"Vollpension": Auf heftige Kritik folgte Diskussionsrunde

Diskussionsrunde zu den Bedenken rund um die "Vollpension" im Alpbacher Hallenbad.
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  • hochgeladen von Melanie Haberl

ALPBACH (mel). "Vollpension" ist ein gemeinnütziger Verein aus Wien, der es sich zum Ziel gesetzt hat, den Dialog zwischen älteren und jüngeren Menschen zu entfachen. Senioren sollen dabei in gemütlicher Kaffeehaus-Atmosphäre selbst gemachten Kuchen servieren und sich bei Grillabenden und Veranstaltungen mit jungen Menschen austauschen.
Im Rahmen des Forums Alpbach gastiert von 13. bis 31. August das Café "Vollpension" im ehemaligen Hallenbad.

Aus der Alpbacher Bevölkerung hagelt es jedoch Kritik: Der Bürgermeister habe das Café ohne Gemeinderatsbeschluss bewilligt und der gemeinnützige Gedanke des Vereins wird in Frage gestellt. Außerdem befürchten die Alpbacher Gastronomen Verluste durch den Wiener Verein.

Gemeinderat Andreas Jost, Listenführer der "Alpbacher Liste", auf Anfrage des Bezirksblattes: "Wir Gemeinderäte haben nichts davon mitbekommen, dass ein Wiener Verein in unserem Hallenbad gastiert! Der Bürgermeister hat alles in Eigenregie beschlossen und keiner wusste etwas davon."
Auch hat Jost dem Café bereits einen Besuch abgestattet: "Das gemeinnützige Café sollte von Senioren bewirtschaftet werden, die selbstgebackenen Kuchen verkaufen. Jedoch waren bei meinem Aufenthalt in der Vollpension nur junge Menschen in einem normalen Gastrobetrieb zu sehen. Da fragt man sich schon, wie gemeinnützig das Ganze wirklich ist", sagt Jost.

"Trubel unverständlich"

Bgm. Markus Bischofer (Offene Liste Alpbach) kann den Ärger um die Vollpension nicht nachvollziehen, da das Wiener Generationencafé ein Teil des heurigen Forums Alpbach ist.
"Ich verstehe die Aufregung nicht. Das Café Vollpension ist ein soziales Projekt im Rahmen des Forums. Mir wurde kurzfristig vorgeschlagen, das Hallenbad als Kaffeehaus zu verwenden. Daraufhin habe ich als Geschäftsführer der Alpbacher Kommunalbetriebe die Nutzung des Hallenbades für die Dauer des Forums genehmigt. Für diesen einen Punkt braucht man keine eigene Gemeinderatssitzung zu veranstalten", sagt Bischofer.

Vollpension enttäuscht

Moriz Piffl vom Verein Vollpension bedauert die Aufregung rund um das Seniorencafé: "Schade, dass wir in Alpbach nicht so gut aufgenommen werden. Es hat Aufregungen und viele Emotionen gegeben, das haben wir allerdings erst gemerkt, als wir bereits in Alpbach waren. Wir sind ein gemeinnütziger Verein und essen keinem die Butter vom Brot!"

Diskussionsabend im Hallenbad

Zu den Bedenken über die "Vollpension" fand am Dienstag, 27. August, eine öffentliche Diskussionsrunde mit den Verantwortlichen statt.
Dabei versammelten sich am runden Tisch Franz Fischler (Präsident des Forum Alpbach), Bürgermeister Markus Bischofer (Offene Liste Alpbach), GR Andreas Jost (Alpbacher Liste), Vollpension-Initiator Michael Lanner, Brigitte Mayer (Initiative Pro Hallenbad), Gastronom Frank Kostner und Moderator Michael Fleischhacker sowie rund 100 Zuschauer.
Am Beginn der Debatte wurden die einzelnen Standpunkte heftig verteidigt. Auch die Zuschauer aus Alpbach und Forumsteilnehmer meldeten sich tatkräftig zu Wort. Schlussendlich drehte sich die Diskussion um die Zukunft des Hallenbades und die Forderung nach mehr politischer Transparenz.
Bgm. Markus Bischofer erklärte, dass es zurzeit Verhandlungen mit der Firma Schletterer über den Bau eines Gesundheitszentrums gibt und dass er die Bevölkerung über Neuigkeiten zum Hallenbad informieren wird. Auch wird vielleicht ein weiterer Diskussionsabend zum Thema Hallenbad zustande kommen.

Zitate aus der Diskussion:

GR Andreas Jost (Alpbacher Liste): Wir haben erst von der Vollpension erfahren, als die Baucontainer beim Hallenbad standen. Das lässt natürlich großen Interpretationsspielraum. Zur Vollpension: Oma backt Kuchen und erzählt Geschichten - diese Idee klingt nett. Bei einem Lokalaugenschein war das für mich jedoch ein normaler Gastrobetrieb, der für mich mit diesem Konzept nicht viel zu tun hat."

Bürgermeister Markus Bischofer: "Ich habe eine kurzfristige Entscheidung fällen müssen, deshalb habe ich die Genehmigung im Alleingang erteilt. Ich habe nicht abschätzen können, dass es dadurch zu so vielen Emotionen kommt. Ja, ich habe diesen Schritt so gemacht - aber er war trotz allem richtig. Zur Zukunft des Hallenbades: Für die Grundstücksverhandlungen zum Gesundheitszentrum gibt es einen baldigen Termin."

Frank Kostner, Gastronom: "Durch die Vollpension fehlen den Alpbacher Gastronomen bis zu 150 Personen pro Tag. Auch beinhaltet das Projekt nicht nur 'Kaffee und Kuchen von Senioren', sondern es ist eine normale Bar mit Grillfeiern und Ausschank bis in die frühen Morgenstunden. Das schädigt die Alpbacher Gastronomie. Das wäre genauso wie wenn wir Alpbacher Gastronomen zwei Wochen aufs Münchner Oktoberfest fahren und dort eine "temporäres Alpbacher Café" eröffnen."


Brigitte Mayer, Initiative Pro Hallenbad:
"Wir haben lange für das Hallenbad gekämpft und viele Ideen und Visionen vorgelegt. Momentan weiß niemand in Alpbach was der Status Quo der Verhandlungen über das Gesundheitszentrum ist. Da ist klar, dass Unmut in der Bevölkerung herrscht. Es muss sich etwas tun! Wir fordern mehr Transparenz vom Bürgermeister."


Vollpension-Initiator Michael Lanner:
"Wir verkaufen nicht jeden Tag 100 Essen. Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der Umsatz kommt weder mir noch sonst jemandem zugute. Diese Betriebsstätte ist gemeldet, wir besitzen eine Gastrokonzenssion und alle unsere Mitarbeiter sind angemeldet".

Wo: Hallenbad, 6236 Alpbach auf Karte anzeigen
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