Grenzen für das Wachstum
Gewerbe und Handwerk im Bezirk und in Tirol stoßen an ihre Grenzen; gute Konjunktur, Fachkräftemangel.
BEZIRK KITZBÜHEL/TIROL (niko). Gewerbe und Handwerk sind die größte und stabilste Sparte der Wirtschaftskammer (WK) Tirol. Geprägt ist diese von der Kleinstrukturiertheit und vielen Familienbetrieben. "Es läuft gut, die Auftragsbücher sind voll. Wermutstropfen sind jedoch die Preisentwicklung und der Fachkräfte- und Lehrlingsmangel", so Spartenobmann Franz Jirka.
"Die 2.200 Mitglieder der Sparte Gewerbe und Handwerk im Bezirk melden gute bis sehr gute Geschäfte. Mit 2,2 % Arbeitslosigkeit im Bezirk herrscht Vollbeschäftigung; es läuft besser als im Rest von Österreich", so WK-Bezirksobmann Klaus Lackner. Auftragseingänge und Umsätze sind wertmäßig um 2,1 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen, auch der weitere Ausblick auf 2019 ist positiv. Auch der Geschäftsklimawert hat neue Höchststände erreicht.
Doch man stößt an Grenzen. "Wir haben einen eklatanten Mangel an Fachkräften im Bezirk. Wir gehen davon aus, dass die Hälfte der Betriebe Umsatzeinbußen haben, weil sie kein qualifiziertes Personal finden", so Lackn er. Zum Teil müssten Aufträge abgelehnt werden, die Abarbeitung voller Auftragsbücher ist nicht überall möglich.
Wettbewerbsdruck
Ein weiteres Problem ist der hohe Wettbewerbsdruck innerhalb der Sparte. "Wir sind bei den Preisen zu tief; es wäre mehr Kostenwahrheit und Preisdurchsetzung gefragt. Die Preisentwicklung liegt unterhalb der Inflationsentwicklung", so Jirka.
"Wir versuchen mit vielen Initiativen, den Stellenwert der Lehre zu heben, was uns nur zum Teil gelingt. Wir benötigen mehr Lehrlinge, um dem Fachkräftemangel begegnen zu können", so Lackner. Zuletzt gab es lt. Sparten-GF Ludwig Kösslner positive Signale; nach Rückgängen bei den Lehrlingszahlen haben sich diese zuletzt wieder stabilisiert bzw. steigen leicht an.
Lackner kritisiert auch das Vorhaben der Bundesregierung, jungen Asylwerbern künftig den Zugang zur Lehre zu verschließen bzw. diese abzuschieben. "Das sind meist sehr gute und willige junge Menschen, die die Unternehmen schätzen und brauchen. Wir brauchen eine geordnete Fachkräfte-Zuwanderung." Lackner plädiert in diesem Zusammenhang auch für eine neue Regelung bzw. einen leichteren Zugang zur Rot-Weiß-Rot-Karte.
Für das Jahr 2018 schätzt Jirka mit einem Plus von 3 bis 3,5 % bei der Bruttowertschöpfung. "Der Zenit dürfte aber überschritten sein. Es ist daher umso wichtiger, dass sich bei der Fachkräfteproblematik endlich etwas tut und auch steuerliche Entlastungen kommen."
Einige Zahlen
Sparte Gewerbe/Handwerk: 63.000 Beschäftigte, davon 5.600 im Bezirk; 20.000 Betriebe, davon 2.300 im Bezirk; 5.300 Lehrlinge, davon 590 im Bezirk; Umsatz 7,8 Milliarden Euro; 400 Mio. € Investitionen jährlich; 600 Mio. € Exporte jährlich (jew. tirolweit)
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