Eigenschaften der Edelmetalle und der Edelsteine. In der Goldschmiede-Kunst kann ich extrem gut alle meine Leidenschaften vereinen."

Worauf Sind Sie richtig stolz?
"Wir haben letztes Jahr bei 'Schmuckstars' teilgenommen und dabei das Public Voting für den klassischen Juwelier des Jahres gewonnen. Die Zufriedenheit unserer Kunden ist uns enorm wichtig."

Ihre Leidenschaft für das Singen ist über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt. Hatten Sie nie Lust, eine Musikkarriere einzuschlagen?
"Ich habe erst mit Mitte 20 zu singen begonnen. Musik war allerdings schon immer Teil meines Lebens. Ob als Kind mit der Harfe auf in der Weitauer Musizierwoche, gemeinsam mit meiner Schwester Elizabeth am Akkordion oder mit den Nachbargästen – Musik verbindet und macht glücklich. Meine Eltern meinten damals, ob ich in der musikalischen Richtung weiter lernen möchte. Ich bin froh, dass ich es nicht gemacht habe, da Musik so ein schönes Hobby ist, so frei und ohne Druck. Berufsmusiker zu sein ist, glaube ich, eine Herausforderung und ich habe da großen Respekt davor. Meine jetzige 'Beruf & Hobby'-Konstellation ist perfekt. Ich kann mich bei beiden Tätigkeiten kreativ entfalten."

Vor zehn Jahren haben Sie das Geschäft von den Eltern übernommen. Wie war der Umstieg von einer Angestellten in die Führungsposition?

"Meine Eltern und ich sind ein Mega-Team! Bei uns ist alles auf Unterstützung aufgebaut. Sie haben mich immer genau so viel unterstützt, wie ich es gebraucht habe, und gleichzeitig haben sie mir genau so viel Freiheit gegeben, wie es gut für mich war, mich dabei niemals eingeengt oder unter Druck gesetzt. Es hat nie eine Überforderung gegeben. Die Eltern sind immer da, wenn es notwendig wird, obwohl sie schon in Pension sind. Der Abschied von der Werkstatt ist mir schwer gefallen. Ich dachte, ich schaffe den Spagat zwischen Geschäftsführung, Kundenberatung und Werkstatt. Ich bin heute immer noch wehmütig, wenn die Kundschaft mich fragt, ob ich den Auftrag selbst ausführen kann. Das ist dann für mich immer wieder eine gute Möglichkeit, selbst Hand anzulegen. Ein Unternehmen zu führen ist eine Herausforderung, aber mit unserem toll zusammen geschweißten Team macht es riesigen Spaß zu arbeiten. Meine Kollegen sind super – da habe ich es auch als 'Chefin' einfacher!"

Wie haben Sie die „Corona Zeit“ miterlebt und überstanden?
"Am Anfang war das ein Riesenschock für uns. Es sind fast alle daheim geblieben. Ich bin jeden Tag ins Geschäft gekommen, um das Ganze am Laufen zu halten und vor allem, um die Kundenanrufe entgegenzunehmen. Das Telefon ist heiß gelaufen. Die Bräute sind aus allen Wolken gefallen: 'Was machen wir mit unseren Gravuren in den Eheringen? Die Daten stimmen dann gar nicht mehr!' Die ersten Wochen nach der Wiedereröffnung waren unheimlich ruhig, der Ort war wie ausgestorben. Dann ist es langsam wieder aufwärts gegangen, und jetzt sind wir auf unserem normalen Level. Die Leute sind froh, dass wir geöffnet haben; sie haben wieder Lust zu heiraten, Geschenke zu machen. Es normalisiert sich! Aber es war für mich als Selbständige und Mutter eines achtjährigen Sohnes mit dem 'Home Schooling' kein 'slow down', sondern eher umgekehrt: pure Action!"

Wie ist Ihre neue Schmuckkollektion bei den Kunden angekommen?
"Optimal. Die meisten Schmuckstücke haben schon einen Träger gefunden. Wir werden uns in der Goldschmiede gleich wieder ans Werk machen."

Was ist für die Zukunft geplant? Gehen Sie mit dem Geschäft online?
"Ich bin extrem heimatverbunden. Ich liebe St. Johann über alles: unsere Infrastruktur, die Leute, unsere Natur, unsere Mentalität und den Wilden Kaiser. Ich möchte für unsere Kunden persönlich da sein und lege großen Wert auf Qualität und Kundennähe. Online zu gehen ist für uns momentan kein großes Thema. Wer weiß, was die Zukunft bringt. Wir haben natürlich eine Homepage mit allem 'drum und dran'. Wir freuen uns über jeden, der sich dort informiert und dann zu uns ins Geschäft kommt. Die Materialien zu sehen, zu spüren, alles zu probieren, macht Schmuck zu einem großen Teil aus und das gepaart mit fachkundiger Beratung und Service – das ist zur Zeit unser Weg."
Danke für das Gespräch!

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