Lehre

Lehrlingsanzahl im Bezirk Kufstein konstant, Mangel groß

Aktuell gibt es beinahe gleich viele Lehrlinge wie 2021.  Aber: "Alle Sparten suchen", wie WK-Bezirksstellenleiter Wachter erklärt. Erstmals spürt auch die Sparte Gewerbe und Handwerk den Mangel stark. 

BEZIRK KUFSTEIN. Es herrscht ein Ungleichgewicht am Lehrlingsmarkt. Die Nachfrage nach jungen Arbeitskräften für eine Lehrstelle ist höher, als das Angebot an potenziellen Kandidaten und Kandidatinnen – auch im Bezirk Kufstein. Das zeigt ein Blick in die aktuelle Lehrstellensituation bis August 2022.
Die Anzahl an Lehrlingen im Bezirk Kufstein mit aktuell 1.458 (Stichtag 31. August 2021) ist im Vergleich zum Vorjahr insgesamt beinahe gleich geblieben. Anders sieht es im Bezirk bei den Lehrlingen im ersten Lehrjahr aus: Deren Anzahl ist von 468 (Stichtag 31. August 2021) auf 439 gesunken. In ganz Tirol gab es mit dem Stichtag 31. August 2022 im Vergleich zum Vorjahr mit 3.097 Lehrlingen im ersten Lehrjahr sogar einen leichten Anstieg: 2021 waren es zum selben Datum 3.044 gewesen.

Handwerk: Keine Initiativbewerbungen mehr

 
Nichtsdestotrotz beschäftigt der Lehrlingsmangel die Betriebe weiterhin – das in jeder Sparte. Neu ist allerdings, wie weit fortgeschritten und in welchen Bereiche der Mangel präsent ist. Auch die Sparte Gewerbe und Handwerk, die in der Regel die meisten Lehrlinge aufnimmt, ist 2022 stark von der Knappheit an Lehrlingen betroffen.  

"Speziell die Handwerksbetriebe, die relativ unerfahren sind im Mitarbeitermarketing, tun sich sehr schwer jemanden zu finden",

erklärt Peter Wachter, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer Kufstein im Gespräch mit den REGIONALMEDIEN KUFSTEIN. Früher hätten die kleineren Handwerksbetriebe einfach gewartet, bis Initiativbewerbungen hereinkamen. "Das passiert heute fast gar nicht mehr", so Wachter.
Diese Unternehmen müssten sich nun im Mitarbeitermarketing stark professionalisieren, um mit den großen Firmen im Bezirk überhaupt mithalten zu können. Die "Großen" haben meist professionelle Recruiting-Abteilungen im Hintergrund. Auf potenzielle Lehrlinge – oder auf jene, die neue Lehrlinge anwerben – warten hier teilweise "Zuckerl", wie der Führerschein, Mopeds oder Handys. 

Mangel in allen Sparten

Dem Handwerk geht es damit nun gleich wie allen anderen Sparten: "Alle Sparten suchen", betont Wachter. Betroffen sind alle Bereiche, darunter die "Klassiker" Tourismus und Handel, die schon seit längerer Zeit Schwierigkeiten haben, Lehrlinge zu finden. Noch im letzten Jahr, beklagten Unternehmen im Herbst, dass auf Grund der Pandemie viele Informationsveranstaltungen zur Berufsorientierung nicht stattfinden konnten. Das hat sich im Jahr 2022 geändert.  

Mehr Lehrstellen, weniger Jugendliche

Der Umstand des Lehrlingsmangels ist aber auch der allgemeinen Situation am Arbeitsmarkt geschuldet. 

"Wir haben im Bezirk Kufstein einen absoluten Beschäftigungshöchststand",

sagt Wachter. Es hat noch nie so viele Arbeitende gegeben, wie es jetzt gibt. Man braucht derzeit also mehr Beschäftigte, durch die demographische Entwicklung gibt es aber weniger potenzielle Arbeitskräfte. Das gilt auch für die Lehrlinge: Mehr ausbildende Betriebe und weniger Jugendliche prägen im Bezirk das Bild. 
Die meisten Lehrlinge, die sich derzeit im Bezirk Kufstein in Ausbildung befinden, sind mit 807 Lehrlingen im Gewerbe und Handel zu finden. 221 machen eine Lehre in der Industrie, 183 im Handel und 79 in Tourismus und Freizeitwirtschaft. 

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