Netzwerk Metall, Metall Talk bei Valenta
Dem Handwerk mehr Gehör verschaffen

Die Diskussionsrunde mit Bgm. Walter Astner (li.) und WK-Bezirksobmann Peter Seiwald (2. v. li.), g. re. LH ANton Mattle. | Foto: M. Jöbstl
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  • Die Diskussionsrunde mit Bgm. Walter Astner (li.) und WK-Bezirksobmann Peter Seiwald (2. v. li.), g. re. LH ANton Mattle.
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Das Fieberbrunner Unternehmen Valenta bot kürzlich den Rahmen für den „Metall Talk“, der einmal im Jahr vom „Netzwerk Metall“ veranstaltet und inzwischen dank Live-Streaming von über 500.000 Zuseher verfolgt wird.

FIEBERBRUNN. Im Zentrum stand diesmal das Thema "Handwerk und sein Stellenwert in der Gesellschaft". Neben LH Anton Mattle konnte Gastgeber Stefan Valenta Experten aus Politik, Wirtschaft und Forschung in seinem Betrieb begrüßen.

Unsere Gesellschaft legt immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Individualität des Handwerks. Aber immer weniger Menschen wollen in diesem Wirtschaftsbereich arbeiten und es kommt nicht selten vor, dass Dinge des täglichen Lebens nicht mehr produziert oder repariert werden können. Wie kann man diesem Trend entgegenwirken? Nur eine von vielen Fragen, die beim 5. „Metall Talk“ in der Valenta-Betriebsstätte diskutiert wurden.

„Wie wichtig das Handwerk ist, merkt man erst, wenn man einen Installateur, Elektriker oder Mechaniker braucht“, meint etwa Heidrun Bichler-Ripfel, Leiterin des Instituts für Angewandte Gewerbeforschung. In ihrer Studie kommt sie zum Schluss, dass Handwerk in unserer Gesellschaft als selbstverständlich hingenommen wird. „240.000 Unternehmen in Österreich gehören dieser Sparte an und beschäftigen ein Drittel aller Arbeitnehmer. Würden diese nur für ein oder zwei Tage ihre Arbeit niederlegen, stünde Österreich komplett still“,

bringt sie es auf den Punkt.

Thomas Oberholzner, Leiter des Instituts für KMU Forschung Austria, ergänzt:

„Das Handwerk sorgt für Stabilität in der Wirtschaft und macht sie widerstandsfähig. Außerdem übernimmt es eine enorme Bildungsleistung, denn mehr als 50 % der Lehrlinge werden im Handwerk ausgebildet.“

Große Probleme

Dennoch hat das Handwerk mit großen Problemen zu kämpfen.

„Viele handwerklich begabte Jugendliche werden oftmals förmlich in die Schule gezwungen, obwohl sie vielleicht im Handwerk besser aufgehoben wären“,

kritisiert beispielsweise Harald Schinnerl, Bundesinnungsmeister Metalltechniker.

Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) – er vertritt die Interessen von über einer Million deutscher Handwerksbetriebe – ortet ebenso eine Diskrepanz zwischen „nice to have“ und „nice to be“ und empfiehlt:

„Wir müssen das Handwerk zu einem gesellschaftlichen Zukunftstrend machen und die Blockaden in den Köpfen lösen. Viele glauben, die Lehre ist ein Bildungsabstieg, aber sie ist ein gleichwertiger Bildungsweg.“

Schwannecke zitiert den früheren Präsident des ZDH, der im Jahr 2009 meinte:

"In der Wirtschaft ist das Handwerk ein Riese, in der Wahrnehmung ein Zwerg, der öffentlich nur wenig wahrgenommen wird."

Dies war die Legitimation für die 2010 gestartete (erfolgreiche) Imagekampagne des Deutschen Handwerks
Schwannecke ergänzt dazu:

"Das muss sich ändern. Schon in der Schule bzw. bei den kleinen Kindern musss man beginnen, das Handwerk zu fördern und bekannt zu machen."

Dabei haben sich sowohl Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen in den letzten Jahrzehnten stark zum Positiven verändert, wie Stefan Valenta beschreibt.

„Schwere Arbeiten werden inzwischen hauptsächlich von Maschinen erledigt, auch die Digitalisierung hat Einzug gehalten.“

Das Problem liege vielmehr in der Politik:

„Wir brauchen mehr Unterstützung und eine Entlastung des Faktors Arbeit. Wer arbeiten möchte, soll auch etwas davon haben. Kurzum: es geht darum, dass am Ende mehr Netto vom Brutto übrigbleibt“,

so der Unternehmer.

Ein Stichwort, dem auch LH Mattle viel abgewinnen kann. Er, der es selbst vom Lehrling zum Unternehmer und letztlich zum Landeshauptmann gebracht hat, kennt die enorme Bedeutung des Handwerks als Arbeitgeber vor allem in kleinen Orten und will sich dafür einsetzen, dass die Lohnnebenkosten weiter gesenkt werden.

„Menschen, die leistungsbereit sind und Überstunden machen wollen, sollen entlastet werden. Wir haben uns bereits auf 18 erlaubte Überstunden geeinigt und erreicht, dass 200 Euro steuerfrei bleiben“,

so der Politiker. Seiner Meinung nach sollen Menschen, wenn sie möchten, auch in der Pension weiterarbeiten können.
Fotos: Mike Jöbstl (2), Kogler
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