Ranking
Der Lebensmitteleinkauf ohne das Plastik

Bei unserem Ranking nahmen wir diverse Supermärkte unter die Lupe. | Foto: Archiv/Maria Schweinester (Symbolfoto)
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  • Bei unserem Ranking nahmen wir diverse Supermärkte unter die Lupe.
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Die BEZIRKSBLÄTTER sahen sich in den Lebensmittelgeschäften der Region um und versuchten dort möglichst plastikfrei einzukaufen.

BEZIRK KUFSTEIN/KITZBÜHEL (bfl/jos). Die Nachhaltigkeit ist in aller Munde und soll laut Wunsch vieler Konsumenten beim Lebensmitteleinkauf in der Einkaufstasche nicht fehlen. Die großen Lebensmittelhändler wollen ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit setzen und versprechen Maßnahmen, die die Umweltfreundlichkeit im Einzelhandel verbessern sollen. Alle Anbieter wollen beispielsweise den Anteil unverpackter Obst- und Gemüseartikel sukzessive erhöhen und haben mitunter Kampagnen gestartet, mit denen man dem Plastik den Kampf ansagen will. 
Ein Blick durch die Lebensmittelhändler der Region zeigt, dass bereits in allen das biologisch abbaubare Bio- oder Öko-Sackerl in den Gemüse- und Obstabteilungen eingezogen ist und das Plastiksackerl abgelöst hat. Fast alle Anbieter bieten zudem wiederverwendbare Netze für Obst und Gemüse zum Kauf an. Papier- und Stofftaschen werden bereits an den Kassen der diversen Lebensmittelhändler gefunden. Dennoch sind viele Produkte, gerade was Obst und Gemüse betrifft, noch immer in Plastik vorzufinden. 

Einkauf beim Plastikfasten

Wie gestaltet sich also ein Einkauf im Winter unter dem Vorsatz des Plastikfastens? Die BEZIRKSBLÄTTER haben eine Einkaufstour durch die diversen Geschäfte im Bezirk gewagt und sich angesehen, wie leicht oder einfach es ist, gewisse Lebensmittel plastikfrei zu bekommen und wie hoch der Anteil an regionalen Lebensmitteln ist. Letztendlich gekauft haben wir dabei immer saisonales Gemüse und Salat sowie Brot. Um möglichst regional zu bleiben, fiel unsere Wahl beim Gemüse auf Karotten, beim Salat griffen wir zum Chinakohl. Bei beidem haben wir bei der Mitnahme auf ein zusätzliches Bio-Sackerl oder ähnliches verzichtet.  

Richtung stimmt, aber noch ausbaufähig

Im Vergleich zeigt sich, dass alle Lebensmittelhändler bereits einen Schritt in die richtige Richtung gewagt haben. Die gesetzten Maßnahmen sind aber überall noch ausbaufähig, denn beim genauen Hinsehen finden sich in der Praxis immer wieder Produkte, die in Plastik verpackt sind – dies oft zum Schutz für den (langen) Transport, eine längere Haltbarkeit und aus hygienischen Gründen, wie die Lebensmittelhändler argumentieren. Die ersteren beiden könnten übrigens zum Großteil wegfallen, wenn man tatsächlich nur mehr regional einkauft. 

Die Supermärkte

Spar
Auch Spar füllt mitgebrachte Frischebehälter von Kunden an der Feinkost-Bedientheke. In Interspar-Restaurants und Café Cappuccinos darf man sogar seinen eigenen Becher für den Coffee to go mitbringen, dafür gibt's zwanzig Cent Nachlass. Das wiederverwendbare Obstsackerl ist hier vorhanden und auch bei Obst-Aufklebern wird teilweise schon gespart.
Bei den Äpfeln können die meisten Sorten schon lose erworben werden oder auch zu sechs Stücken in einer Kartonverpackung gekauft werden. Als weniger umweltfreundliche Alternative werden die S-Budget-Äpfel im Plasticksack angeboten. Generell sind die Plastiksackerl für Obst und Gemüse aus den Geschäften verbannt worden. Dafür gibt's jetzt Papiersackerl. Beim Gemüse fällt auf, dass vor allem regionale Produkte (Weiß- und Rotkraut, Salat uvm.) ohne Verpackung gekauft werden können. So auch unser Chinakohl und unsere Karotten, die im Papiersackerl in unseren Einkaufskorb wandern. Verbesserungspotential gibt's bei Tomaten und Paprika – sie sind zumeist noch im Plastik verpackt. In Zukunft könnte man bei Spar auch auf die Obstaufkleber zur Gänze verzichten. Auch Trauben aus Indien oder Pflaumen aus Südafrika könnte man aus dem Sortiment nehmen. Positiv aufgefallen sind die Kräuter im Topf, welche aus Österreich stammen. Leider sind diese jedoch in Plastik verpackt.
Fleisch und Wurst gibt es im Kühlregal zur Selbstbedienung (in Plastik verpackt) und an der Feinkost-Theke. Dort kann man sich die Auswahl in mitgebrachte Behälter geben lassen.
Eine ähnliche Situation fanden wir beim Brot vor: Dort gab es ganze Laibe in Plastikfolie und Backwaren, die im Papiersackerl mit Plastikstreifen verpackt wurden. Wir entschieden uns für ein Vollkornbrot in Selbstbedienung (ebenfalls im Papiersackerl mit Plastikstreifen).

