"Bei Finanzkraft immer im Vorderfeld"

Bgm. Hans Schweigkofler beim alten Dorfbrunnen.
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OBERNDORF (niko). Über aktuelle Projekte, Haushaltszahlen und künftige Vorhaben sprachen die BEZIRKSBLÄTTER mit dem Oberndorfer Langzeit-Ortschef (seit 1992) Hans Schweigkofler.

BEZIRKSBLÄTTER: Wie fiel der Jahresabschluss 2017 für die Gemeinde aus?

SCHWEIGKOFLER: "Sehr gut. Bei Einnahmen von 6,5 Millionen Euro und Ausgaben von 5,24 Mio. € gab es einen Überschuss von 1,26 Mio. € im ordentlichen Haushalt. Der außerordentliche Haushalt wies einen Abgang von 786.000 € auf. Der Schuldenstand betrug 665.240 €, die Rücklagen 360.600 €. Der Verschuldungsgrad war mit 9,94 % sehr gering. Die Ertragsanteile erbrachten 1,923 Mio. €, die Kommunalsteuer 1,356 Mio. €. Als ich als Bürgermeister 1992 angetreten bin, lag die Kommunalsteuer bei nur 100.000 €.
Bei der Finanzkraft sind wir immer im Vorderfeld im Bezirk. Das ist gut, wirkt sich aber negativ auf Bedarfszuweisungen aus."

Wird es weitere Betriebsansiedlungen – und damit mehr Kommunalsteuer – geben?
"Wir hatten viele Betriebsansiedlungen, jetzt haben wir jedoch keine Gewerbegründe mehr, obwohl es immer wieder Anfragen dafür gäbe. Wir sind hier auch raumordnerisch leider sehr eingeengt. Mit Ansiedlungen sieht es für die nähere Zukunft daher schlecht aus."

Im Ortskern stehen Gestaltungsmaßnahmen an?
"Ja, wir gestalten den Dorfplatz neu, wofür wir ein Stück Grund angekauft haben. Es kommt statt des bisherigen alten ein neu-gestalteter Dorfbrunnen, es wird Pflasterungen und Platzgestaltungen geben. Der Platz wird damit attraktiver."

Zentrumsnah ist auch das Projekt "Aparthotel".
"Das stimmt, ein Vier-Stern-Aparthotel mit 200 Betten ist im Bereich hinter dem Friedhof geplant. Im Gemeinderat steht der Bebauungsplan zum Beschluss an. Die Anima Beteiligungs GmbH will dann bald bauen und im Winter 2019 aufsperren. Das sollte Bewegung im Ort bringen, wir haben ja fast keine Gästebetten mehr im Dorfkern. Mein Ziel wäre noch ein weiteres Hotel im Ortszentrum, dann hätten wir wieder einen passenden Branchenmix."

Und es gibt weitere Bewegung in "Oberndorf Mitte"?
"Bauarbeiter beherrschen derzeit unser Ortszentrum. Gebaut werden drei Projekte – beim ehemaligen Hotel Lindner und auf zwei Grundstücken daneben und dahinter. Hier entstehen Objekte, in denen im Parterre jeweils Gewerbeflächen unterkommen, in den Obergeschoßen rund 40 Wohnungen (13 - 14 Einheiten pro Haus). Bei einem Haus kommen im 1. OG fünf wohnbaugeförderte Wohnungen, alle anderen sind frei verkäuflich. Ich hoffe nicht, dass dies illegale Freizeitwohnsitze werden."

Im Wohnbaubereich hat sich zuletzt viel bewegt?
"Ja, es wurden mehrere Projekte realisiert. Derzeit entstehen am Dorfbach 29 Wohneinheiten in 20 Einfamilienäusern und neun Reihenhäusern der WE Tirol. Die Reihenhäuser werden im November fertig, auch die 'Häuslbauer' starten bereits, denn 16 der 20 Häuser sind bauverhandelt, alle Bauflächen sind vergeben. Für das Projekt gab es einen Wettbewerb über die Dorferneuerung, alle Einheiten müssen 'seniorenfit' gebaut werden, es gab Vorgaben bei der Planung und Gestaltung. Es gibt weiter Bedarf an Mietwohnungen; hier laufen Gespräche mit Grundbesitzern. Möglich wäre auch eine dritte Baustufe der Neuen Heimat auf Pfarrgründen, die wir aber aktuell nicht realisieren. Insgesamt bereiten mit die Umbauten im Dorf Sorgen; die Wohnungen, die hier entstehen, sind größtenteils am freien Markt und für Einheimische wohl nicht leistbar."

Diskutiert wird weiterhin der fehlende Radweg Richtung Kitzbühel.
"Wohl schon ein Dauerbrenner. Das ist aber nicht so einfach, wie Herr Deutinger (Sprecher Grüne) meint, die Rahmenbedingungen haben sich wegen des Hochwasserschutzes geändert. Persönlicher Traum wäre, die Großache ökologisch und hochwassertechnisch zu gestalten und dabei einen Rad-/Gehweg zu bauen (von St. Johann bis Kitzbühel, Anm.). Das geht aber nur gemeinsam mit den 'großen' Nachbarn. Diese Vision scheint aktuell aber nicht realistisch. Klar ist, dass ein Radweg entlang der Ache und nicht an der Bundesstraße führen müsste. Kitzbühel hat da alte Planungen für den Weg durch die Siedlung Frieden samt anschließender Achen-Brücke hervorgeholt. Dafür müsste die Behörde klare Rahmenbedingungen festlegen: Abstand vom Ufer, Vermessung der Ache und die Finanzierung. Oberndorf kann und will das 2-Kilometer-Radwegstück nicht allein stemmen. Ein gewünschter Betreuungsweg an der Ache wurde vom Land leider nicht realisiert. Auch bei anderen Radweglücken hätte das Land längst mit einer Generalplanung eingreifen müssen (u. a. Going-St. Johann, Schwendt-Gasteig)."

Oberndorf nimmt auch am Audit "Familienfreundliche Gemeinde" teil?
"Ein tolles Projekt! Der Audit wurde gestartet. Auf eine Fragebogen-Aktion gab es sehr positive Rückmeldungen mit Lob, v. a. für die Kinderbetreuung im Dorf, auf die wir stolz sind. Es gibt aber auch Wünsche. Ab Herbst gibt es Workshops, da werden sich dann die konkreten Projekte herauskristallisieren. Diese sind dann innerhalb von drei Jahren umzusetzen, damit man zertifiziert wird."

Das Gespräch führte Nikolaus Kogler.

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