„Ein gutes System abgeschafft!“

Der Bezirksgeschäftsführer des Roten Kreuzes, Harald Haid, ist wenig erfreut über die neue gesetzliche Regelung.
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  • hochgeladen von Klaus Kogler

Mehrkosten verursacht die neue Gesetzeslage für das Notarztsysem.

BEZIRK. Seit 1. Jänner müssen die Notärzte eine Fix-Anstellung haben; freies Dienstnehmertum und Werkverträge sind nicht mehr erlaubt. Das bringt sowohl das Rote Kreuz, das das bodengebundene Notarztsystem betreibt, als auch die Retter aus der Luft in Schwierigkeiten. Über die Zukunft des Systems herrscht Ungewissheit.

Bei „Nacht und Nebel“ ist das bodengebundene Notarzt-System im Einsatz, am Tag die Flugrettung (im Bezirk SHS/Heli sowie ÖAMTC/C4).

Das Bodensystem im Bezirk wird von Land, Gemeinden und Rotem Kreuz finanziert – bisher bei Anstellung der Ärzte (v. a. von der Christophorus-Flotte) auf freiberuflicher oder Werksvertrags-Regelung (RK als Dienstgeber). „Das hat top funktioniert, alle Beteiligten waren zufrieden, die Finanzierung war ausgeglichen; jetzt gelingt es dem Land, ein gutes, kostengünstiges System madig, teurer und schlechter zu machen“, kritisiert RK-Bezirks-GF Herbert Haid.

TGKK-Prüfung als Auslöser
Nach einer Prüfung des RK-Landesverbandes durch die TGKK vor zwei Jahren wurde die Werkvertragslösung angezweifelt, es kam eine Übergangslösung – und seit Jahresbeginn müssen die Notärzte angestellt werden; das Rote Kreuz muss daher auch Sozialversicherung und Lohnsteuer abführen (bisher hatten sich die Ärzte selbst versichert und ihre Steuererklärung gemacht, Anm.). „Wir mussten Nachzahlungen von 70.000 € leisten und jetzt fallen monatlich rund 7.000 € an Mehrkosten an, die derzeit von den Gemeinden finanziert werden. Dieses Geld zahlt dann das Land zurück. Was allerdings ab 1. Juli gilt, ist unklar“, so Haid.

Auch die meisten Notärzte sehen das negativ; sie haben zumeist eine andere Anstellung, kommen mit dem Arbeitszeitgesetz in Konflikt; insgesamt wird der Notarzt-Job weniger lukrativ.

„Wir bemühen uns im Bezirk mit dem Rettungs-Gemeindeverband bis 30. Juni die Notarztversorgung aufrecht zu erhalten und die Mehrkosten zu tragen; es gibt aber keine Garantie, dass wir aus unserem Ärzte-Pool alle Dienste besetzen können; falls nicht, wird das NEF mit einem qualifizierten Notfallsanitäter besetzt; was ab Juli passiert, wissen wir nicht; da soll laut Option ja das Land das Notarzt-System selbst übernehmen“, erklärt Haid. Ob es eine Neuregelung geben wird, Ärzte beim Spital angestellt werden oder ob es ein 24-Stunden-NEF geben soll, ist offen.

Bürokratie, Arbeitszeitgesetz
„Wir haben auch einen bürokratischen Mehraufwand bei den obligatorischen An- und Abmeldungen der Ärzte laut Diensteinteilung; bei den Werkverträgen war das weniger aufwändig“, so Haid. Das arbeitszeitgesetzliche Problem mit 24-Stunden-Diensten habe man im Bezirk nicht, da die NEF-Notärzte nur 12-Stunden-Dienste versehen, betont der Rot Kreuz-Mann.

Auch für die Hubschrauber-Notärzte gilt die neue Gesetzesregelung. „Beim Christophorus gibt es die Besonderheit, dass die Zentrale in Wien ist, also deren Gebietskrankenkasse zuständig ist. Bisher war aber auch hier die Abwicklung über Werkverträge die sinnvollste“, so Haid.

Bei Schider (SHS) kommt eine Fixanstellung nicht in Frage, da die meisten Ärzte von Kliniken in Deutschland kommen. Das System habe bisher sehr gut funktioniert, und das seit 20 Jahren, wie Rudi Schider sen. betont. Der Politik bescheinigt er, dass man anscheinend nicht mehr weiter wisse. Er sieht mit der neuen Gesetzesregelung die Flugrettung als solche in buchstäblicher „Absturz“-Gefahr.

Fakten Bezirk: NEF (Notarztfahrzeug) derzeit beim KH Kitzbühel stationiert, ab 1. 7. beim BKH St. Johann (lt. Planung);

2010: 418 NEF-Einsätze, davon 369 reine NEF-Einsätze, in 49 Fällen Praktiker vor Ort hinzugezogen.

Vier hauptberufliche Notfallsanitäter mit höchster Qualitätsstufe im Wechsel-Dienst; elf Notärzte im aktuellen RK-Pool.

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