Baurestmassendeponie
Schwoicher fühlen sich von Politik im Stich gelassen

Das Trio der Schwoicher-Bürgerinitiative , Richard Holzner, Albert Zawadil und Sunhild Hofreiter-Schütte (v.l.) werden weiter gegen die Deponie kämpfen. | Foto: Gredler
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  • Das Trio der Schwoicher-Bürgerinitiative , Richard Holzner, Albert Zawadil und Sunhild Hofreiter-Schütte (v.l.) werden weiter gegen die Deponie kämpfen.
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Die Schwoicher Bürgerinitiative gibt nicht auf. Sie kämpfen weiter gegen die geplante Baurestmassendeponie der Firma Rohrdorfer. 

SCHWOICH (mag/bfl).  Das Thema rund um die geplante Deponie der Firma Rohrdorfer Umwelttechnik GmbH in Schwoich, bei der es um die Ablagerung von Baumassen geht, ist für die Bevölkerung alles andere als hinnehmbar. Obwohl es zuerst hieß, dass Rohrdorfer das Vorhaben zurückgezogen habe – war wenig später klar, dass dem nicht so ist. Eine Bürgerinitiative und Bürgermeister Peter Payr machen sich stark, mit einem Info-Folder wollen sie nun alle Anwohner noch einmal über die Gefahren der Deponie informieren. Selbst wenn das Unternehmen auf das Deponieren von Asbest verzichten wolle, so würden immer noch genug Giftstoffe übrig bleiben, heißt es von Seiten der Bürgerinitiative. 

Die Windmessungen

Die Gemeinde Schwoich strebte nun auch eigene Windmessungen an, welche zu einem komplett anderen Ergebnis kam, als die Messungen der Firma Rohrdorfer. Im Einreichungsgutachten der Rohrdorfer GmbH seien ortsfremde Winddaten mit viel zu kleinen Windgeschwindigkeiten für die Ausbreitungsrechnung herangezogen worden, um so zu den gewünschten, unbedenklichen Ergebnissen zu kommen. "Da kommt eine Windgeschwindigkeit von vier Meter pro Sekunde gar nicht vor, während in Schwoich an schönen Sommernachmittagen der Wind fast die hälfte der Zeit mit dieser Geschwindigkeit bläst. Jeder der hier wohnt weiß das", heißt es von Seiten der Bürgerinitiative.  An schönen Tagen im Sommer ergaben die Windmessungen hohe Windgeschwindigkeiten in der Nähe der geplanten Deponie. Diese Winde würden zu Turbulenzen mit entsprechender Staubentwicklung führen. Die mit Schwermetallen belasteten Stäube werden weiter transportiert und würden, weil die Teilchen so klein sind, lange in der Luft bleiben und häufen sich in der Umgebung an. Für die Schwoicher Bürgerinitiative ist eine Giftigkeit dieser Stäube unbestritten. Laut des Gutachters des Landes Tirol müsse man mit vermehrter Nickelallergie bei den Bewohnern rechnen. 

Von Politik im Stich gelassen 

 Die Bürgerinitiative ist sich sicher, dass die Politik und das Land die Deponie in Schwoich "durchdrücken" wollen. Sie fühlen sich alleine gelassen und bei Seite geschoben. Zu oft habe man schon versucht Hilfe von allen möglichen Parteien zu bekommen. Eine Petition wurde gestartet, einige waren sogar für einen lokal Augenschein in Schwoich, doch geholfen hat den engagierten Bürgern niemand. Mit Ausnahme der Kommunalpolitik fühlt sich die Bürgerinitiative von den Politikern komplett in Stich gelassen. Trotzdem betonen die Mitglieder, dass man nich gegen alles sei, sehr wohl könne man sich eine Bodenaushubdeponie vorstellen.

Foto: Gredler

Rohrdorfer reichte neu ein

Der Betreiber, die Firma Rohrdorfer Umwelttechnik GmbH, zog im Juli 2020 seinen Antrag für die geplante Baurestmassendeponie zurück und reichte am 14. September einen "konsolidierten" Antrag beim Land Tirol ein. Man sei im neuen Antrag "umfassend auf die Verbesserungsvorschläge und Stellungnahmen der Behörde und Parteien im Genehmigungsverfahren eingegangen", so die Firma Rohrdorfer damals gegenüber den BEZIRKSBLÄTTERN. Wirklich geändert hat sich aus der Sicht der Bürgerinitiative aber nicht viel, abgesehen von der Befeuchtung.
Tatsächlich wurde im neuen Antrag von Rohrdorfer die Beregnung der Anfahrtsstraße (zur geringstmöglichen Staubbelastung) "neu projektiert". Auch im Bereich des Naturschutzes wurden die bereits im Zuge des Bergbaus durchgeführten Maßnahmen miteinbezogen. Zudem wurden die Anlieferfrequenzen genauer definiert. Das Vorhaben zur Errichtung einer Deponie bleibt mit den damit verbundenen freiwilligen Zusagen aufrecht. Zu den von Rohrdorfer zugesagten Verbesserungen zählen unter anderem: keine Annahme asbesthaltiger Stoffe bzw. von Gefahrenstoffen, Begrenzung der jährlichen Anlieferungsmenge, Übermittlung von Information zu den Abfallströmen an die Gemeinde Schwoich, Beregnung der Anfahrtsstraße zur Minimierung von Emissionen sowie eine begrenzte Anlieferfrequenz.

So geht es weiter

Die Firma Rohrdorfer arbeitet derzeit noch an Verbesserungen, die sie ausarbeiten muss. In Absprache mit der Behörde werden also gewünschte technische Details zur Deponieplanung bzw. zu den Sachverständigen-Gutachten laufend nachgereicht. Dazu zählt auch die mit Mai abgeschlossene Jahresmessung an der, mithilfe der ZAMG, neu errichteten Luftmessstation im Umfeld der projektierten Deponie. Die zusätzlichen Daten dienen einer objektiven Beurteilung des Antrages nach den strengen Vorgaben der zu prüfenden Materiengesetze durch das zuständige Amt der Tiroler Landesregierung. "Wir gehen davon aus, dass der Antrag – je nach Dauer der weiteren Prüfungen – ab Sommer 2021 in die nächste Genehmigungsphase überführt wird", heißt es seitens der Firma Rohrdorfer.
Die Entscheidung des Landes bezüglich des Antrages steht also noch aus. Die Schwoicher hoffen indes, dass es zu einer Verhandlung kommt und das Land Tirol die Deponie nicht "durchwinkt". Dennoch rechnet man in Schwoich mit einem positiven Bescheid.

Mehr zum Thema Schwoich gibt es hier. 
Die aktuellsten Meldungen aus dem Bezirk Kufstein gibt es hier. 

Das Trio der Schwoicher-Bürgerinitiative , Richard Holzner, Albert Zawadil und Sunhild Hofreiter-Schütte (v.l.) werden weiter gegen die Deponie kämpfen. | Foto: Gredler
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