Lidl
Auch Lidl will  "Pfiat di Plastik" sagen und bis 2025 zwanzig Prozent weniger Plastikeintrag bei Eigenmarkenverpackungen und recyclingfähige Kunststoffverpackungen für alle Eigenmarken durchsetzen. Dazu gehört auch ein Umstieg auf Alternativen bei Verpackungen, wie zum Beispiel umweltfreundlichere Zellulosenetze für Bio-Gemüse oder umweltschonendere Kartontassen bei Suppengemüse. Verpackungsmaterial reduziert wurde zum Beispiel bei Bio-Bananen oder bei Eigenmarken-Nüssen. Lidl kündigt auf seiner Webseite zudem an, in Kürze folgende Maßnahme umzusetzen: Die neue Kennzeichnung „verantwortlicher verpackt“ soll direkt auf der Verpackung Auskunft über Verpackungseigenschaften geben. 
Wurst, Käse und Co. gibt es bei Lidl nur in der Selbstbedienung und in der Folge fast nur in Plastik verpackt. Lidl Österreich gibt allerdings an, dass man beispielsweise mehrere Wurstverpackungen der österreichischen Eigenmarke „Wiesentaler“ bereits optimiert und verkleinert habe. Bei der Obst- und Gemüseabteilung gibt's auch bei Lidl Bio-Sackerl, seit Dezember 2019 Obstnetze. Wir finden im Angebot auch einige Obst- und Gemüsesorten, die den Ursprung Österreich haben. Verbesserungen könnte es hier allerdings noch geben, indem noch etwas mehr auf Regionalität geachtet wird. Unseren Salat und die Karotten konnten wir allerdings komplett unverpackt erhalte. Wir konnten beides ohne Sack und einzeln aufs Band legen. Die Säckchen fürs Brot bestehen aus Papier und Plastik. 

Merkur
Merkur will "Raus aus Plastik!" und akzeptiert deswegen an der Wursttheke auch mitgebrachte Behälter. Gleichzeitig verzichtet man an der Wursttheke auf die Verwendung von Plastikhandschuhen, um so den Plastikmüll zu reduzieren. Dies auch mit dem Argument, dass diese hinsichtlich der Hygiene im Schnitt nicht viel bringen. Plastiksackerl wurden an der Kassa im Zuge des Verbots durch Papier- und Textiltragetaschen ersetzt. Letztere bestehen zu 100 Prozent aus GOTS zertifizierter Baumwolle. Merkur will sich als Unternehmen mit einem "Angebot von regionalen Produkten, innovativen Lösungen zu Umwelt- und Klimaschutz" und der Unterstützung karitativer Organisationen nachhaltig ausrichten, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens.
Bei unserem Einkauf ist positiv aufgefallen, dass es im Regal auch einige Bio-Sorten im Angebot gab, so waren die Bio Äpfel im "Sechser-Pack" beispielsweise im Karton verpackt. Was bei Merkur allerdings besonders ins Auge stach: Fast alle Salatsorten waren nur im Plastik erhältlich. So auch der österreichische Chinakohl. Ebenfalls nur im Plastik gab's die Tiroler Karotten – beim Kauf ging allerdings 1 Cent an die Initiative "Blühendes Österreich". Das Brot gab's im Sackerl aus Papier und Plastik. 

