Gemeinden sollen Kopfquote zahlen
Rückt neue "Sonnwendjochbahn" in greifbare Nähe?

Klaus Wannenmacher und Lothar Moser (beide im Vorstand der "Naturjuwel Rofan eGen") präsentierten dem Breitenbacher Gemeinderat Projektdetails. | Foto: Haun
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  • Klaus Wannenmacher und Lothar Moser (beide im Vorstand der "Naturjuwel Rofan eGen") präsentierten dem Breitenbacher Gemeinderat Projektdetails.
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Der Bau eines neuen Lifts von Kramsach aufs Sonnwendjoch könnte nach mehreren Verfahrensaufschüben und intensiven Gesprächen mit den Umlandgemeinden und dem Land Tirol bald konkretere Pläne annehmen. Im Breitenbacher Gemeinderat wurde bereits über die Ticketpreise debattiert.

BREITENBACH/KRAMSACH/BEZIRK (flo/nos). Die Vorstände der "Naturjuwel Rofan eGen" Klaus Wannenmacher und Lothar Moser berichteten dem Breitenbacher Gemeinderat in dessen jüngster Sitzung, nachdem die Gemeinde der Genossenschaft mit maximal 50 Anteilen zu je 100 Euro beitrat. Die Räte forderten für die Zahlung einer Kopfquote von 30 Euro pro Einwohner nun konkretere Informationen.

Nochmal Abriss-Aufschub bis Ende Jänner

Die Zeit für den Bau drängt, der Abbruchbescheid für die 50 Jahre alten Liftstützen wurde aufgrund des laufenden Projektes noch einmal bis Ende Jänner 2019 aufgeschoben, so die Genossenschafter. "Wenn das Projekt scheitert wird es wohl nie wieder einen Lift auf das Sonnwendjoch geben und der wunderschöne Zireinersee ist für viele für immer unzugänglich", meinte Wannenmacher einmal mehr. So weit wolle man es nich kommen lassen.

2001 wurde der 1968 erbaute Sonnwendjochlift von den Alpbacher Bergbahnen übernommen und schlitterte 2016 in den Bankrott, wodurch die Betriebskonzession erlosch. Mit dem damals noch bestehenden Einser-Sessellift eine neue Konzession zu erhalten gestaltete sich als unmöglich, deshalb wurde ab diesem Zeitpunkt fieberhaft über einen Neubau nachgedacht, Pläne für eine moderne, zwischen 15 und 18 Millionen Euro teure Gondelbahn wurden rasch wieder verworfen. Mehr als 150.000 Fahrten jährlich hätte es für einen wirtschaftlichen Betrieb gebraucht.
Der Verein "Naturjuwel Rofan" wurde daraufhin mit dem Ziel das Wandergebiet wieder "erfahrbar" zu machen gegründet und die Schweizer Firma "Bartholet" beauftragt, mehrere Liftvarianten zu prüfen. Eine Doppelsessel-Variante auf bestehender Trasse unter Verwendung der noch stehenden Liftstützen und des alten Liftgebäudes erwies sich als kostengünstigste Möglichkeit – rund 5,7 Millionen Euro inklusive der Nebenkosten wurden prognostiziert. Um das Kapital aufzubringen und einen breiten Konsens in der Bevölkerung herzustellen, wurde die "Naturjuwel Rofan eGen" gegründet, über 40 Mitglieder stiegen bei der Gründungsveranstaltung mit zumindest 100 Euro ein – die BEZIRKSBLÄTTER berichteten.

"Naturjuwel"-Genossen rechnen mit Landesförderung für Sonnwendjochbahn

"Noch in dieser Woche soll im Landtag die neue Seilbahnverordnung beschlossen werden und dann sollten wir die Bestätigung für die Förderung erhalten", meinte Wannenmacher vor der Sitzung, allerdings benötige es für die Landesförderung auch die Zustimmung aller umliegenden Gemeinden. Vom Land rechnen die Genossenschafter mit einer Förderung in Höhe von einer Million Euro. Weiters habe der Tourismusverband "Alpbachtal Seenland" bereits zugesagt 25 Prozent der Projektkosten, rund 1,4 Millionen Euro, zu übernehmen. Weitere zwei Millionen Euro würden von der Gemeinde Kramsach beigesteuert. Aus dem Genossenschaftskapital fließen rund 300.000 Euro in den Bau und mit der Beteiligungs-Kopfquote von 30 Euro pro Einwohner der acht Gemeinden aus dem Planungsverband 26 – Brandenberg, Münster, Reith, Alpbach, Brixlegg, Rattenberg, Radfeld und Breitenbach –rechnen die Projektanten mit weiteren geschätzten 580.000 Euro.
Sollten alle Gemeinden der Quote zustimmen, fehlen für die Finanzierung des neuen Liftes nur mehr knapp 200.000 Euro, zeigten sich Wannenmacher und Moser optimistisch und verwiesen darauf, dass Münster, Brandenberg und Radfeld bereits grünes Licht gaben.

