Bezirk Kufstein
Psychologinnen sprechen über Auswirkungen der Pandemie

Pädagogin und Psychologin Katharina Sieberer-Nagler, mit einer Praxis in Kufstein, ist sich sicher, dass um die Pandemie zu bekämpfen jeder einzelne Mithelfen muss.  | Foto: Privat
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  • Pädagogin und Psychologin Katharina Sieberer-Nagler, mit einer Praxis in Kufstein, ist sich sicher, dass um die Pandemie zu bekämpfen jeder einzelne Mithelfen muss.
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Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Psyche der Menschen aus und was kann man dagegen tun? Die BEZIRKSBLÄTTER fragten bei zwei Psychologinnen in Wörgl und Kufstein nach. 

KUFSTEIN, WÖRGL (mag). Die Corona-Pandemie hält weiterhin die Welt in Atem. Die Menschen leben von Lockdown zu Lockdown und trotz der Impfung ist bislang noch kein Ende in Sicht. Doch wie wirkt sich das Ganze auf die Psyche aus? Die BEZIRKSBLÄTTER fragten bei Pädagogin und Psychologin Katharina Sieberer-Nagler, die eine Praxis in Kufstein hat, und bei Kinderpädagogin und Klinische- und Gesundheitspsychologin Verena Eisenmann in Wörgl nach. 

Wie geht es der Psyche junger Menschen?

Verena Eisenmann, die ihre Praxis in Wörgl hat, arbeitet dort sehr viel mit Kindern und Jugendlichen. Bei ihren jungen Patienten fiel der Kinderpädagogin und Klinischen- und Gesundheitspsychologin auf, dass das Fernbleiben von Schulen und Kindergärten für die Kinder doch sehr belastend war und ist. Vor allem die freundschaftlichen Kontakte würden sie sehr vermissen.
Auch ältere Menschen haben in der momentanen schwierigen Zeit eine Art Vereinsamung erlebt, sagt Eisenmann. Durch die verordneten Lockdowns sei die Zahl der Menschen mit Depressionen massiv gestiegen.

"Wenn die Regierung denkt, die Maßnahmen sind so in Ordnung für Erwachsene, dann muss man es so hinnehmen. Im Bereich der Kinder allerdings sind mir die Maßnahmen schon fast zu massiv, denn was auf der psychischen Ebene abläuft ist teilweise sehr drastisch. Ein Erwachsener kann anderes damit umgehen aber Kinder sind in dieser Situation die Opfer",

ist die Meinung der Psychologin zu den Maßnahmen.

Herausfordernde Zeit  

Die Pädagogin und Psychologin Katharina Sieberer-Nagler, mit einer Praxis in Kufstein, spricht über ihrer Wahrnehmung. Für alle sei es eine herausfordernde Zeit. Die berufliche Arbeit und die Freizeitgestaltung spielen sich hauptsächlich innerhalb der eigenen vier Wände ab. Sozialkontakte sind auf ein Minimum reduziert. Selbstverständliches, wie gemeinsame Aktivitäten mit Freunden oder der Besuch einer Veranstaltung sind derzeit nicht möglich und der Lebensmitteleinkauf findet mit Maske- und Abstandsregeln statt.  Es sei eine große Herausforderung mit dieser Unsicherheit umzugehen, sagt Sieberer-Nagler. 
Fällt es schon "Gesunden" nicht leicht, mit den Alltagsbeschränkungen umzugehen, würden sie Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Angststörungen, besonders schwer treffen, verriet die Psychologien.
Der Mensch braucht Gemeinschaft. Dies stärke das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Jedoch würde dieses Grundbedürfnis durch die Pandemie derzeit ins Wanken geraten. 
Viele Menschen leiden unter Einsamkeit und beruflicher Unsicherheit, sagt Sieberer-Nagler. 
"Aber dieser teilweise Stillstand gibt uns vielleicht auch die Chance, Beschäftigungen nachzugehen, für die wir sonst zu wenig Zeit finden. Kochen und gemeinsames Essen stärkt den Zusammenhalt in der Familie und können dem Tag Struktur geben", so die Psychologin.  Aus der Forschung sei bekannt, dass das gemeinsame Durchleben von Krisen zwischenmenschliche Beziehungen fördern und stärken kann.

Auswirkungen der Pandemie 

Gesundheitliche Folgen von Covid-Erkrankten selbst, Jobunsicherheit, Vereinsamung, aber auch Überforderung durch zusätzliche Aufgaben wie das Homeschooling würden sich natürlich belastend auswirken, erklärt Sieberer-Nagler. 
Es gäbe aber auch Nachweise, dass manche Berufstätige sich weniger gestresst fühlen, da Arbeitszeiten reduziert sind und Arbeitswege wegfallen. 

Außerdem atmet durch die Pandemie die Umwelt ebenfalls kurz auf. So kam es zu einer massiven Abnahme des Auto- und Flugverkehrs. Der Verkehrslärm hat sich reduziert und Lärm hat, laut der Psychologin, Einfluss auf das Wohlbefinden. 

"Verantwortung tragen wir nun alle. Wir haben alle eine Verantwortung zur Eindämmung der Pandemie. Es wird schrittweise besser werden. Dazu braucht es aber die Mithilfe von allen",

führt die Psychologin weiter aus. 


Alltags-Tipps 

Die Alltags-Tipps der Pädagogin und Psychologin sind es sich eine Tagesstruktur zu schaffen und dabei auch Aktivitäten einzuplanen. Tägliche Bewegung wie, ein Spaziergang, Meditation oder Fitness tragen dazu bei, sich zu entspannen und das wirke sich positiv auf Gefühle und Gedanken aus. Man sollte versuchen sich auf die positiven Dinge im Leben zu konzentrieren.

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Pädagogin und Psychologin Katharina Sieberer-Nagler, mit einer Praxis in Kufstein, ist sich sicher, dass um die Pandemie zu bekämpfen jeder einzelne Mithelfen muss.  | Foto: Privat
Verena Eisenmann ist Kinderpädagogin und Klinische- und Gesundheitspsychologin in Wörgl. Die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die Psyche von Kindern seien drastisch.  | Foto: Eisenmann
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