Billa
Billa testet derzeit in ausgewählten Filialen den Gebrauch von mitgebrachten Mehrwegboxen in der Feinkostabteilung, die die Verpackung von Wurst und Co. ersparen soll. Bei unserem Einkauf in einer Billa-Filiale gab es jedoch nur Fleisch in Selbstbedienung und in Plastik verpackt.
Positiv hervorzuheben ist, dass viele Sorten Obst und Gemüse (z. B. Kartoffeln, Äpfel) schon lose oder als Alternative in Plastikverpackung zur Auswahl stehen. An der Regionalität könnte man noch etwas feilen: Der Spargel stammt z. B. aus Peru, der Salat teilweise aus Italien. Die Waren kann man in ein biologisch abbaubares Sackerl geben. Auf die Obst-Aufkleber könnte man bei Billa noch vermehrt verzichten.
Unseren Chinakohl gab's nur in Plastikfolie. Hier werden u. a. auch Chinakohl-Hälften für kleinere Haushalte angeboten. Die Karotten waren zumindest in einer biologisch "nachwachsbaren" Verpackung erhältlich.
Beim Brot wurden zweierlei Verpackungsmöglichkeiten angeboten: Einmal ganze Laibe in Plastik verpackt und jene, die im Papiersackerl mit Plastikstreifen verpackt wurden. Wir entschieden uns für einen Laib im Papier-Plastik-Sackerl.
Positiv aufgefallen ist ein Regal, in dem nur regionale Waren, wie z. B. Nudeln aus Tirol und "Tirola Cola" angeboten wurden.

Hofer
Auch Hofer führt mit "Zurück zum Ursprung eine eigene Bio- und Nachhaltigkeitsmarke und hat es sich zum Ziel gemacht bei Plastik und Verpackungen einzusparen. So wurden laut Hofer zum Beispiel Ende April 2019 bei vier „Zurück zum Ursprung“-Produkten die Plastikdeckel abgeschafft. Hofer will mit der 2018 ins Leben gerufenen „Hofer Verpackungsmission: Vermeiden. Wiederverwenden. Recyceln.“ neue, nachhaltige Verpackungssysteme und -materialien entwickeln. Ziel ist es "bis 2022 hundert Prozent der Eigenmarken-Verpackungen recyclingfähig zu machen und bis 2025 die Verpackungsmenge bei Eigenmarken um 30 Prozent zu reduzieren".
Wiederverwendbare Obstnetze oder biologisch abbaubare Obstsäckchen waren bei unserem Einkauf vorhanden. 
Grundsätzlich fällt bei Hofer auf, dass einige Salatsorten bereits ohne Plastik angeboten werden, auch beim Obst finden wir gleich mehrere plastikfreie und lose Sorten im Regal. Fleisch-, Wurst- und Käseprodukte müssen bei Hofer – mangels einer Feinkosttheke – in der Selbstbedienung zwangsweise in Plastik gekauft werden. Bei Hofer gab's den Chinakohl unverpackt, die Karotten stammten zwar aus Tirol, waren aber auch leider in Plastik verpackt. Das Brot bekamen wir im Brotsackerl aus Papier und Plastik. 

ADEG
Der Lebensmittelhändler ADEG wirbt auf seiner Website mit einem neuen Schwerpunkt "Raus aus Plastik", der seit Ende 2019 umgesetzt werden soll. Man will bei Bio-Obst und Gemüse auf Verpackungen verzichten oder diese bei Notwendigkeit durch umweltfreundliche Alternativen ersetzen.
Im Angebot finden wir jedoch alle Salatsorten in Plastik verpackt vor, ebenso werden Karotten nur in Plastik, wenn auch teilweise biologisch "nachwachsbar", angeboten. Generell fällt auf, dass auch Birnen oder Äpfel in Plastiksäcken verpackt werden, zumindest aber auch lose angeboten werden. Verbesserungen im Sinne der Regionalität könnte es auch noch beim Obst geben. Viele Produkte stammen z. B. aus Peru, Kolumbien, Brasilien usw. Kraut, Sellerie, Lauch und andere saisonale sowie regionale Gemüsearten werden hingegen auch lose angeboten und stammen aus Österreich.
Brotlaibe werden nur in Plastikfolien angeboten, Brötchen gibt's in der Selbstbedienung. Dafür werden Säckchen aus Papier und Plastik verwendet.
Bei ADEG kann man sich seine Fleisch- und Wurstwaren ins mitgebrachte Gefäß geben lassen. Positiv aufgefallen ist auch das angebotene Kokosöl der Sennerei Plangger (Walchsee).

Weitere Beiträge zum Thema Nachhaltigkeit und "Unsere Erde" finden Sie hier.

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