Einreichung bis Ende Jänner, Sonnwendjochbahn-Eröffnung schon 2020

"Geplant ist das Projekt bis Ende Jänner des kommenden Jahres bei der Seilbahnbehörde einzureichen", erklärte Wannenmacher, mit einer Baugenehmigung rechne er "bis zum Herbst". Für den Bau habe man neben "Bartholet Seilbahnen" in der vergangenen Woche auch mit der "Doppelmayr Seilbahnen GmbH" aus Vorarlberg Gespräche geführt. Im Rahmen der Bauarbeiten solle eine Photovoltaik-Anlage zur Reduktion der Stromkosten der Bahn installiert und ein neuer Abwasser-Kanal gegraben werden. "Da die bestehende Trasse für den neuen Lift verwendet wird, gibt es auch keine Probleme mit dem Naturschutz", betonte Wannenmacher.

Laufe alles nach Plan, sei eine Eröffnung bereits im Jahr 2020 möglich, der neue Doppelsesselift sieht keinen Winterbetrieb vor. Die Vorstände rechnen mit ungefähr 150 Betriebstagen im Jahr für die Bahn mit einer angedachten Kapazität von 400 Personen pro Stunde. Auch die von einer deutschen Unternehmensberatung angefertigte Wirtschaftlichkeitsberechnung, basierend auf den Zahlen der letzten 13 Betriebsjahre der alten Sonnwendjochbahn, stimme die Genossenschafter zuversichtlich. "Um wirtschaftlich zu bleiben, brauchen wir 52.000 Fahrten im Jahr und in der Berechnung werden um die 60.000 Fahrten erwartet", so Wannenmacher.

Der neue Lift soll von der Genossenschaft betrieben werden. In Gesprächen mit den Alpbacher Bergbahnen sei vereinbart worden, dass diese für das erste Betriebsjahr Personal stellen und im Gegenzug keinen Anteil an den Abrisskosten zu tragen hätten. Für den Betrieb der Bahn würden zumindest ein Geschäftsführer, ein Betriebsleiter und sechs Liftmitarbeiter benötigt.

Debatte um Ticketpreise für mögliche Sonnwendjochbahn

Der Einzelfahrtpreis solle bei 19 Euro liegen, eine Jahreskarte für Bürger aus den beteiligten Gemeinden zwischen 70 und 80 Euro und eine Familienkarte zwischen 140 und 150 Euro, wie die Genossenschafter erklärten. "Wenn wir uns schon mit 30 Euro pro Einwohner beteiligen, sollte es für unsere Bürger preislich schon ein Entgegenkommen geben", meinte dazu ein Breitenbacher Gemeinderat und erntete breite Zustimmung. Viele weitere drückten Unverständnis dafür aus, dass eine Fahrt mit dem Sonnwendlift in der Gästekarte des TVB inkludiert werden soll, während die Bürger dafür zu zahlen hätten, obwohl sich die Gemeinden finanziell am Bau beteiligen.

Breitenbach zur Kopfquote: "Nur wenn Alle mitziehen"

Abschließend wurde im Gemeinderat ein einstimmiger Grundsatzbeschluss gefasst: Die Gemeinde Breitenbach beteilige sich nur dann mit der Kopfquote von 30 Euro pro Einwohner am Projekt, wenn auch alle anderen Gemeinden des Planungsverbands dabei sind. Zudem wolle sich Breitenbach nicht an möglichen Abgängen beteiligen und forderte ermäßigte Kartenpreise für Bürger der Mitgliedsgemeinden als Entgegenkommen.
Die Entscheidungen der Gemeinderäte von Rattenberg, Brixlegg, Reith und Alpbach erwarten die Genossenschafter noch bis Weihnachten des heurigen Jahres.

Ausloten, was am Sonnwendjoch machbar wäre

Um das Wandergebiet auf dem Sonnwendjoch zu attraktivieren, wurde ein rund drei Kilometer langer, barrierefreier Wanderweg angedacht, dessen Kosten auf rund zwei Millionen Euro beziffert wurden. Dieser sei vom Naturschutz strikt abgelehnt worden. Daher plane die Genossenschaft derzeit einen "naturfreundlichen Weg bis zum Zireiner See", für den es auch bereits das generelle Einverständnis von seiten der Naturschutzabteilung gäbe.
"Wir wollen kein zweites Hexenwasser machen, da es bereits sonst genug Attraktionen in der Gegend gibt", versicherte Wannenmacher den Breitenbacher Gemeinderäten. Allerdings sei geplant neben dem Berggasthof Sonnwendjoch auch die seit 2001 stillgelegte Neudegg-Hütte zu reaktivieren, um die Wanderer entsprechend zu verköstigen.
Weiters beauftragte die Genossenschaft ein externes Unternehmen festzustellen, was im "Naturjuwel" am Rofan "sonst noch machbar" sei.

Mehr Beiträge zum Thema Sonnwendjochbahn finden Sie hier.

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